Soll Literatur verdorben werden?

Ein gerade für mich als Verleger belletristischer Literatur hochinteressantes Thema. Meine Ansicht ist simpel: Wer Literatur gendert, sollte nicht veröffentlicht werden. Geschweige denn gelesen. — Der anfängliche Tenor der Umfrage zeigt eine Ablehnung deutlich über 60 %.

Umfrage: Romane gendern?

In der „Schönen Literatur“ findet sich Gendersprache sehr selten – aus gutem Grund: Genderformen stören den Lesefluss oder führen zu Unklarheiten, beispielweise wenn maskuline und feminine Personenbezeichnungen abgewechselt werden. Wird hingegen konsequent durchgegendert, entsteht ein unlösbares Dilemma. So als würde man vom Nachbartisch dauernd um die Uhrzeit gebeten, zerreißt die abstrakte Frage (nach der jeweils angemessenen diversitätsgerechten Form) die Stimmung und lenkt ab von der Geschichte. Der Text wird ungenießbar. Das Meinungsforschungsinstitut Civey führt derzeit eine Umfrage durch, ob sich die Leserschaft mehr Genderformen in der Literatur wünscht. (civey.com)

Quelle: VDS-Infobrief 29.05.2022

Echt dämlich

ist es, drei, vier Folgen »Seinfeld« anzuschauen und danach gleich in eine Folge der Filmserie »The Quest« umzusteigen. Problem: Die männliche Hauptfigur in »The Quest« hat die gleiche deutsche Synchronstimme wie Jerry Seinfeld. Man sieht also eigentlich eine Folge »Seinfeld«, die »The Quest …« heißt und einfach nicht funktioniert, weil die »The Quest«-Filme bei Weitem nicht annähernd so amüsant sind wie jede einzelne »Seinfeld«-Folge.

Ja. Echt dämlich.

Der neue VDS-Infobrief vom 29.05.2022

Und wieder gibt es einen — einen VDS-Infobrief, wie immer mit hochinteressanten Themen (meine Empfehlung ist rot markiert). Den Infobrief findet man hier.

1. Presseschau
• Analphabetismus bei Erwachsenen – Schulen allein gelassen
• Sprechende Affen
• Russisch lohnt sich immer noch
• Mehr Sprachen an hessischen Schulen
• Latein zum Deutschlernen
2. Gendersprache
• Umfrage: Romane gendern?
• Moderatorin erfährt Gegenwind
3. Sprachspiele: Unser Deutsch
• Pfingsten
4. Kultur
• Wieder mehr »Moin« in Schulen
5. Berichte
• »Braunschweiger Till« an Lutz Tantow
6. Termine

Kim 11

Nein. Sie ist nicht jünger geworden. Leider. Sie ist immer noch 12 Jahre alt. 12 ½ inzwischen.
Aber heute vor 11 Jahren haben wir sie zu uns geholt. In einem kleinen Tierheim in Odelzhausen (bei München) abgeholt. Da war sie gerade mal einen Tag in Deutschland. Mit einem Transporter aus Ungarn gekommen. Wir hatten vorher Bilder von ihr bekommen. Nachdem wir zuvor schon einmal dort gewesen waren. Da war sie noch nicht da. Und die Hunde, die da waren, waren nicht unser Fall.

Kim 2011, eines der Fotos, die wir bekamen, bevor wir uns für sie entschieden. Eines der Fotos, wegen denen wir uns für sie entschieden.

Als wir sie holten, war sie irgendwie klein. Unscheinbar. Müde von der langen Fahrt aus Ungarn. Sie nahm ein paar Leckerlis. Und wirkte abwesend. Wir hatten noch nichts. Keine Box, keine Ausrüstung im Wagenheck. Sie lag zwischen den Füßen meiner Frau im Fußraum. Was in den ersten Stunden daheim passierte, daran erinnere ich mich nicht mehr.
In den ersten Tagen zeigten sich die bei Hunden aus den ehemaligen Ostblockstaaten typischen Probleme. Angst vor Männern, jedenfalls Abneigung gegen diese. Kein Wunder. Die Tierfänger in diesen Ländern sind nicht nur ausnahmslos Männer, sondern auch Arschlöcher. Nicht nur, dass Kim – die eigentlich Gigi heißt, aber so nennt man keinen Hund – von einem Metzger sterilisiert wurde: Die Narbe ist gute zwanzig Zentimeter lang (heute sieht man sie kaum noch). Später erfuhren wir, dass auf sie geschossen wurde – nicht ungewöhnlich nach einem anderthalbjährigen Leben auf der Straße (zwei Diabolos wurden entfernt, der dritte sitzt verkapselt und harmlos direkt an der Lunge).

Kim 2011. Noch eines der »Werbefotos«. Hier hatte sie sehr große Ähnlichkeit mit meiner ersten Kim …

Kim zeigte mir meine Grenzen. Der Umgang mit ihr war schwierig. Ich dachte nach der ersten Kim, die ich hatte, ich würde mich auskennen. Aber ich machte Fehler. Die Teleskopleine, die mir aus der Hand fiel und hinter dem armen Hundemädchen herjagte, die erfolglos zu flüchten versuchte, zum Glück nur bis zur Haustür. Es gelang mir zwar, als Futtermeister eine Rolle zu spielen. Aber es blieb schwierig. Einmal biss sie mich in die Hand – mein Fehler, eindeutig.
Am Ende war es eine Hundetrainerin, die den richtigen Weg zeigte. Mit einer Wasserpistole. Durch sie – die Trainerin und die Wasserpistole – lernte Kim, dass ich derjenige war, bei dem sie in Sicherheit war. Und das war der Hebel, der umgelegt werden musste.

Kim im Februar 2022. (Hinter ihr Naomi.)

Heute ist Kim alt. Ich liebe sie. Wir lieben sie. Sie ist immer noch kein vollständig einfacher Hund. Sie lässt sich ungern knuddeln. Aber sie ist ein wundervoller Hund geworden, wundervoller, als wir jemals vermutet hätten.
Und heute ist sie alt. Sie schläft viel. Wenn sie nach dem Schlaf aufsteht, ist sie wackelig. Und auch draußen läuft sie eher wackelig. Und nicht mehr so lange. Längst nicht mehr so lange. Fünfzehn, zwanzig Minuten, selten mehr. Kurze Strecken, manchmal nicht mal mehr ein Kilometer.
Sie ist alt. Wir vermuten, dass sie uns in absehbarer Zeit verlassen wird. Über die Regenbogenbrücke gehen wird, wie man als Hundebesitzer sagt. Wir hoffen, dass sie einfach einschlafen wird, dass wir sie nicht wegen irgendetwas einschläfern lassen müssen. Und irgendwie stehen die Chancen gut. So alt sie ist, eines ist unverändert: Ihr Hunger, ihr Appetit auf alles, was essbar ist – inklusive Obst und Gemüse in jeder Form.
Heute vor elf Jahren haben wir sie zu uns geholt. Es war eine gute Entscheidung. Es ist noch immer eine gute Entscheidung. Und es wird eine gute Entscheidung bleiben.

Es ist schön, dass du bei uns bist, Moppelkäfer.

Freudenzeichen

Während Susi mir gegenüber immer noch zurückhaltend ist, ist das bei Frauchen anders. Sie lässt sich auch von mir bekuscheln, aber bei Frauchen fordert sie die Kuscheleinheiten auch schon mal ein. Mit der Pfote. – Aber so oder so: Niemand kann behaupten, es ginge Susi bei uns nicht gut. Nicht angesichts eines solchen Fotos …

P.S.: Susi so zu fotografieren, ist nicht einfach. Sie mag die schwarzen Kameras nicht, gleich, ob es die große Canon oder der unauffälligere Blackberry ist. Das Fotos entstand – mit einer ganzen Reihe weiterer – quasi heimlich, indem ich so tat, als würde ich mit meinem Blackberry irgendwas anderes tun.

Susi und der CND

Das war mal ein Haufen Dreck. Naja, Erde. Der wurde irgendwann da hingeschmissen. Und liegen gelassen. Vor einem landwirtschaftlichen Gebäude. Direkt an der Straße. Dem Straußweg. Einfach so. Zuerst war das nur dieser Dreck. Gut, Erde. Irgendwann sprossen die ersten Halme. Im nächsten Jahr waren es schon mehr. Immer mehr. Und nicht nur Gras, nein. Eher noch irgendwelche Grünpflanzen. Es steht kein Name dran. Und ich habe keine Ahnung. Inzwischen ist das fast schon ein Biotop. Könnte man meinen. Aber das täuscht. Denn in Wirklichkeit ist das der CND, der Canide Nachrichtendienst. Jeder Hund – ja, jeder! –, der dort vorbeikommt, hinterlässt eine Nachricht. Eine Signatur. Einen Spritzer Geruch. Mit allen nötigen Informationen. Und Susi natürlich auch.

Der VDS-Infobrief vom 21.05.2022

Und damit es gar nicht erst langweilig wird, geht es gleich weiter – wie immer beim VDS: hier.

1. Presseschau
• Urheberrecht wichtiger als Gendern
• Sprache zwischen Vernunft und Gefühl
2. Gendersprache
• Oberbürgermeister bezweifelt Lesefähigkeit des VDS
• Sprachgendern keine Lösung gegen Diskriminierung
• VHS löscht Gendersternchen
• NDR verfälscht Original-Zitat
3. Sprachspiele: Flimmern und Rauschen
• Wenn Rebellen nur bellen. Über die Sprache der Jugend und das Fragezeichen
4. Kultur
• Kulturpreis Deutsche Sprache 2022
5. Berichte
• Aktion „Anstoß“ – Stadtbibliothek verschenkt Erstlesebücher
6. Denglisch
• Streitgespräch mit dem VDS auf Englisch
7. Soziale Medien
• Queer-Beauftragter setzt auf Gendersprache
8. Termine

Ein Monat Buchladen

Vor gut einem Monat habe ich bei booklooker.de den Buchladen meiner p.machinery eröffnet. Und nach diesem guten Monat kann – oder muss? – ich ein durchaus ernüchterndes Resümee ziehen.
Es war eine weise Entscheidung – wenn nicht die weiseste überhaupt –, die Idee eines Buchladens mit der WooCommerce-Software zu verwerfen. Hätte ich mir die immense Arbeit gemacht, diesen Buchladen zum Leben zu erwecken, hätte ich mich danach mehr oder weniger zwangsläufig in den Arsch beißen können. Denn inzwischen stellt sich die Frage, ob so ein Buchladen wirklich nötig ist.
Natürlich hat es Bestellungen gegeben, so ist es nicht. Während der ersten Tage, in denen ich einen zehnprozentigen Rabatt anbot und gewährte, gab es zwei, drei Bestellungen. Danach probierten einige meiner schon bestehenden Kunden den Buchladen aus. Und das war’s.
Elf Bestellungen. Elf. Würde ich einen wirklichen Buchladen aufmachen, müsste ich mir vermutlich einen Nebenjob suchen. Wie Wilsberg.