Kategorie-Archiv: Mystery
Schwieriges Thema?
Man könnte meinen, die Ausschreibung sei eindeutig genug gewesen. Gesucht wurden Storys um Traumorte – keine Urlaubsorte, sondern Plätze, die man im Traum aufsucht. Aber in der Anfangszeit, so wurde mir berichtet, kamen vor allem auch Storys um Träume, nicht um Traumorte, sondern um Träume – und ich vermute mal ohne nachzufragen, dass es sich vornehmlich um Albtraumszenarien gehandelt haben dürfte. Marianne Labisch, das weibliche Element im eingespielten Herausgeberteam Labisch & Scherm, war anfangs nicht amüsiert über das, was sie da zugeschickt bekam. Aber offensichtlich blieb das nicht so, denn die nun veröffentlichten Geschichten haben die Themenanforderung einwandfrei und punktgenau umgesetzt.
Gerd Scherm hat einmal mehr als Illustrator seine Arbeit abgeliefert, und diesmal hat er etwas getan, das inzwischen in der Szene von vielen – aber nicht nur – Grafikern kritisiert wird und zu ersten Boykottaufrufen geführt hat: Er hat die Möglichkeiten sogenannter »künstlicher Intelligenz« genutzt, um in Bildwerken das umzusetzen, was Autoren in ihren Texten beschrieben haben. Die Angst der Grafiker, die mit traditionellen und modernen handwerklichen Methoden arbeiten, durch sogenannte KIs ihre Jobs zu verlieren, mag nicht unberechtigt scheinen – andererseits kann man die ersten Reaktionen auch als übertrieben bewerten. Ein Gerd Scherm hat immerhin schon reichlich Gelegenheit gehabt, seine Fähigkeiten zu beweisen – und in der Tat ist es keine einfache Knöpfchendrückerei, aus einer Software mit den zu suchenden und zu findenden richtigen Stichworten ein Ergebnis herauszukitzeln, das sich sehen lassen kann, das man gerne anschaut. Gerd Scherm wird sich nicht selbst arbeitslos machen – und er wird auch keinem anderen Grafiker seinen Job wegnehmen. Denn bei dieser Anthologie gab es zu ihm und seinen Bildern schlicht und ergreifend keine Alternative. Nicht, weil er durch seinen KI-Einsatz besser als andere gewesen wäre, sondern ganz einfach: Weil er der Grafiker sein sollte. Wir wollten ihn haben, Marianne und ich – keinen anderen.
Labisch, Marianne & Scherm, Gerd (Hrsg.), JENSEITS DER TRAUMGRENZE
Gespannt erwartet
Als dann klar war, dass wir – Kai Beisswenger und ich – das Buch im Imprint »Zwischen den Stühlen« der p.machinery veröffentlichen würde, wurde Andreas Schäfer, der Autor von »Du sollst vergessen«, immer aufgeregter. Seine Aufregung, seine gespannte Erregung stieg von Woche zu Woche, von Monat zu Monat — so ein Buch braucht halt doch seine Zeit –, doch am Ende wurde alles gut. Jetzt ist es da, sein Werk, ein Buch über einen Psychoanalytiker, seine Arbeit und die Nerven kitzelnden Spannungselemente in der Handlung. Denn das Leben eines Psychoanalytikers ist nicht einfach – und kann noch komplizierter werden, wenn die Vergangenheit ihr Recht fordert.
Geistergeschichte ohne Thor
Autor ohne Langeweile
Udo Weinbörner kann sich über Langeweile ganz sicher nicht beklagen. Seine Termine – siehe hier – liegen dicht an dicht und erzeugen auch Resonanzen in Presse, Funk und Fernsehen – siehe z. B. die Sendung bei WDR 3 Kultur am Mittag vom 08.08.2022. Und bei seinen Lesungen geht es nicht nur, aber immer wieder auch über unser gemeinsames Buchprojekt »Bei Sonnenaufgang sind wir zurück«:
Büschen
Ich erinnere mich oft nicht mehr daran, wie ein Buch zustande gekommen ist. Doch, natürlich, wie ich es gemacht habe, das weiß ich noch. Aber nicht, warum. Ruben Wickenhäuser wird gefragt haben. Ich habe den Text angelesen und angenommen. Der Rest hat sich dann von selbst erledigt. Wie immer: büschen Lektorat, büschen Korrektorat, büschen Layout, Fahnenkorrektur, Andruck, Druck, fertig.
Die Geschichte selbst konnte nur in die Reihe »Außer der Reihe« passen, denn so eine Mischung aus büschen Horror, büschen Mystery und büschen Thriller passt nicht in mein Hauptmetier, die Science-Fiction. Aber dafür habe ich ja diese Reihe, und das hat sich mitunter schon gelohnt.
Lohnenswert ist auch diese Stückchen Literatur, das in Schweden spielt und als Novelle eingestuft werden darf.
Kaum Einflussnahme
Ich kenne den Lions Club bislang nicht von direkten Kontakten. Namentlich ist er mir vor allem durch die regelmäßigen Buchbasare des Lions Club in Murnau in Erinnerung. Und mit Literatur scheint der Verein eine ganze Menge am Hut zu haben. Als Udo Weinbörner, mit dem ich bis dato auch keinen sehr intensiven direkten Kontakt hatte, mit der vermutlich von Jörg Weigand inspirierten Idee einer Storysammlung zu mir kam und die Kooperation mit dem Lions Club Meckenheim-Wachtberg erwähnte, nahm ich für einen Augenblick an, es könnte sich dabei um die Notwendigkeit handeln, mit dem Ableger des großen Lions Club intensiv zu verhandeln, über welchen Aspekt einer solchen Buchveröffentlichung auch immer. Aber es erwies sich alles als viel einfacher als befürchtet.
Der Lions Club legte Wert auf sein Logo auf dem Cover – eine ganz einfache Übung – und auf den Text und ein gewisses Erscheinungsbild einer Anzeige im Buch – auch keine wirkliche Herausforderung. Auch wenn sich das für den eher unwissenden Leser dieser Zeilen seltsam anhören mag: Es kommt nicht oft vor, dass ich ein Buch mit einer Startauflage von 200 Exemplaren und mehr verlege. Meist starte ich mit einer niedrigeren Auflage, weil das Risiko (und die Kapitalbindung) geringer ist (und der Schaltungsdienst Lange dies mit seiner Preispolitik unterstützt).
Das Buch selbst war dann kein großes Kunststück. Etwas aufwendiger war die Fahnenkorrektur, weil der Autor noch Überarbeitungen vornahm, aber das war halb so wild. Und das Titelbild war schnell ausgesucht – einmal mehr nutzte ich das Angebot von Shutterstock, um das ich normalerweise aus Kostengründen einen Bogen mache (aber zugegeben: Die Bilder, die man dort findet, sind schon deutlich besser als das Material aus kostenlosen Fotosammlungen).
Aufregendes Universum
Jeder Ort dieser Welt ist ein Universum für sich. Gleich, ob es eine Großstadt oder ein Dorf ist. Winnert, das Dorf, in dem ich nun seit bald drei Jahren lebe, ist bei Weitem nicht so aufregend wie Hamburg. Und nicht einmal annähernd so aufregend wie der kleine Ort, den Peter Kiefer in seinem Buch »LANDLÄUFIG. Die Welt hinterm Acker« beschreibt. Wobei, halt, er beschreibt weniger den Ort, als die in ihm lebenden Menschen. Was am Ende das Gleiche ist. Vermutlich.
Ich kenne Peter Kiefer nicht persönlich. Noch nicht. Aber wir machen schon länger Bücher miteinander, das erste Werk erschien im Mai 2013: »Treibgut. Vom Verreisen«, der Band 6 aus der längst eingestellten Reihe »ErlebnisWelten«. Ein Reisebuch eben. So was kauft heute kein Mensch mehr, selbst in diesen Seuchenzeiten, in denen Reisen nicht mehr ganz so einfach ist.
Aber das ist hier nicht das Thema.
Peter Kiefers Bücher haben immer einen gewissen Kick, den ich schlecht beschreiben kann. Sie wirken sehr normal, üblich, alltäglich, gewöhnlich – und wenn man sie liest, merkt man, dass man sich hat täuschen lassen. Denn da ist immer dieser besondere Strich, der entgegen aller anderen läuft.
»LANDLÄUFIG« ist ein Episodenroman, dessen Plotdetails ich auf Basis meines langjährigen Dorflebens (meine letzte Großstadt war München Mitte der Neunziger) gut nachvollziehen kann, auch wenn die Menschen, denen ich so begegnete und begegne, nicht so schillernd und außergewöhnlich erscheinen, wie Peter Kiefer seine Menschen schildert. Aber er beschreibt sie auch sehr wissend, während ich von meinen Mitmenschen hier in Winnert in den allermeisten Fällen wenig weiß (und am meisten oft genug noch über ihre Hunde).
Zum Cover hatte der Autor durchaus konkrete Vorstellungen. Einem angefragten Grafikerteam waren diese Ideen … oh, ich weiß die genaue Formulierung nicht mehr, sie war jedenfalls abwertend gemeint und zeugte davon, dass man nicht verstanden hat, worum es ging. Klaus Brandt kam dann jedenfalls zum Zuge, denn er verstand – und schuf den an sich unbekleideten Körper einer Frau, auf der das Dorf des Romans zu finden ist, und die Kirche steht direkt oberhalb der Scham. Eine Anspielung. Vielleicht mag derjenige, der herausfindet, worauf sie sich bezieht, eine Mail schicken …
Texte für GEGEN UNENDLICH gesucht
Auf meiner Verlagsseite habe ich soeben eine neue, recht kurz laufende Ausschreibung für die GEGEN-UNENDLICH-Anthologie 17 veröffentlicht:
GEGEN UNENDLICH ist der Tradition der kurzen Form verpflichtet und bringt Kurioses, Skurriles, Bizarres, Absurdes und Abseitiges aus allen Bereichen der Fantastik, vorzugsweise in Erstveröffentlichung. Der Schwerpunkt liegt dabei auf einer allgemein gehaltenen Literatur des Unheimlichen und Wunderbaren, bei der das Irreale »in homöopathischer Dosierung« (Cortázar) verabreicht wird.
GEGEN UNENDLICH versteht sich als ein Kurzgeschichtenmagazin, in dem vor allem das Ungewöhnliche, Neu- und Andersartige seinen Platz findet. Dabei bietet es auch bislang unentdeckten Talenten die Möglichkeit, neben etablierten Autoren zu publizieren, denn das Entscheidende ist ein guter Text – fantastisch und mitreißend.
Wir sind ständig auf der Suche nach frischen Texten, kreativen Ideen und originellen Einfällen, die auf einem handwerklich hohen Niveau umgesetzt wurden und dazu geeignet sind, dem Genre neue Impulse zu geben. Für die kommende Ausgabe werden noch Beiträge gesucht. Die Wahl der Themen ist freigestellt, überraschen Sie uns! Einsendungen (mit einem Umfang zwischen 5.000 und 40.000 Zeichen) bitte bis zum 31. Oktober 2021 an den Herausgeber Andreas Fieberg unter gegen_unendlich@gmx.de.
Kein Sommerschlussverkauf
SSV ist eine Abkürzung, die ich intern verwende, aber nicht für den Sommerschlussverkauf – den es sowieso nicht mehr gibt, sondern für das Buch »Der Schäms-Scheuß-Virus« – ja, ich habe auch gebraucht, bis ich das richtig verstanden und zugeordnet habe (und ja, die Story hilft, aber auch nicht gleich) – von KUB, von Karl-Ulrich-Burgdorf. Der Kontakt kam einmal mehr über Jörg Weigand zustande. Und weil wir uns schon einige Male über den Weg gelaufen sind, fiel die Entscheidung, seine Storysammlung neu aufzulegen, nicht schwer. Vor allem auch, weil ich Kurzgeschichten mag. Und weil neben der Neuausgabe noch eine Sammlung mit neuen, unveröffentlichten Geschichten zur Rede stand und steht – wenn auch allerfrühestens 2022, eventuell sogar erst 2023. Bis dahin gilt es für den KUB-SSV-Fan durchzuhalten – was mithilfe dieser Sammlung nicht schwerfallen dürfte.