Weise Voraussicht

In weiser Voraussicht – könnte man annehmen – hat Gustav Gaisbauer verkündet, dass der für den Juni 2021 geplante OldieCon, jenes legendäre Risikogruppentreffen von SF- und Fantasyfans, die Hugo Gernsback und Elric von Melniboné noch persönlich kannten, auf den 24. September 2021 – einen Freitag – verschoben wird.

Ja, das ist weise Voraussicht, daran zu denken, dass der noch im Juni 2021 wütende Virus im September des gleichen Jahres bereits endgültig besiegt sein wird.

Immerhin tangiert mich das wenig. Nach meinem Exodus gen Nordfriesland habe ich mir vorgenommen … nein, geschworen, bayerischen Boden nie mehr zu betreten. Wozu auch sollte das gut sein? Und auch wenn ich ehrlicherweise die ganze alte Garde gerne noch einmal wiedersehen würde – ich bin längst zu faul dafür geworden. Und so ist es mir eigentlich gleichgültig, wann das Treffen stattfinden wird – und ob unsere derzeitige Lieblingsseuche mit am Tische sitzen wird.

P.S.: Das Foto hat Gustav seiner Informationsnachricht angehängt.

Das ist das Ende

Die Formel 1 ist zu Ende. Natürlich nicht für immer. Die Saison 2020 ist gelaufen. Heute war das letzte Rennen in Abu Dhabi. Aber gleichzeitig war es auch das letzte Formel-1-Rennen, das ein Normalsterblicher ohne masochistische Anfälle und Geldscheißer im Keller im freien Fernsehen anschauen konnte. Nach 30 Jahren war das heutige Rennen das letzte, das RTL übertragen hat. Damit geht eine deutsche Fernsehära zu Ende. Und ich bin traurig.

Ich mag keine Privatsender. Auch RTL nicht. Deren Programm ist bestenfalls peinlich. Bei RTL ist das sogar schlimmer, nämlich dämlich. Stundenlange Dokusoaporgien mit kölschen Bullen, hysterischen Weibern und durchgeknallten Typen gehen an die Substanz, deren Rest dann von Shows mit Dieter Bohlen und Steuern schuldenden Comedians plattgemacht wird. Aber die Formel-1-Berichterstattung war einwandfrei, das hat gepasst und das waren meine persönlichen RTL-Highlights, von denen sich in den letzten zwei Jahren auch die DTM, deren Berichterstattung man zur Schlachtung Sat.1 übergeben hatte, etwas hätte abschauen können.

Nun ist es vorbei. Und ich bin ein wenig traurig. Für mich gibt es nun keine Autorennen im Fernsehen mehr, die ich anschauen könnte. Von Sky, die die Formel 1 ab 2021 alleine übertragen dürfen, habe ich mich gerade getrennt: zu teuer, kein Service, Verarschung in den Werbesprüchen. Die DTM gönne ich mir nicht, solange der Moderator nicht in den Senderkeller zum Aktenwaschen geschickt wurde und jemand moderiert, der die Zuschauer nicht flächendeckend für blöd hält und auch so behandelt. Und Motorradrennen, die es z. B. auf ServusTV oder auf Eurosport gäbe, sind nicht mein Ding.

Nun ist es also vorbei. Aber wer weiß schon, wozu es gut ist.

Ein Fest für die Tiere

Deutschland macht dicht. Heute wurde es entschieden. Weihnachten ganz klein, nur im engsten Familienkreis – wobei »engsten« sehr eng auszulegen ist. Aber das Beste: Silvesterfeuerwerke sind dieses Jahr UNTERSAGT! Keine Feiern, keine Feste, keine Feuerwerke! — Wie seltsam: Eine Seuche kann sogar Positives bewirken!

Keine Werbung für die Sprache

Stelle ich mir vor, jemand aus der zweifelhaften Riege deutscher Werbefachleute würde einen Werbespot für die deutsche Sprache machen, packt mich gleich beim zweiten gedanklichen Ansatz eher das kalte Grausen. Wie das wohl aussehen würde? Ein Spot mit hübschen Bildern, hübschen Menschen, die Bücher großer deutscher Klassiker lesen – Goethe, Schiller, Mann, Grass, Böll – und in einem weisen Text wird herausgestellt, welche Bedeutung die deutsche Sprache für den deutschen Teil der Menschheit – jedenfalls den, der noch Deutsch kennt und spricht – besitzt, und wenn man sich dann angenehm berührt und von Ehrfurcht und Demut erfüllt zurücklehnt, kommt der Slogan: »So speak more German, friend!« Oder: »German is an attitude«, »straight to the soul of German«. Und nächste Woche bietet Dyson dann den »Wireless Deutsch-Concealer« an …
An den Haaren herbeigezogen?
Ich will es schwer hoffen. Ich bete inständig dafür.
Hoffnungsvoll bin ich indes nicht mehr. Eher im Gegenteil.

Gestern habe ich mir auf RTL das letzte Formel-1-Qualifying angeschaut, das RTL jemals übertragen wird – ab 2021 gibt es die Formel 1 im Fernsehen nur noch bei Sky –, und dabei habe ich mir mal notiert, was in einem der Werbeblöcke so vor sich ging. Vorab gebe ich zu: Die Mischung war noch verhältnismäßig harmlos; ich hatte auf RTL und auf NITRO schon das absolut zweifelhafte Vergnügen einer ganz anderen Mischung, bei der ich mich fragen musste, ob beim Brexit irgendwas mit der eingeschlagenen Himmelsrichtung falsch gelaufen ist.

Und das ging da ab:

Die zweite Lesung

Im Februar 2020 erschien »Tales of Science«, die von Marianne Labisch und Christine Neuy herausgegebene Sammlung von »Zukunftsgeschichten aus der Mikrosystemtechnik«. In der zweiten Lesung liest Fritz Schlicher sein »Ergo Sum«.

Tales of Science – Fritz Schlicher: Ergo Sum

Labisch, Marianne & Neuy, Christine (Hrsg.), TALES OF SCIENCE

Science-Fiction für die Fingerspitzen

Es sind Menschen, die unter uns leben und als voll integriert gelten, auch wenn ich das bezweifle. Es gibt immer einige Situationen, Gelegenheiten, Orte, auch Menschen, die bewirken, dass diese Integration nicht vollständig ist.
Eines der Themen, wo man an der Vollständigkeit zweifeln kann, ist die Literatur, das Lesen, das Buch. Natürlich gibt es heute Möglichkeiten, einem blinden Menschen Literatur zu vermitteln, die eines Buches nicht bedürfen. Hörbücher zum Beispiel. Aber ich selbst – als Verleger von gedruckten Büchern und absoluter Nichtnutzer von Hörbüchern (weil sie mich von anderen Dingen ablenken) – weiß, dass es einen Unterschied macht, einen Text stimmlich fremdinterpretiert vorgelesen zu bekommen, oder ihn selbst zu lesen. Und es macht einen Unterschied im haptischen Erlebnis, das beim Hörbuch vollständig fehlt.

Heribert Kurth, ein Autor, der 2020 sein erstes Buch überhaupt bei p.machinery veröffentlicht hat – gemeint ist »Unter den Sternen von Tha« – kam auf die Idee, einmal herauszufinden, wie und mit wem man ein SF-Buch in Brailleschrift, der Blindenschrift machen kann. Er ist mit Eifer und Konsequenz bei der Sache, und bei den zugehörigen Recherchen, fand er heraus, dass es zwei Titel gibt, die vom »dzb lesen« – das ist das Deutsche Zentrum für barrierefreies Lesen – gemacht wurden. Nebst dem Titel »Maschinengötter – Die Krone der Sterne« von Kai Meyer ist dies auch Marc-Uwe Klings »Qualityland«, der Roman, der den DSFP 2018 als bester deutschsprachiger Roman des Erscheinungsjahrgangs 2017 gewonnen hat.

Ich will nicht zu viel verraten, das wäre auch verfrüht. Aber wenn Heriberts Engagement Ergebnisse bringt, die es erlauben, wird es ein SF-Buch von p.machinery in Brailleschrift geben. Mindestens eines.

Das Problem des Adrian Monk

Na gut, die Figur hat mehr als ein Problem. Aber eines dieser Probleme hätte Adrian Monk mit diesem Einkauf gehabt:

Wären es 100,00 Euro glatt gewesen, wäre alles gut – aber 99,99 Euro, das geht gar nicht. Unsereiner hätte einen Hunderter rübergereicht und »Der Rest ist für Sie« gesagt. Monk kann das nicht. Bei ihm muss der Einkauf wirklich 100,00 Euro kosten. Also könnte er noch einen Artikel für 1 Cent kaufen – doch was soll das sein? Eine Packung Bonbons anbrechen? Das geht auch nicht. Nichts geht, dieser Einkauf wäre das Ende.

Es sei denn, er – bzw. Natalie – würde noch für weitere 100,01 Euro einkaufen. Ich glaube, das ginge. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ich weiß es nicht. Und Adrian Monk möglicherweise auch nicht.

Männerbadeanstalt Neukloster, Becken 4 …

  • … Telefonzentrale, mein Name ist Haitel, was kann ich für Sie tun … Heute war Telefontag. Zum Glück telefoniere ich in der Regel – und außerhalb – mit einem Headset.
  • Aber zuerst gab es einen Einkauf bei Famila; siehe dazu meinen Beitrag morgen früh. Und unten. Ganz unten.
  • Danach gab es Kleinkram. Vorbereitungen zum Versand des dritten Ikebana-Buches.
  • Das erste Telefonat war eine Buchhandlung aus Hamburg, die eine Abbestellung ankündigen wollte. Ab-, nicht Be-. Die bekam ich auch gleich per Mail. Was ich bislang nicht bekommen habe, ist die Bestellung. Nur die Ab-, keine Be-.
  • Nach dem mittäglichen Gassigang – kurz, aber arschkalt – musste ein Klappsofa demontiert werden, das meine Gattin (2010–) für neunzig Euro verkauft hat. Es ist im Weg, nimmt Platz weg, behindert ihre angehende Selbstständigkeit als Kranichheilerin und Massagetherapeutin und ihre Weltherrschaft ist auch in Gefahr.
  • Dann Dieter Rieken, der eh schon beanstandet hatte, hier überhaupt nicht mehr aufzutreten. Das ist in der Tat schade, auch, weil sein Buch »Land unter« ausgerechnet in Augsburg ein echter Verkaufsschlager scheint. Und das nur, weil Dieter dort lebt. Denn eigentlich ist er aus dem Norden, den er in seinem Buch hat untergehen lassen, und dort interessiert man sich praktisch gar nicht für das Werk. Möglicherweise ist man stinkig, dass er von Norderney nur das oberste Geschoss eines Hochhauses übrig gelassen hat. Kleingeister, kleingeistige.

  • Wir unterhielten uns über Norbert Stöbes Buch »Kleiner Drache«, auch so ein unauffälliges Meisterwerk, das nicht nur spannend geschrieben ist, sondern auch vielschichtig viele Interpretationsansätze bietet. Dieter wollte sich meiner Sicht der Welt versichern, bevor er sich mit Norbert über das Buch unterhalten will. Dieter ist ein Rezensionsschreiber, der sich echte Mühe gibt und nicht nur einige Phrasen runterhackt oder Ameisen fickt, die gerade seinen Pfad zu kreuzen scheinen.

  • Nachfolgend gab es dann zwei Telefonate – eines lang, eines kurz – mit Jörg Weigand. Die sind inzwischen normal. Täglich. Manchmal gibt es auch einen Tag Pause. Ich glaube, ich würde mir Sorgen machen, wären es zwei Tage Pause. Aber das findet nicht statt.
    Wir unterhielten uns über ein Projekt für einen fetten Bildband mit Storys, die von den Bildern inspiriert wurden. Es ging um das inhaltliche Konzept – SF und Weird Fiction werden wir trennen, um Durcheinander zu vermeiden –, um die Frage des Layouts, wer was genau zu machen hat, machen will und machen wird. Darüber hinaus vereinbarten wir, eine Auflage X – es wird eine Schnapszahl sein: 33, 44, 55 Ex., so was in der Art – als Hardcover zu machen und eine Subskription anzubieten.

Beim morgendlichen Einkauf fiel mir einmal mehr auf, dass immer mehr Produkte irgendwelche englischen Namen, Bezeichnungen, Beschriftungen aufwiesen. Ich überlegte, ob jemand, der des Englischen nicht mächtig ist und zur Vermeidung von Fehlkäufen nur rein deutsche bezeichnete Produkte kaufen möchte, vermutlich verhungern würde. Unser Land ist echt arm. Die Leute, die für Produktentwicklungen verantwortlich sind, sind drogensüchtig und vom ständigen Masturbieren verblödet, die, die die Produkte verkaufen, sind geldgierig und rücksichtslos, jedenfalls dann, wenn sie nicht wichsen und Drogen nehmen, und die Kunden, die sich das gefallen lassen, schauen kalt lächelnd zu, wie die des Englischen nicht Mächtigen elendiglich verhungern, während sie, die Ignoranten, sinnlose Anglizismen zu gendern versuchen. Ich glaube, die Deutschen werden nicht aussterben, weil sie keine Babys … fck! Kinder mehr machen.