Der Wilde Westen trauert

So lautet der Titel eines Beitrags von Alfred Wallon, einem bekannten deutschen Autor von Westernromanen, in diesem Buch. Dietmar Kuegler war Autor und Verleger, er war Fachmann für Amerikanistik, für die Geschichte der amerikanischen Pionierzeit, für »Cowboys und Indianer«, wenn man so möchte (und ja, ich möchte!). Ich habe ihn nie kennengelernt, obwohl wir im gleichen Landkreis lebten (wobei Föhr zugegebenermaßen nicht so einfach zu erreichen ist wie Husum oder Sankt Peter-Ording; man braucht halt die Fähre). Und wir hatten auch thematisch wenig Berührungspunkte. In einigen Anthologien war er vertreten, so z. B. in den Geburtstagsbüchern für Thomas R. P. Mielke, Rainer Eisfeld und Jörg Weigand. Für die »Bilderwelten des Rainer Schorm« (vulgo: »Fantastische Wirklichkeiten«, hrsg. von Jörg Weigand) schrieb er sogar eine fantastische Geschichte.

Andere Autoren haben mehr in meinem Verlag veröffentlicht, aber das war kein Kriterium. Jörg Weigand, der wie Karla Weigand mit Dietmar Kuegler befreundet war, hatte die Idee zu einem Erinnerungsband, und es fällt mir schwer, gute Ideen abzulehnen, zumal ich annehmen durfte, dass niemand außer uns dem Dahingeschiedenen ein solches Denkmal setzen würde. Wir haben es getan – und ich denke, wir dürfen stolz darauf sein.

Roth, Karl Jürgen, Weigand, Karla & Jörg (Hrsg.), AMERIKA! AMERIKA!

Steampunk, nachgelegt

Es war einmal eine Anthologie namens »NECROSTEAM«, herausgegeben von Detlef Klewer. Sie erschien als AndroSF 132 im Januar 2021. Benannt war sie als »Cthulhupunk«-Anthologie, was als Spezialversion des Steampunk gemeint war. Und ist. Steampunk mit Cthulhu. Steampunk mit Lovecraft.

Einer der teilnehmenden Autoren war Ivan Ertlov. Der in Australien lebende Österreicher ist ein Fleißiger, und so hat er nach seiner Geschichte in der »NECROSTEAM«-Anthologie noch einen ganzen Roman im Setting der Anthologie: »Jenseits der Hoffnung« ist nicht nur ein Stück Steampunk mit lovecraftschen Einflüssen, sondern auch eine Art Sittengemälde einer Zeit, die so nie wirklich stattgefunden hat, die man sich nach der Lektüre allerdings so gut vorstellen kann, als hätte es sie genau so und nicht anders gegeben.

Ich habe eigentlich keinen sonderlich guten Draht zum Steampunk und Lovecraft gehört jetzt auch nicht zu meinen Lieblingsautoren, aber Ivans Werk hat mich sehr gefangen genommen. Seine cthulhuschen Elemente und Anspielungen sind erkennbar vorhanden, aber nicht so massiv, dass man vom eigentlichen, eben eine fiktive, aber vorstellbare Gesellschaft im neunzehnten Jahrhundert beschreibenden Gehalt der Geschichte abgelenkt würde. Insgesamt eine gelungene, sehr harmonische Konstruktion, die noch dazu mit fantastischen Ideen und Spannung brillieren kann.

Ertlov, Ivan, JENSEITS DER HOFFNUNG

 

 

Rückkehr einer Schriftstellerin

Eine echte Rückkehr ist es vermutlich nicht. Aber Veronika Grager hat mir ganz am Anfang meiner Verlegerkarriere mit ihrem Roman »Nanobots. Gefährliche Teilchen« die Freude gemacht, den Band 2 meiner inzwischen längst eingestellten Reihe »Action, Thriller, Mystery« darzustellen. Das Buch ist in einer überarbeiteten Fassung längst in einem anderen Verlag neu aufgelegt worden, und all die Jahre haben wir wenig bis nichts voneinander gehört oder gelesen. Aber Veronika war fleißig – und schon letztes Jahr wollten wir die Storysammlung veröffentlichen, die nun 2023 erscheint. Dass es nicht zustande kam, hatte terminliche Gründe – aber 2023 war es dann nun doch gelungen.

Das Buch enthält einen vielfältigen Reigen von Geschichten unterschiedlicher Genres, darunter auch Science-Fiction (in gleich drei Storys), ein bisschen Fantasy und natürlich – das ist ihr Metier schlechthin – Krimis. Es gibt ja immer noch jede Menge kluge Menschen, die behaupten, Genremixe würden nicht funktionieren, vulgo: wären nicht erfolgreich. Aber wer sich von dieser Sammlung nicht einfangen lässt, dem ist auch mit monogenerischen Sammlungen nicht geholfen, der hat einfach ein ganz anderes Problem.

Wie auch immer: Es war mir eine große Freude, noch einmal einen »Grager« verlegen zu dürfen und hoffe doch, dass er »ankommen« wird.

Grager, Veronika A., DONAUWEIBCHEN KÜSSEN HÄRTER

Klare Leseempfehlung

Marianne Labisch hat Gabriele Behrends »Im Schatten der Hydrangea« rezensiert. Ihr Fazit:

Diese Frau ist mir so sympathisch, dass ich mit ihr leiden und hoffen kann. Eine Frau, der ich Zuspruch schicken und die ich umarmen möchte.
Es ist bestimmt nicht einfach, diese schwarzen Bilder zu zeichnen, ohne den Leser zu verschrecken, aber Gabriele Behrend ist das hier ganz vorzüglich gelungen. Sie schafft es sogar, einen Spannungsbogen zu ziehen, der einem das Weiterlesen zur Pflicht macht.
Ich spreche eine klare Leseempfehlung aus.

Behrend, Gabriele, IM SCHATTEN DER HYDRANGEA

Ein Sammlerstück ist aufgetaucht

Thomas Franke
MUNDUS PARALLELUS
Die Akademie der Wissenschaftler nach der Planetesimalen Phaetonischen Katastrophe
Holzstichcollagen als Ergebnisse parallelweltlicher Beobachtungen durch Thomas Franke
Katalog zur Ausstellung in der Petrus-Apotheke, Köln, vom 16.10.–06.12.2010
Holos Verlag, Bonn, 2010, 48 Seiten, Rückenstichbroschüre (DIN A4)
ISBN 978 3 86097 632 6 – EUR 15,00 (DE)

Ein kleinerer (Rest-) Bestand des Ausstellungskatalogs ist aus den Tiefen geheimnisvoller Archivstandorte an das Licht der Welt emporgestiegen …
Der Katalog enthält Textbeiträge von Thomas Franke (Selbstporträt), Wolfgang Jeschke, Jutta Reucher & Jutta Baden sowie René Moreau (in einem Gespräch mit Thomas Franke).
Wesentlicher Inhalt jedoch sind Thomas Frankes Bildtafeln, als da wären: solche aus den Zyklen »Die Wissenschaftler«, »Ein-Mond / Zeitmaschine« und »Zeitmaschine« sowie zur bibliophilen Ausgabe der Novelle »Northern Gothic« von Nick Mamaras; dazu das »Arche-Opteryx-Ritual«, »Begegnung mit einem Marsianer« und »Menschlich erschienend«.
Der DIN-A4-formatige Band ist durchgehend farbig gedruckt. Der Band kann im p.machinery-Buchladen bestellt werden: www.booklooker.de/pmachinery.

Rezis? Immer ein Traum!

Horst Illmer hat Marianne Labischs und Gerd Scherms »Jenseits der Traumgrenze« in phantastisch! 90 besprochen:

Und Hermann Urbanek, LiteraTour-Urgestein, hat sich in Geek geäußert:

Labisch, Marianne & Scherm, Gerd (Hrsg.), JENSEITS DER TRAUMGRENZE

Focke und Schneidewind und Mannheim

Kai Focke hat diese Einladung zu einer gemeinsamen Lesung mit Friedhelm Schneidewind geschickt:

Er hat in einer Begleitmail noch zwei Hinweise angefügt:
Da die Parksituation vor Ort erfahrungsgemäß angespannt ist, empfiehlt sich die Anfahrt mit dem ÖPNV (Haltestelle: Mannheim Neumarkt, RNV-Linie 2).
Getränke bitte selbst mitbringen — es wird vor Ort kein Catering geben.

Frambach, Sabine & Focke, Kai (Hrsg.), STAUBKORNFEE TRIFFT ICH-MASCHINE

Frambach, Sabine & Focke, Kai, TÜREN, TORE & PORTALE

Schneidewind, Friedhelm, BRENNENDE LABYRINTHE

Ohne Absicht

Eher unabsichtlich erscheint die zweite neue Ausgabe des »DAEDALOS« – genauer die Ausgabe 14 – ein Jahr nach der Ausgabe 13, dem Neustart 2022. Der Hauptgrund ist der übliche: die Zeit. Beziehungsweise ihr Mangel. Es gibt einfach nicht genug davon, und heute morgen gerade hat mich meine Frau gefragt, wie es um meinen Antrag auf einen Zweiundsiebzigstundentag (vulgo: 72-Stunden-Tag) steht. Ich musste ihr leider gestehen, dass der Antrag abgelehnt wurde. Begründung: »Braucht kein Mensch …« Ich sehe das freilich anders, aber wen interessiert das schon.

Aber vielleicht ist es auch sinnvoll, wenn der neue DAEDALOS einmal jährlich erscheint. Das führt nicht nur zu einer noch sorgfältigeren Materialauswahl, sondern stresst auch die Interessenten nicht, von denen die meisten »vermeintlich« oder »angeblich« oder beides sind, wie sich an den bisherigen Erfolgszahlen des DAEDALOS 13 zeigt … zeigte …

Michael Siefener, Ellen Norten & Andreas Fieberg (Hrsg.), DAEDALOS 14

Hinterm Mond 2023

Hinterm Mond 2023
4. Tag der Science-Fiction-Literatur in Ostfriesland
im Kulturspeicher in Leer
Sonnabend, 7. Oktober 2023, 15 Uhr
mit Thorsten Küper, Aiki Mira, Jol Rosenberg und Gerhard Wiechmann.

Zum vierten Mal wird der Kulturspeicher in Leer/Ostfriesland bei »Hinterm Mond 2023« zum Treffpunkt von Science-Fiction-Fans aus ganz Deutschland. Den 4. Tag der SF-Literatur am Sonnabend, 7. Oktober, gestalten Thorsten Küper (Herne), Aiki Mira (Hamburg) und Jol Rosenberg (Berlin), die aus ihren Werken lesen werden, sowie Gerhard Wiechmann (Oldenburg), der einen Vortrag über Reichsflugscheiben und Nazi-Ufos halten wird.
Veranstalter von »Hinterm Mond« ist der Journalist Norbert Fiks. Er hat seine zahlreichen Kontakte ins deutsche Science-Fiction-Fandom genutzt, um ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine zu stellen. Dieses Mal wird aktuelle SF deutscher Autorinnen und Autoren mit einem historischen Thema in Kontrast gesetzt.
»Hinterm Mond 2023« im Kulturspeicher in Leer beginnt  am Sonnabend, 7. Oktober, um 15 Uhr. Karten zum Preis von 15 Euro können online unter blog.fiks.de/hinterm-mond bestellt werden.

Thorsten Küper, Jahrgang 1969 und im Hauptberuf Lehrer in Herne, schreibt seit Anfang des Jahrtausends Kurzgeschichten für Anthologien und Magazine wie Nova, Exodus, c’t und Spektrum der Wissenschaft. Mehr als 20 Mal wurde er für den Kurd-Laßwitz-Preis und den Deutschen Science-Fiction-Preis nominiert. 2019 gewann er die beiden begehrten Preise mit seiner Kurzgeschichte »Confinement«. Thorsten organisiert seit 2010 mit seiner Frau Kirsten Riehl virtuelle Lesungen in Second Life, bei denen bisher rund 250 Schriftsteller, Verleger, Herausgeber, Künstler und Musiker aufgetreten sind. Gemeinsam mit Frederic Brake moderiert er die Fantastiktalkshow »Talkien«, zu sehen unter www.youtube.de/BrennendeBuchstaben.

Aiki Mira lebt in Hamburg und – nach eigenen Angaben – in der Science-Fiction. Gleich drei Storys von Aiki wurden 2022 für den Deutschen Science-Fiction-Preis und für den Kurd-Laßwitz-Preis nominiert. Das hat vorher niemand geschafft. Mit der Story »Utopie27« gewann Aiki beide Preise. Zusammen mit den beiden Künstlern Uli Bendick und Mario Franke gab Aiki die Anthologie »Am Anfang war das Bild« heraus, die 2022 ebenfalls für den Kurd-Laßwitz-Preis nominiert war und den zweiten Platz erreichte. Im zu Ende gehenden Jahr 2022 erschienen zudem zwei SF-Romane von Aiki: »Titans Kinder. Eine Space-Utopie« sowie »Neongrau. Game Over im Neurosubstrat«. Im Web: www.aikimira.webnode.page

Jol Rosenberg landete 1976 auf der Erde und lebt in Berlin. Jol bloggt auf www.jol-rosenberg.de mit dem Schwerpunkt deutsche Science-Fiction und schreibt vorwiegend in diesem Genre. Kurzgeschichten erschienen in Anthologien und Zeitschriften, unter anderem in Queer*Welten, c’t und der Anthologie Future Work. Jols Romandebüt »Das Geflecht. An der Grenze« erschien im Herbst 2022 im Verlag ohneohren, darauf folgt im Herbst 2023 – und hoffentlich rechtzeitig zu »Hinterm Mond 2023« – ein Roman-Zweiteiler, ein Hope-Punk-Werk, beim Verlag Plan9. Jols Markenzeichen: der Hut.

Gerhard Wiechmann, Lehrbeauftragter an der Carl-von-Ossietzky-Universität, ist Experte für Militär-, Marine- und Filmgeschichte mit einem Faible für die Science-Fiction und speziell der SF-Filme der DDR. »Perry Rhodan« war die Einstiegsliteratur, mit Claus Ritters »Kampf um Utopolis« von 1989 begann sein historisches Interesse an SF. 2022 wurde Gerd nicht nur über Konzepte deutscher »asymmetrischer« Kriegführung im 19./20. Jahrhundert habilitiert, sondern es wurde auch sein Buch »Von der deutschen Flugscheibe zum Nazi-UFO« veröffentlicht, das sich mit den »Metamorphosen eines medialen Phantoms« befasst. Möglicherweise wird das Thema ausgebaut unter dem Aspekt einer Geschichte der Military-SF.


Gerhard Wiechmann – Foto: Foto Ventura Oldenburg

»Hinterm Mond 2023 – 4. Tag der Science-Fiction-Literatur in Ostfriesland« wird veranstaltet von Norbert Fiks, Wagnerstraße 25, 26789 Leer.

SF in und aus den Alpen

Eigentlich habe ich mit meinem Umzug nach Nordfriesland den Alpen (und Bergen generell) ja den Rücken gekehrt. Aber ein Grund, dieses Buch nicht zu machen, war das nicht:
Alfred Vejchar hatte die Idee möglicherweise nicht allein, aber er war der Hauptideenträger und kam mit der Frage zu mir, ob ich ein Buch über das österreichische SF-Fandom (und das Drumherum) machen wolle. Wie so oft gab es keine langen Diskussionen, denn neben einem passenden Titel mit historischen und aktuellen Informationen über das österreichische Fandom gab und gibt es ja auch enge Verbindungen zum SFCD — und die Reihe »AndroSF« in der das Buch nun erschienen ist, ist ja »für den SFCD« gedacht und veröffentlicht.
Die Idee, das Buch auch dem SFCD für seine Mitglieder anzubieten, war naheliegend und ging auch von Alfred Vejchar aus. Der hatte auch schon bei Thomas Recktenwald vorgefühlt, und so war die Tür, durch die ich mit meinem Vorschlag kam, schon geöffnet. Das Buch ist nicht nur der Titel 170 der Reihe »AndroSF«, sondern auch Ausgabe 158 des ANDROMEDA SF MAGAZINs des SFCD.

Die Arbeit am Buch war spannend und aufwendig. Die Beiträge aus vielen unterschiedlichen Quellen waren insgesamt ein Formatchaos (was ich niemandem zum Vorwurf mache), durch das mein Standard-Tabula-rasa-Makro erst einmal nicht zum Einsatz kommen konnte. Auch der Buchsatz war anspruchsvoll — so anspruchsvoll, dass ich inzwischen von der üblichen Idee, das E-Book im epub-Format selbst zu bauen, Abstand genommen habe; ich werde hier meinen Dienstleister Bookwire in Anspruch nehmen, dessen Arbeit selbst für Geld preisgünstiger ist, als würde ich es selbst machen wollen. Derweil habe ich das Buch als E-Book im PDF-Format veröffentlicht — das muss für die ersten Tage reichen, bis Bookwire geliefert hat.

Zusätzlich zu all dem Spaß, den die Arbeit am Buch letztlich gemacht hat, ist es mir auch eine Freude, noch einmal etwas für den SFCD getan zu haben. Und ich gebe offen zu, dass ein Teil dieser Freude Schadenfreude ist, nachdem ich dem SFCD mit diesem Buch ein ANDROMEDA SF MAGAZIN spendiert habe, obwohl ich dem Verein längst den Rücken gekehrt habe. (Und derjenige, an dem sich diese Schadenfreude festmachen lässt, weiß schon, wer gemeint ist.)

Vejchar, Alfred (Hrsg.), VON ANDROMEDA BIS UTOPIA