Auch das ist ein Erler

Das Bayerische Fernsehen sendete anlässlich seines 90. Geburtstags den Kurzfilm »Der letzte Stammtisch« am allerfrühesten 21.08. Der Streifen zeigt, dass Rainer Erler nicht nur SF und Prophetie drauf hatte, sondern in der Tat auch das war, das ein Münchner auch immer sein sollte: ein Bayer rundherum. (Und die Auswahl der Darsteller hätte nicht bayerischer ausfallen können.) Der Kurzfilm ist auch auf Youtube zu sehen:

Der letzte Stammtisch BR 1984

Auf Youtube steht dazu:

Rainer Erlers Kurzfilm von 1984 ist ein bayerisches Zeitbild, das bisweilen wie eine Münchner Vorwegnahme von Jim Jarmuschs „Night on Earth“ (1991) wirkt. Gustl Bayrhammer und Hans Stadtmüller spielen großartig auf, mit Themen wie Entmietung, Luxussanierung und Wohnraumnot kommen aktuelle Probleme zur Sprache. Wenn die Reise nach Neuperlach geht, filmt Regisseur Erler das Neubaugebiet wie eine Science-Fiction-Landschaft. Der lakonische Humor und die großartigen Schauspieler machen diesen Kurzfilm zu einer fast vergessenen Perle der deutschen TV-Archive. Die Erstsendung fand am 26. April 1984 im Ersten in der Reihe „Geschichten aus der Heimat“ statt.

Besetzung

Rolle: Darsteller:
Taxler Gustl Bayrhammer
Fahrgast Hans Stadtmüller
Stammtischbruder Toni Berger
Stammtischbruder Willy Schultes

Autor: Rainer Erler
Regie: Rainer Erler
Redaktion: Elmar Jaeger

Der DSFP 2023 ist entschieden – und enttäuschend

Ich habe in vielen Jahren des Verlegens von Büchern gelernt, nicht zu viel Hoffnung in das Abschneiden meiner Werke in einschlägigen oder eher allgemeinen Preisen zu investieren. Trotzdem ist es natürlich eine Freude, wenn das eine oder andere Werk, die eine oder andere Kurzgeschichte gut abschneidet. Andererseits gibt es mehr und mehr Stimmen, die der Ansicht sind, dass die beiden großen deutschen SF-Preise – der KLP (Kurd-Laßwitz-Preis) und der DSFP (Deutscher Science-Fiction-Preis) – inzwischen zu Mauschelvereinen verkommen sind, in denen Freundschaften eine größere Rolle als die Werksqualität spielen, in denen Seilschaften über die Ergebnisse entscheiden und Hetzkampagnen zur Herabwürdigung von Autoren und ihrem Schaffen führen.

Wie auch immer … Der DSFP 2023 ist entschieden. Die Ergebnisse kann man auf dsfp.de nachlesen. Und dieses Jahr sind sie für meine p.machinery durchaus enttäuschend.

Ich gratuliere gerne Aiki Mira für den Gewinn des DSFP für die »beste deutschsprachige Kurzgeschichte«. Aiki ist eine herausragende Autorin, die auch 2023 beweist, dass ihr »Abräumer« 2022 – sie hatte KLP und DSFP gewonnen – keine Eintagsfliege war, sondern eher eine Aussicht auf mehr. Traurig hingegen sind der 4. und 7. Platz für zwei Werke aus NOVA 31, wobei vor allem der 7. Platz für Michael Iwoleits »Briefe an eine imaginäre Frau« einer Beleidigung gleicht. Möglicherweise wurden hier die Juroren von der Länge und dem besonderen Anspruch seiner Novelle schlicht überfordert, und dass es überhaupt zu einer Nominierung und nachfolgend Platzierung gekommen ist, heilt diesen offensichtlichen Fauxpas in keiner Weise.

Dass Nils Westerboers »Athos 2643«, der Gewinner beim »besten deutschsprachigen Roman«, für den ich meine Ostfriesenkrimi-Lesungen unterbrochen habe, nicht mein Fall war und ist, dafür kann der Autor nichts. Und dass es Aiki Miras »Titans Kinder« immer noch auf den 4. Platz geschafft hat – vor ihrem eigentlichen Debüt »Neongrau« –, ist auch in Ordnung, wenn auch nicht begeisternd.

Vor ganz anderen Hintergründen, die etwas mit Geld zu tun haben, habe ich Überlegungen angestellt, inwiefern es sinnvoll ist, den DSFP noch in direkter Form zu unterstützen. Bislang spendierte ich E-Books und ggf. auch gedruckte Leseexemplare, was beim KLP beispielsweise nie nötig war. Ich habe mich nun entschieden, diese Unterstützung einzustellen. Das mag jetzt wie die Reaktion einer beleidigten Leberwurst aussehen, ist es aber nicht. Eigentlich würde ich seitens des DSFP-Komitees wenigstens eine Rückmeldung erwarten, wie dies und jenes Buch im Komitee angekommen ist, vielleicht könnte ich sogar erwarten, dass jemand dort eine Rezension verfasst – aber nichts dergleichen geschieht. Was bedeutet, dass ich in die Unterstützung des DSFP investiert habe, ohne auch nur zu erfahren, was es gebracht hat. Und das möchte ich nicht länger hinnehmen. Nicht aus Enttäuschung wegen der DSFP-2023-Ergebnisse – sondern aus Enttäuschung über das Komitee-Verhaltens generell.

[VDS] Der Infobrief vom Sonntag, 27. August 2023

Zu den Texten: hier entlang.

1. Presseschau
• Stark-Watzinger ist Sprachpanscher 2023
• Literarische Mühe im Unterricht
• Weniger Sexismus in indischen Gerichtssälen
• Können und vermögen
• Politische Korrektheit im Tatort
2. Gendersprache
• Ende der Einheitsschreibung
• Verwaltungen im Landkreis Kassel gegen Sprachgendern
• Gendern an Schulen im Raum Siegen
• Hamburg: Volksinitiative-Sprecherin zieht sich zurück
3. Sprachspiele: Unser Deutsch
• Arabische Zahlen
4. Kultur
• Unbeliebte Dialekte
5. Berichte
• Genderformen in der Wirtschaft
6. Kommentar
• Budapester Namensnennungen
7. Termine

Harbach und das Fandom, von Österreich aus gesehen

Thomas Harbach, Rezensent für Robots & Dragons, gönnt uns eine Besprechung unseres Werkes zum Austrofandom:
http://www.robots-and-dragons.de/buchecke/27765-von-andromeda-bis-utopia

Sein Fazit:

„Von Andromeda bis Utopia“ reiht sich in die kleine Phalanx von wichtigen Veröffentlichungen zur Geschichte des SF- Fandoms ein. Jörg Weigand, Rainer Eisfeld, Heinz Galle und die Truppe um Alfred Vejchar haben den Staffelstab übernommen, den – immer noch unvergessen – viele Jahre Waldemar Kumming mit seinem MRU immer auf Augenhöhe der Zeit in die Höhe gehalten hat. Ihre Bücher verbinden die literarische Zukunft mit der realen Vergangenheit, lassen die älteren Fans in Erinnerungen schwelgen und öffnen den Jungspunden die Augen für die Zeit vor dem Internet, als es auch möglich gewesen ist, miteinander zu kommunizieren und sich zu Treffen.

Vejchar, Alfred (Hrsg.), VON ANDROMEDA BIS UTOPIA

Harbach in der Parzelle

Thomas Harbach hat sich auf Robots & Dragons Werner Zilligs „Parzelle“ vorgenommen:
http://www.robots-and-dragons.de/buchecke/27761-parzelle

Sein Fazit:

“Die Parzelle” ist auch heute noch ein ungewöhnlicher, lesenswerter und angesichts der verschiedenen Work-Life-Balance- Diskussionen sogar vor allem in der ersten Hälfte ein brandaktueller Roman. Gegen Ende verwischt irgendwie der rote Faden und Werner Zillig dreht absichtlich das Blatt. Aus dem langweiligen, bodenständigen Stefan Fronberg wird ein Brückenabreißer, während sein ehemaliger Klassenkamerad und Schulfreund Kuntzeler plötzlich in einer Inkarnation bieder und arrogant belehrend daherkommt. Diese Wendung kommt überraschend, aber nicht wirklich konsequent. Trotz dieser Abschlussschwäche ist die Neuauflage von “Die Parzelle” überfällig und p.machinery ist es zu verdanken, dass neben dem vor einigen Jahren veröffentlichten Band mit Kurzgeschichten auch Werner Zilligs Hauptwerk wieder vorliegt. Fehlen nur noch die im Corian Verlag publizierten Novellen, sowie Zilligs erster Kurzgeschichtenband, ebenfalls im Goldmann Verlag erschienen.

Zillig, Werner, DIE PARZELLE

Und dann die Presse

Und Rainer Erler legt noch einen drauf. In einem Interview mit der Frankfurter Rundschau erwähnt der die p.machinery und das neue Buch »Die Zukunft im Blick« — und Marc Hairapetian, der Interviewer, lässt das drin stehen. Wow! Ich bin gespannt, wie sich das auf die Verkaufszahlen auswirken wird.

Schorm, Rainer & Weigand, Jörg (Hrsg.), DIE ZUKUNFT IM BLICK

 

Malta ist anders

Maltas Bevölkerung ist zum deutlich überwiegenden Teil katholisch. Und zwar richtig überwiegend. Und während in Deutschland — und sicher auch anderen Ländern dieser Welt — Sängerin Bebe Rexha in ihrem Lied die »best fuckin‘ night« ihres Lebens hat, ist es auf Malta eine »best freakin‘ night«. Käntzelkaltscha? Oder Ergebnis einer Sensitivitätsanalyse? Egal. Dem Lied tut’s keinen Abbruch.

David Guetta, Bebe Rexha - I'm Good (Blue) Lyrics | i'm good yeah im feeling alright

Tränen der Ehre

Rainer Erler feiert morgen, am 26. August 2023, seinen neunzigsten Geburtstag. Ich habe nicht nur gemeinsam mit Frank G. Gerigk als Herausgeber die SF-Kurzgeschichten Rainer Erlers unter dem Titel »Die Welten des Rainer Erler« verlegt; das war schon im Juli 2017, also vor rund sechs Jahren. Nein, seit einigen Monaten weiß ich auch von ihm selbst, dass ich seine SF-Romane neu auflegen darf; was ich bereits im Juni 2023 mit »Das Blaue Palais« in Form eines sogenannten Omnibusses begonnen habe. Und gemeinsam mit Rainer Schorm und Jörg Weigand habe ich ein Buch veröffentlicht, das ich in dieser und ähnlicher Form schon für andere Autoren – Thomas R. P. Mielke, Jörg Weigand, Thomas Le Blanc, Monika Niehaus … – gemacht habe: »Die Zukunft im Blick« ist eine Anthologie mit literarischen, sekundärliterarischen und lexikalischen Beiträgen der unterschiedlichsten Autoren, darunter weitere Namen, deren Teilnahme mir eine Ehre ist: Florian Marzin, Manfred Durzak, Helmut Ehls, Monika Niehaus, Jürgen vom Scheidt u. v. m.

Hätte mir vor vierzig Jahren, als ich Jung-SF-Fan war, jemand prophezeit, dass sich dergleichen heute ereignen würde, hätte ich demjenigen die Inanspruchnahme ärztlicher Hilfe angeraten. Aber die Zeiten vergehen, ändern sich, und dennoch …

Rainer Erler hat das Geburtstagsbuch ein wenig verfrüht erhalten – und zuvor noch seine Belege seines »Blauen Palais«, was er schon als Geburtstagsgeschenk interpretierte. Gestern nun erhielt er an seinem neuen Wohnsitz in Perth seine Belege der »Zukunft im Blick«, und zu später australischer Stunde schrieb er mir eine E-Mail, die mir Tränen in die Augen trieb. Tränen der Freude, nein, Tränen der Ehre. Wenn ich mir vor Augen halte, dass jemand wie Rainer Erler meinen Namen kennt, dann fehlen mir die Worte …

Schorm, Rainer & Weigand, Jörg (Hrsg.), DIE ZUKUNFT IM BLICK