Wer glaubt denn so was? Das Popotop!

Jedermann hat heutzutage den Begriff des Biotops im Ohr und im Kopf. Ständig wird er in den Mund genommen. Wenn eine Autobahn gebaut werden soll, ein Windrad zu errichten ist, irgendein Eingriff in die Natur erfolgen soll, entstehen auf einmal Biotope – wie aus dem Nichts. Die Nachbarin meiner Hundephysiotherapeutin wollte ein durchaus für Bebauung geeignetes Grundstück zum Biotop erklären lassen, um keinen direkten Nachbarn hinnehmen zu müssen. Das einzig Biotopische an dem Grundstück allerdings waren und sind bis heute plattgemachte Bäume, die offensichtlich auch gestört haben.

Was aber ist ein Popotop? Wenn man zwei Hunde hat, dann weiß man irgendwann, dass auch Hunde mit zunehmendem Alter ihre Zipperlein entwickeln. Meine beiden Mausemädchen leiden gleichermaßen unter Arthrose. Hüfte, Rückgrat, Pfoten – man könnte glatt von klassischen Problemstellen sprechen. Damit die Entwicklung nicht ganz so schnell und nicht ganz so umfangreich ausartet, gibt es heute Möglichkeiten. Zum Beispiel eine Hundephysiotherapeutin, die über einen Pool verfügt, in dem die Hunde schwimmen können (auch wenn meine beiden Mäuse das zugegebenermaßen lieber nicht tun würden).
Nach so einer Schwimmung, die in der Regel zwanzig bis dreißig Minuten pro Hund dauert, sind die Hunde nass. Ja, manch Leser mag überrascht sein, aber sie sind nicht nur einfach nass – sondern nass bis auf die Haut (und nicht nur oberflächlich wie nach einem Gassigang bei Regen). Und auch, wenn der Hund den größten Teil des Wassers im Fell los wird, indem er sich schüttelt, und auch, wenn man als Mensch selbst mit großen Badetüchern zulangt, Feuchtigkeit bleibt.
Interessanterweise ist der Körperteil des Hundes, der sich am längsten die Feuchtigkeit bewahrt, das Heck, das Hinterteil – vulgo: der Popo. Und es dauert Stunden, bis der getrocknet ist, und in dieser Zeit hat man das Vergnügen, ein vierbeiniges Feuchtbiotop im Hause zu haben, das beim Hinsetzen auf Laminat und Parkett gerne einen Sitzfleck hinterlässt.
Und das ist es – das hündische Feuchtbiotop, das sogenannte Popotop.

Hat man diese Erkenntnis erst einmal verinnerlicht, ereilen einen Menschen mit verlegerischer Tätigkeit sogleich verlegerische Gedanken. Das Genre der Utopie ist uralt, Thomas Morus hat es begründet und viele Autoren haben sich mehr oder minder erfolgreich an Utopien versucht. Die ewigen Griesgräme unter den Schriftstellern kamen irgendwann auf die Idee, die Lesewesen dieser Welt mit dem Gegenteil der Utopie zu behelligen – der Dystopie. Sie ist heutzutage nicht nur modern, sondern omnipräsent. Wer etwas anderes zu schreiben und zu vermarkten versucht, als eine Dystopie, muss schon damit rechnen, schräg angeschaut zu werden.
Aber die Rettung ist in Sicht. Utopien sind durch, Dystopien nerven – morgen schreibt man Popotopien, und wer behauptet, das sei Literatur für den (Hunde-) Arsch, der ist ein böser Mensch. Popotopien zu schreiben ist einfach. Knuffig muss die Literatur sein, mit langem oder kurzem Fell gestaltet, eben feucht – mal mehr, mal weniger –, und vier Beine, zwei große, nicht kupierte Ohren und einen allerlieblichsten Blick muss das Werk haben, so sehr, dass der Leser bei der Lektüre vor Freude und Zuneigung zum Werk, zur Popotopie förmlich zerfließt.
Also auf! Autoren! Schreibt Popotopien! Mein Verlag, die p.machinery (vulgo: popoganda machinery, deutsch: Popogandamaschinerie), wartet auf eure Ergüsse.

Knallchargenbrevier

Der Autor kann nichts dafür, dass man die Leute, die er sich in diesem Buch vorknöpft, als Knallchargen bezeichnet. Unter anderem. Sich ernsthaft mit Verschwörungstheorien zu beschäftigen, kann gefährlich sein und böse enden. Der bessere Umgang ist Sarkasmus, Satire, durchaus kabarettistisch, vor allem aber böse und – ja, intelligent. Gerade mit Intelligenz ist man gegen Verschwörungstheorien am besten gewappnet, denn Intelligenz ist vermutlich das, was den Vertretern verquerer Denke am ehesten fehlt – nicht selten vollständig.

Kristjan Knall hat mit seinen Platon in den Mund gelegten Worten heftig Wasser auf meine Mühlen gegossen und er hat mich, der ich Fan politischen und gesellschaftlichen Kabaretts auf sarkastischer Grundlage bin, mit vielen bösen Seitenhieben erfreut. Es ist zu verknusen, dass Xavier Naidoo nicht die Hauptfigur ist, auch, dass Hildmann und andere Kameraden der Branche nicht zu Wort kommen, vor allem aber hat mich eher noch erfreut, dass die deutsche COVIDiotie keine Plattform bekommen hat, obwohl sie es sicherlich auch verdient hätte. Aber das Thema der Seuche nervt, und ich kann nicht ausschließen, dass ich mit dem Autor hätte diskutieren müssen, ob das Thema auch noch nötig gewesen wäre – aber das war ja auch gar nicht nötig.

Das Buch richtet sich an den interessierten Intelligenzler, der in der Lage ist, Satire richtig aufzufassen. Es ist eindeutig nichts für die Knallchargen dieser Welt, denn das, was Kristjan Knall geschrieben hat, macht ihnen keinen Spaß – weniger, weil er auf ihre Kosten geht, als vielmehr, weil sie gar nicht verstehen, was hier Sache ist.

Knall, Krischan, PLATON SIEHT CHEMTRAILS

Babys erstes Baby

In meinem Verlag gibt es ja sogenannte Imprints. Das sternwerk von Sven Klöpping, Haller von Corinna Griesbach. Und auch Die|QR|Edition. Die hat nun die erste Ausschreibung aufgelegt:

Unter dem Titel »QR|codes – Wir. Sind die Zukunft.« präsentiert Die|QR|Edition ihre erste Ausschreibung zu einem Literaturwettbewerb zur Zukunft der digitalen Gesellschaft und der Intervention der Spezies »i:Code«. Innovation, Provokation, Vision, Spannung – und die praktische Definition des Begriffs der »Literatur 4.0« sind das Ziel. – Alle wichtigen Details finden sich hier.

(Die einzelnen QR|codes in der obigen Abbildung können mit der gratis verfügbaren App i-nigma problemlos gelesen werden. Probieren Sie es mal aus …).

Göttlich? Mitnichten!

Alexander Knörr, Roland Roth (Hrsg.)
TERRA DIVINA
Auf den Spuren der göttlichen Lehrmeister
Ancient Mail Verlag Werner Betz, Groß-Gerau, 2012, DIN-A5-Bausparer-Paperback, 316 Seiten, ISBN 978 3 944198 17 0

VORBEMERKUNG
Man hat es nicht immer leicht. Meistens. – Alexander Knörr ist mir eigentlich eher suspekt, was seine schriftstellerischen Fähigkeiten angeht, während ich von Roland Roth einerseits weiß, dass er auf dem Sektor dieser Art von »Literatur« nicht nur ein großer Name war und ist – er hat, glaube ich, sogar mal ein einschlägiges Periodikum herausgegeben –, sondern auch ein Autor, der trotz aller thematischen Bedenklichkeiten eines einwandfrei drauf hat: das Schreiben.
Aus dem Stapel der noch vorliegenden Ancient-Mail-Verlag-Werke griff ich mir diese Sammlung – bei Kurzgeschichten würde man das als Anthologie bezeichnen – von Artikeln zu unterschiedlichen Themen, in der Hoffnung, durch die Abwechslung vielleicht auch die eine oder andere nicht ganz so übel aussehende Perle zu entdecken.
Nun ja …

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Lektüre abgebrochen

Philip Mantle
Roswell 1947 und der Alien Autopsie Film
(Alien Autopsy Casebook, 2010)
Ancient Mail Verlag Werner Betz, Groß-Gerau, September 2012, Übersetzung: Daniela Mattes, Paperback, 378 Seiten, ISBN 978 3 943565 98 0

VORBEMERKUNG
Allein am Buchtitel »Roswell 1947 und der Alien Autopsie Film« erahnt man schon, wo diese Rezension enden wird. Warum zum Henker können Paläo-SETI-Pappnasen kein Deutsch?

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Von Tuten, Blasen und totalem Blödsinn

Alexander Knörr
HAGAR QIM
Auf den Spuren eines versunkenen Kontinentes | Rätsel um die Insel Malta
Ancient Mail Verlag Werner Betz, Groß-Gerau, September 2007, Paperback, 283 Seiten, ISBN 978 3 935910 46 0

VORBEMERKUNG
Alexander Knörr hat sich ja inzwischen auch als Autor von SF-Romanen betätigt, nachdem er zuvor mit diversen Titeln wie diesem auf dem zweifelhaften Markt der schreibenden Laienwissenschaftler aufgetreten ist. Das Buch habe ich mir aus zwei wesentlichen Gründen vorgeknöpft: Es gehört zum einen in meine Malta-Sammlung; und zum anderen empfinde ich mitunter – und gerade wieder in dieser Zeit – perverses Vergnügen daran, Bücher zu lesen, die man nur verreißen kann. Aber ich greife vor …

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Geh weg, du bist kein Buch

Daniela Machnitzke
ALS DIE GÖTTER DIE MENSCHEN ERSCHUFEN
Originalausgabe, Ancient Mail Verlag, Groß Gerau, Januar 2013, Taschenbuch, 219 Seiten, ISBN 978 3 944198 49 1

VORBEMERKUNG

Zum Zeitpunkt, da ich diese Rezension schreibe, bin ich 54 Jahre, ein paar Monate, Tage, Stunden alt. Ich habe in meinem bisherigen Leben viele Bücher gelesen, viele sehr unterschiedliche Bücher. Ich weiß nicht genau, wie viele es waren. Ich gehe von einer vierstelligen Zahl aus, weiß aber nicht, ob es eher 1000 oder eher 5000 sind.
Ich weiß aber genau, dass unter diesen vielen Büchern, die ich gelesen habe, bislang nicht mehr als zehn Titel waren, die ich nicht zu Ende gelesen habe, gleich, aus welchen Gründen. Ich weiß die Titel nicht mehr, aber ich weiß, dass es nicht mehr als zehn waren.
Ich weiß jetzt, dass es auf jeden Fall einer mehr ist.

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Es hilft nicht, ihn nur zu mögen

Serdar Somuncu
HASSTAMENT
Die rohe Botschaft
WortArtisten, Köln, 2013, Klappbroschur, 351 Seiten, ISBN 978 3 942454 02 5

VORBEMERKUNG
Somuncu zu mögen, das reicht nicht. Man sollte ihn verstehen. Man sollte ihm genau zuhören, ihn genau lesen. Und man sollte ihn verstehen. Richtig verstehen. In dem vorliegenden Buch sind unter anderem Beispiele von Menschen enthalten, die ganz offensichtlich trotz aller (Vor-) Warnungen zu dumm waren (und wohl noch sind), das zu tun. Somuncu zu verstehen, ihm zuzuhören, ihn zu verstehen.
Ich entdeckte Somuncu beim Zapping. Irgendwo lief seine Hassprediger-Show, ich blieb hängen. Mit offenem Maul, sabbernd. Mit der Erkenntnis, endlich das gefunden zu haben, was ich bei dem deutschen Kabarett, bei Comedy und ähnlichen Dingen bisher vermisst habe.
Deutlichkeit. Echte Worte. Unnachgiebigkeit. Gnadenlosigkeit. Klarheit. Ich war schon beim ersten TV-Genuss des Programms von Serdar Somuncu nicht einen Augenblick bereit, mich auf ein Missverständnis seines Tuns und seiner Worte einzulassen.

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Thema verfehlt, sechs, setzen!

Walter-Jörg Langbein
DAS VERLORENE SYMBOL UND DIE HEILIGEN FRAUEN
Das wahre Geheimnis des Salomon-Schlüssels
Ancient Mail Verlag Werner Betz, Groß-Gerau, Februar 2013, Paperback, 140 Seiten, ISBN 978 3 944198 73 6

VORBEMERKUNG
Hach ja … Ich mag ja Bücher, die man verreisen kann, und da sind die Werke aus dem Ancient Mail Verlag immer recht dankbare Objekte. Andererseits … Unter rein kollegialen Gesichtspunkten würde ich doch gerne auch mal einen echten Toptitel aus Werner Betz’ Verlag besprechen dürfen. Doch das wird noch dauern, wie es aussieht.

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Ohne Rätsels Lösung

Rolf Meisinger
DES ZEICHNERS GEHEIMNIS
Ancient Mail Verlag Werner Betz, Groß-Gerau, April 2011 (2. Aufl.), Paperback, 278 Seiten, ISBN 978 3 935910 40 8

VORBEMERKUNG
Der Ancient Mail Verlag veröffentlicht keine Prosa, insofern muss dieses Buch als das gesehen werden, als das es dargereicht wird: eine Autobiografie. Auch, wenn einem das recht bald eher seltsam vorkommen mag.

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