Ohne Rätsels Lösung

Rolf Meisinger
DES ZEICHNERS GEHEIMNIS
Ancient Mail Verlag Werner Betz, Groß-Gerau, April 2011 (2. Aufl.), Paperback, 278 Seiten, ISBN 978 3 935910 40 8

VORBEMERKUNG
Der Ancient Mail Verlag veröffentlicht keine Prosa, insofern muss dieses Buch als das gesehen werden, als das es dargereicht wird: eine Autobiografie. Auch, wenn einem das recht bald eher seltsam vorkommen mag.

WORUM GEHT ES?
Rolf Meisinger, Deutschrusse, war Angehöriger einer sowjetrussischen Spezialtruppe, die sich um ungewöhnliche Vorkommnisse zu kümmern hatte: unter anderem geht es um Sandrochen, um eine etwas eigenwillige Lenin-Büste und die Zusammenhänge zwischen Graböffnungen und Kriegserklärungen; zu guter Letzt spielen »Anomalien über Afghanistan« eine Rolle.

WIE IST DER STIL?
Leidlich, aber erkennbar besser als im Falle anderer Bücher aus dem Ancient Mail Verlag, die ich zuletzt rezensiert habe. Dem Autor ist wohl zuzuschreiben, dass das fehlende Korrektorat und Lektorat nicht ganz so ins Gewicht fällt wie sonst; sein Schriftdeutsch ist durchaus gut, wenn auch nicht perfekt (was man bei einigen Zitaten weiter unten sehen wird).

WAS GEFIEL NICHT?
Letztlich der Stil, denn auch, wenn das Schriftdeutsch fehlende verlagsseitige Aktivitäten ein wenig ausgleichen kann, ändert dies leider nichts daran, dass das Buch insgesamt weder spannend noch in irgendeiner Form wirklich interessant zu nennen ist. Die Beschreibungen der Unternehmungen der kleinen Truppe ist so lapidar und fast leiernd heruntergeschrieben, dass man den eigentlich desinteressierten Tonfall des Autors, würde er den Text vorlesen, beinahe hören kann. Darüber hinaus wird nur im ersten Fall, bei dem einige Geologen ums Leben kamen, die Ursache der Ereignisse – eben die Sandrochen – aufgedeckt; alle anderen Fälle sind einfach irgendwann zu Ende, aber der Leser erfährt nicht, warum nun die Lenin-Büste so zickig war oder ob der Angriff Deutschlands auf die Sowjetunion im Juni 1941 tatsächlich mit einer Graböffnung zu tun hatte.

WAS GEFIEL?
Ich müsste lügen …

EIN PAAR ZITATE GEFÄLLIG?

Die Soldaten-Ausbildung fing an. Die Tage zogen sich einer nach dem anderen dahin. Sie wetteiferten in ihrer Sinnlosigkeit mit den kommunistischen Sprüchen und in ihrer Notwendigkeit mit der eines Regenschirms für Fische. So vergingen zwei Monate. […]
(S. 11)

„Sowohl auf der Karoserie des Wagens, als auch auf dem Stiefel fand man Spuren der Säureneinwirkung. Eben Säuren – im Plural. Entfernt erinnern sie an die Ameisensäure, jedoch in ihrer Konzentration und Wirkung – eher an die anorganische Blausäure. Außerdem konnte man an den Glasscherben Fragmente organischer Materie feststellen.“
(S. 67, Hervorhebung durch d. Rez.)

Halbbekleidete Frauen spannen ihre Bögen, ohne sich ihrer Blöße und ihrer entstellten Brust zu genieren.
(S. 79)

Ich drehte mich um und fand neben mir eine recht nette junge Kellnerin, die lächelte und deren lange roten Wimpern mir entgegenflatterten.
(S. 130, Hervorhebung durch d. Rez.)

Im Gegensatz zu den restlichen Sprachen des sowjetischen Asiens war nur tadschikische – eine Abwandlung aus dem Persischem.
(S. 268)

Ich schleppte Galkins, Strischs und meinen Rucksäcke.
(S. 272)

ZU EMPFEHLEN?
Nein.

NOCH WAS?
Mit einem ordentlichen Lektorat hätte man aus diesem Buch vielleicht mehr herausholen können. So aber bleibt auch dieses Buch Teil bedenklicher und bedenkenswerter Papierverwertung.

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