Stößer, Der

Müsste ich einen Lexikoneintrag zu Achim Stößer schreiben, wüsste ich nicht, wo ich anfangen sollte. Ich wüsste auch nicht, was ich schreiben sollte. Von meiner eigenen Sicht des Weltbildes aus gesehen, sollte ich Achim Stößer eigentlich nicht leiden können. Ich tue es trotzdem. Er ist ein Mensch, der all meinen eigenen weltanschaulichen Einstellungen entgegengesetzt …
Nein, das ist gelogen. Er ist ein Anti. Er ist zu vielen Dingen »anti« eingestellt, die ich eigentlich auch so begleite. Allerdings nicht so extrem, nicht so endgültig. Was vielleicht mein Fehler ist, den ich überdenken sollte.
Aber all das spielt keine Rolle. Achim schreibt Geschichten, die genau die Ecken und Kanten haben, die ich den Lesern seiner Geschichten wünsche. Auch wenn er mir als Immernochfleischesser unterstellt, Leichen zu verspeisen, will ich nicht behaupten, dass er unrecht hat. Im Gegenteil. Und gerade weil er mit dieser Einschätzung recht hat, mich aber nicht wirklich dafür auf seine finale Blacklist der Menschen gesetzt hat, mit denen er niemalsnienienicht zu tun haben möchte, genau deshalb schätze ich ihn. Als Erreger für Gedankengänge, die ich ohne ihn niemals haben würde. Als Auslöser dafür, dass ich meinem höchsteigenen Tierschutzgedanken eine ganz andere Qualität zufüge. Und auf manche Themen so reagiere, dass meine Frau mich in den Arm nimmt, um mich zu trösten.
Achim Stößer ist ein besonderer Autor. Ein ausgefallener Autor. Wer seinen Einstellungen nicht folgen mag, sollte seine Geschichten nicht lesen – und ich kenne genügend kritische Klugscheißer im Genre, die ihn eher verurteilen, als ihm recht zu geben.
Für all die Leute, die unter Wokeness leiden und sich einen abgendern, für all die Menschen, die meinen, sich wegen jeder möglichen kulturellen Aneignung aufregen zu müssen, für alle die und ihresgleichen ist Achim Stößer mit seinem Werk nichts. Gar nichts. Für solche Menschen – fehlen hier Anführungszeichen? – wäre es sinnvoller, in den Keller zu gehen. Und dort zu bluten.

Stößer, Achim, Die dunkle Seite der Erde

One Reply to “Stößer, Der”

  1. »[U]nterstellt«? Im Sinn von »von jmdm. in böser Absicht etw. Falsches behaupten, jmdm. etw. unterschieben«? Nein: https://www.dwds.de/wb/Leiche

    Allerdings verwende ich statt »verspeisen« üblicherweise das treffendere Wort »fressen« (https://www.dwds.de/wb/fressen).

    Wobei es in diesem Band nur am Rand um Veganismus geht (da könnte der Titel allerdings derselbe sein – wird er aber nicht ;-)), Hauptthema ist hier ja Religiotie.

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