Reis-mag-Scheißtag

Danke, Deichkind.

  • 6 Uhr aufgestanden. Wie jeden Tag. Ich hab damit keine Probleme. Wenn ich länger liegen bleibe, kriege ich eh nur Rückenschmerzen.
  • Kim hat wieder auf einen der Teppichläufer gepieselt. Das macht sie immer häufiger. Alterserscheinung. Inkontinenz, meine Frau. Warum Kim sich nicht bemerkbar macht, weiß ich nicht. Wenn sie Leckerlihunger hat, kann sie das auch. Egal.
  • Finanzen. Es ist der 31., also müssen Sachen bezahlt werden. Den Versuch, eine Sammelüberweisung anzulegen, habe ich abgebrochen. Die neue Software auf dem Bankingportal ist eine Zicke sondergleichen. Fehlerhaft bis zum Geht-nicht-mehr. Ganz klarer Betatest. Und die Kunden sind halt die billigsten Tester.
  • Frau kommt nicht aus dem Bett. Also mache ich den ersten Gang mit den Hunden. Es regnet. Natürlich.
  • Danach zum Einkauf zu Famila. Im Getränkebereich stapelt einer Jever-Kisten. Dabei hat er den Stapler mit Palette nicht längst gestellt, sondern quer. Blockiert den ganzen Gang. In einem anderen Gang steckt ein Mitarbeiter bis zur Hüfte im Regal, auf der Suche nach weiß der Henker was.
  • Danach ins Futterhaus. Terra Canis hat wieder Lieferprobleme. Das Paket ist seit 27.01. »elektronisch angekündigt«, aber die Post bearbeitet das Paket nicht weiter. Problem ist bekannt. Schuld ist das Verteilzentrum in Aschheim (bei München, wer’s nicht weiß). Und der Dosenvorrat schrumpft. Das Futterhaus hat zwar nicht das ganze Terra-Canis-Programm, aber zur Überbrückung …
  • Jörg hat ein Problem mit Word. Änderungsverfolgung. Lässt sich lösen.
  • Bei Ebay-Kleinanzeigen gebe ich eine Anzeige auf. Ich suche jemanden, der unser Garagentor ausbaut und entsorgt. Nach zwanzig Minuten ist der Drops gelutscht. Morgen kommt jemand für 300 Öre und nimmt sich des Ungetüms an.
  • Derweil räume ich die Garage so weit auf und um, dass nach der Tordemontage ein Auto reinpasst. Mein Passat.
  • Statt mich meiner eigentlichen Arbeit – einem Probelektorat für einen neuen Kunden – zu widmen, darf ich mich daran beteiligen, Naomi und Susi wieder einzufangen. (Ich berichte morgen en detail.)
  • Eine Mitarbeiterin meiner Bank verrät mir am Telefon, wie ich an die alte Softwareversion komme, die noch läuft, aber deren Zugang recht gut versteckt ist. Später stellt sich heraus, dass die Überweisungsvorlagen nicht aktuell sind. Aber etwas geht.
  • Um vier Uhr gehe ich mit Kim alleine Gassi. Sehr schön. Sie läuft gut, entspannter als bei den Gängen mit allen dreien. Klar, sie muss nicht dauernd stehen bleiben, damit Naomi und Susi schnüffeln können
  • Und später geht auch die neumodische Javaschwachsinnsmelange der Bank wieder.
  • Den Rest der Zeit verbringe ich mit ein paar Mails und der Suche nach jemandem, der mir eine zweiflügelige Drehflügeltür für die Garage baut. So eine will ich haben. Ohne Schnick, ohne Schnack, aber rot und weiß und mit Georgskreuz drauf. Jawoll.
  • Und die Abtrennung zum hinteren Garten hat der Sturm in Mitleidenschaft gezogen. Das wird nichts mehr. Ich stelle mir einen Gabionenzaun als Alternative vor, bis ich die Kosten erkenne. Das wird dann wohl doch nur ein Doppelstabmattenzaun, wenn auch höher als vorne zur Straße hin. Und für den habe ich auch noch niemanden. Manchmal ist ein eigenes Haus richtig anstrengend.
  • Fazit: Ich habe nichts geschafft. Ich habe nicht einen Cent verdient. Es war also eigentlich ein Scheißtag. Zum Abendessen gab’s wenigstens Reis.

Ich wünsche was

Das Gleiche, das ich als Verleger wünschte: hier.

Obwohl ich das relativieren muss. Nazis, COVIDioten und Verschwörungstheoretiker möchte ich ausnehmen – die haben mindestens keinen Erfolg, aber wohl auch kein Glück verdient; gesund sollten sie bleiben dürfen, ich möchte mich nicht der verbalen Körperverletzung schuldig machen.

Und konkretisieren muss ich das Geschriebene. Gemeint sind alle Menschen. Da ich Gendersternchen, Unterstriche und sonstiges Sonderzeichenzeug ablehne – wie auch das Gendern überhaupt – kann ich nur sagen, dass alle gemeint sind. Alle Menschen. Gleich, welcher Sorte sie angehören. Und für die, denen das nicht reicht: Gemeint sind auch alle meine Autorenden, Grafickenden … äh …, ja, doch …, Herausgebernden, Kundenden, Rezensierenden und alle anderen, die einfach nur enden wollen.

Ich freue mich auf ein neues Jahr, in dem wieder Sternchenfans und Unterstrichende versuchen, die deutsche Sprache zu verhunzen und ihre zweifelhaften Minderheitenmeinungen den Menschen aufzudrücken, die in diversen Umfragen schon mehrheitlich geäußert haben, dass sie das – indirekt oder direkt – albern und unpassend finden, sprich: ablehnen. Aber welche Minderheit hat sich schon mal dafür interessiert, was die Mehrheit will; es ist ja immer die Mehrheit, die die Minderheit unterdrückt.

In diesem Sinne: rutscht gut, aber rutscht nicht aus. Auf was auch immer. Und gegebenenfalls meinem Buckel runter, wenn er (sic!) gendern gut findet.

Dein Arschloch, der Stromlieferant

Jeder Mensch ist mit einem Exkrementalausgang gesegnet, rein biologisch gesehen. Die Natur – oder für die, die das so sehen möchten: der Herrgott – hat dafür gesorgt, dass das, was wir von dem, was wir zu uns nahmen, nicht mehr benötigen, unseren Körper verlassen kann und anderweitig vielleicht noch einer sinnvollen Verwendung – zur Not als Dünger – zugeführt werden kann. Aber das Leben ist vielfältig und reichhaltig – und so werden uns aus den verschiedensten Quellen Alternativen beschert. Mehr, als wir uns bisweilen wünschen.

Ich fand – und finde – Stromanbieter von Ökostrom schon immer dubios. Ein Anbieter, der mir einreden möchte, dass er von etwas, das bekanntermaßen in einem Mix aus verschiedenen Stromerzeugerquellen – ehedem Kernkraft, heute Kohle, Gas, auch Wasser, Sonne und Wind – durch die deutschen und internationalen Stromleitungen fließt – besonderes Augenmerk auf den Export von Kernkraftstrom durch Frankreich! –, nur das liefert, was seiner Ansicht nach das Label »Ökostrom« verdient, und das auch garantieren will, der ist in meinen Augen mindestens unglaubwürdig.
Aber das spielt auch keine wirkliche Rolle. Wichtig für mich war nach vielen Jahren als E.ON-Kunde, auf die Kosten zu achten. Weil ich seit Ende 2018 bzw. Anfang 2019 selbstständig bin und von zu Hause aus arbeite, ist der Stromverbrauch deutlich angestiegen – und so auch die Kosten, die E.ON geltend machte. Also suchte ich mir einen günstigeren Anbieter, den ich dank Check24 auch fand: die Stromio GmbH, die unter dem Label Grünwelt Energie zu buchen war. Und dieser Stromanbieter, der schon von Anfang an keine Freude macht, erweist sich nun als eines der alternativen Arschlöcher, die mir mein Leben bietet:

Sehr geehrter Herr Haitel,
heute kommen wir leider mit einer unerfreulichen Nachricht auf Sie zu.
Leider machen es uns die fortlaufenden Entwicklungen auf den Rohstoffmärkten sowie die Kündigung unseres Bilanzkreisvertrags durch den zuständigen Übertragungsnetzbetreiber unmöglich, Ihre Versorgung mit Strom fortzusetzen. Wir sehen uns daher leider gezwungen, die Lieferung mit Strom kurzfristig einzustellen.
Wir kündigen hiermit den zwischen uns bestehenden Stromliefervertrag mit Ablauf des 21.12.2021. Zu diesem Termin haben wir die Belieferung mit Strom eingestellt. Hilfsweise erfolgt die Kündigung zum nächstmöglichen Zeitpunkt.
Aufgrund der Feiertage zum Ende des Jahres erreicht Sie diese Mitteilung trotz unserem größten Bemühen aus technischen Gründen möglicherweise erst nach dem Ende der Strombelieferung. Dafür bitten wir um Entschuldigung.
Wie Sie der Berichterstattung in den Medien entnehmen konnten, sind wir seit einigen Wochen mit einer nie dagewesenen Preisexplosion an den europäischen Energiehandelsplätzen konfrontiert, deren Ursachen in einem außergewöhnlichen Zusammentreffen verschiedener Faktoren zu sehen sind.
Zuletzt hat sich der Strompreis für Lieferungen in der kommenden Winterzeit auf den Beschaffungsmärkten in der Spitze um mehr als 400 % erhöht.
Diese Ereignisse und ihre Folgen suchen in ihrer Gesamtwirkung in den vergangenen Jahrzehnten ihresgleichen und sind in dieser Form nicht vorauszusehen gewesen.
Wir bitten um Ihr Verständnis für diese Entscheidung, die uns sehr schwergefallen ist. Wir gehen auf Basis dieser Entscheidung davon aus, die mit Ihnen bestehende Kundenbeziehung sachgerecht und auch in Ihrem Interesse abwickeln zu können. So werden wir im Rahmen der Endabrechnung Ihnen zustehende Guthaben sowie auch (zeitanteilig) Neukundenboni an Sie auszahlen.
Was bedeutet das Lieferende für Sie und welche Maßnahmen müssen Sie ergreifen?
Zunächst das Wichtigste: Ihre Stromversorgung wird seit dem 22.12.2021 automatisch durch den zuständigen Grund- und Ersatzversorger in Ihrer Region übernommen. Das ist durch gesetzliche Vorgaben sichergestellt. Sie brauchen also nicht zu befürchten, dass Sie keinen Strom mehr erhalten.
Zur Kostenersparnis kann es für Sie unter Umständen Sinn machen, nicht längerfristig von Ihrem Grund- und Ersatzversorger mit Strom beliefert zu werden. Die Belieferung im Rahmen der Ersatzversorgung kann jederzeit durch den Wechsel zu einem anderen Lieferanten beendet werden. Wir empfehlen Ihnen daher in Ihrem eigenen Interesse, sich zeitnah nach alternativen Angeboten zu erkundigen. Hierfür stehen Ihnen z. B. die bekannten Preisvergleichsportale im Internet zur Verfügung.
Wegen der Einstellung der Strombelieferung durch uns brauchen Sie ab sofort keine weiteren Abschlagszahlungen mehr an uns zu leisten. Wir werden daher auch keine Abschläge mehr von Ihnen einziehen. Sofern Sie für Ihre Abschlagszahlungen einen Dauerauftrag eingerichtet haben, passen Sie diesen bitte entsprechend an.
Aufgrund gesetzlicher Vorgaben sind wir verpflichtet, für eine Endabrechnung ausschließlich den Zählerstand zu verwenden, den uns der für Sie zuständige Messstellenbetreiber – in der Regel Ihr örtlicher Netzbetreiber – übermittelt.
Zur verbrauchsgenauen Abrechnung Ihres Stromverbrauchs sollten Sie Ihren Zählerstand daher möglichst noch heute ablesen und dem zuständigen Messstellenbetreiber Schleswig-Holstein Netz AG mitteilen. Bitte senden Sie Ihren Zählerstand ausschließlich an den Messstellenbetreiber und nicht an uns.
Auf unserer Internetseite www.stromio.de haben wir alle aktuellen Informationen sowie ergänzende Fragen & Antworten (FAQ) zur Beendigung des Stromliefervertrags für Sie zusammengestellt.

Sehr geehrter Herr Haitel,
diese Entscheidung ließ sich leider mit keinerlei Bemühungen unsererseits aufhalten. Nichts ist uns jemals so schwer gefallen wie die Einstellung der Belieferung.
Wie Sie sicherlich selbst in den vergangenen Wochen aus sämtlichen Medien nahezu täglich entnehmen konnten, ist unsere Branche bundesweit durch politische Querelen in diese für uns alle schlimme Lage gedrängt worden.
Ein Ende aufgrund entsprechender neuer und abschließender Verhandlungen für dringend nötige Gaslieferungen ist bis heute nicht in Sicht und wirkt sich damit auch unmittelbar auf die Situation für Stromlieferungen aus.
Vielen Dank, dass Sie gemeinsam mit uns einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, dem Ausbau erneuerbarer Energien und der Unterstützung von sozialen Projekten geleistet haben.
Wir bedauern diese Mitteilung außerordentlich und entschuldigen uns für alle Unannehmlichkeiten.
In großer Hoffnung auf ein Wiederhören verbleiben wir zunächst
Mit freundlichen Grüßen
Stromio GmbH

Stromio GmbH – Kundenservice: Postfach 14 63 – 39004 Magdeburg – kundenservice@stromio.de
Firmenanschrift: Girmes-Kreuz-Str. 55, 41564 Kaarst – USt-IdNr.: DE815091293 Amtsgericht Neuss – HRB 17224 – Geschäftsführer: Ömer Varol – Sitz der Gesellschaft: Kaarst

Es wird noch zu beweisen sein, ob es rechtens ist, per Mail am 30.12. eine Strombelieferung per 21.12. zu kündigen. Sicher ist für mich, dass ich Stromio/Grünwelt Energie auf Schadensersatz verklagen werde, wenn der »Grund- und Ersatzversorger« höhere Kosten in Rechnung stellen wird, als sie mir bei fortgesetzter Belieferung durch Stromio/Grünwelt Energie entstanden wären.

Neuer Name | alles beim Alten

Dem aufmerksamen Beobachter wird’s aufgefallen sein: Mein Blog hat einen neuen Namen. Der alte Name – der auf Malti »Es gibt keine Barmherzigkeit« heißen sollte – erwies sich als nicht unproblematisch, denn das »M’hemm l-ebda għadra« war leicht als »Es gibt keinen Teich« = »M’hemm l-ebda għadira« miszuinterpretieren. Natürlich fiel das nie jemandem auf – die meisten Menschen haben vermutlich auch nicht mitbekommen, dass das Malti (für Nichteingeweihte: das ist Maltesisch) war.
Ich bezweifle noch immer, dass es wirkliche Barmherzigkeit gibt, aber das spielt für mich längst keine so große Rolle mehr wie noch vor vielen Jahren. Der Fokus meines Lebens hat sich verschoben, und der Mensch an sich wird sich auch nicht ändern, wenn man ihm die Erkenntnis zu vermitteln versucht, dass das, was er für Barmherzigkeit hält, bestenfalls »ambitious, but rubbish« ist.

Und während ich neuerdings immer wieder 89.7 Bay höre und mich über Werbung freue, die so ganz anders ist als der Scheiß, den man in Deutschland zu hören und zu sehen bekommt, während ich mich über Musik freue, die Mittelmeerstimmung vermittelt und die mir manchmal vorkommt, als sei sie genau auf Malta zugeschnitten, nur für Malta und seine Fans gemacht, während ich davon träume, wenigstens noch einmal im Leben nach Malta zu kommen … während all dem hatte ich die Idee, meinen Blog umzubenennen, während ich einmal mehr meinen Lieblingsohrwurm »Uptown Funk!« von Mark Ronson und Bruno Mars hörte, und da lag nichts näher als mein Lieblingsslogan aus dem Track: »Don’t believe me! Just watch!« Und so heißt es nun:

emminnix | ara biss


Mark Ronson - Uptown Funk (Official Video) ft. Bruno Mars

Das ist nicht für’n Arsch

Den Termin hatte ich meiner Gattin zu verdanken. Die hat sich das Vergnügen auch gegönnt und meinte, es wäre an der Zeit, wenn ich das auch mal anschauen lassen würde: den Darm. Nachdem die AOK inzwischen Werbung für solche Vorsorgeuntersuchungen im TV macht, kann man ja drüber reden. Und schreiben.

Hat man keine Ahnung, stellt man sich möglicherweise Gruseliges unter einer Darmspiegelung vor. Aber in der Tat gab es in meinem Fall nur zwei gruselige Dinge:
Da war zum einen das Mittel, mit dem man seinen Darm reinigen musste. Drei Beutel dubiosen Pulvers, das man in je 500 ml Wasser auflösen musste. Angeblich mit Fruchtgeschmack versehen, war der Grundgeschmack der von Salz, und auch der der Früchte, die die Grundlage für den »Geschmack« bilden sollten, waren eher aus kontrolliert chemischem Anbau. Das eigentliche Problem war dabei, dass man zusätzlich noch jeweils anderthalb Liter klarer Flüssigkeit zu sich nehmen sollte. Alkoholfreies Bier war erlaubt – Pils halt, das ist eine klare Flüssigkeit –, immerhin. Aber während man auf den reinigenden Druck auf dem Darm wartete, musste man ständig pieseln.
Zum anderen war die Uhrzeit ein wenig gruselig: 07.10 Uhr am frühen Morgen. Aber das war dann okay …

Die Darmspiegelung selbst war harmlos. Ich bekam ein Schlafmittel, das »innerhalb von zwanzig, dreißig Sekunden wirkt«, wie der Arzt meinte. Ich wollte noch nach dem Blutdruck fragen, den ein Gerät fortwährend maß, aber da war ich schon weg.
Nach einer Stunde erwachte ich wieder und alles war vorbei. Ich hatte keine Schmerzen, es floss kein Blut nach, nichts.
Und gefunden wurde auch nichts. Der Arzt meinte, ich hätte einen sehr langen Dickdarm – ich bin halt doch ein Arschloch von ganz besonderer Qualität. Von einer Stelle wurde eine Probe genommen, die eingeschickt wurde. Frau Haitel, die hiesige Heilpraktikerin, meinte, wenn sich niemand meldet, wird auch nichts gefunden worden sein. Nun gut.

Der eigentliche Witz ist, dass man sich wirklich entleert fühlt. Das ist witzig, ein sehr angenehmes Gefühl. Und ein wenig irritierend, denn es dauert mehr als zwei Tage, bevor Materie den Dünn- und Dickdarm hinter sich gebracht hat, um wieder Tageslicht zu erblicken.

Der Titel dieses Beitrags deutet es an: So eine Darmspiegelung ist eine gute Sache. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das selbst einmal so formulieren würde, denn auch ich bin kein Fan von Arztbesuchen und Untersuchungen, weniger aus Angst, als aus chronischem Zeitmangel. Andererseits bin ich aber auch kein Fan ernstlicher Erkrankungen, und nachdem sich die Prozedur als harmlos und völlig schmerzfrei herausgestellt hat, kann ich nur jedem dringend raten, ab einem bestimmten Alter – bei Männern heißt es wohl »ab fünfzig«, glaube ich – einen Termin zu machen.
Es ist ein gutes Gefühl, einfach mal leer zu sein – und die Gewissheit zu haben, dass da nichts ist.

Ich bin eine linke Socke

Es wird all die NOVA-Feinde, die zuletzt versucht haben, mich in eine rechte Ecke zu schieben, nicht freuen, aber es ist wahr: Ich bin eine linke Socke.

Am 26.09. ist Bundestagswahl.
Seit gestern ist der Wahl-O-Mat® für diese verfügbar.
38 Thesen werden aufgestellt, denen man zustimmen, sie ablehnen oder sich neutral entscheiden kann. Danach wählt man die Parteien aus, die man vergleichen möchte, et voilà.

Meine Ergebnisse sind 2021 vom letzten Mal verschieden. Zum einen haben es diesmal die Piraten in Schleswig-Holstein nicht auf den Wahlzettel geschafft. Zum anderen gab und gibt es in Bayern, wo ich bei der letzten Bundestagswahl noch lebte, den SSW nicht, den Südschleswigschen Wählerverband, ursprünglich die Partei der dänischen Minderheit im Landesteil Schleswig und der nationalen Friesen in Nordfriesland.
Ansonsten ähnelt sich aber das Ergebnis: Die höchste Zustimmung gibt es mit der Tierschutzpartei (72,8 %), dann mit den Piraten (die ich natürlich geprüft habe, obwohl ich sie 2021 nicht wählen kann; immerhin bin ich Parteimitglied; 70,7 %), gleichauf mit der MLPD (70,7 %), dem SSW (68,5 %) und der Linken (67,4 %).
Scherzeshalber habe ich auch das Übereinstimmungsergebnis mit der AfD (38,3 %) und der NPD (38,5 %) angeschaut.

Was ich also 2021 wählen werde, ist recht einfach zu beantworten. Die Briefwahlunterlagen sind fertig und gehen morgen in die Post. Zur Kanzlerfrage habe ich sowieso keine Antwort – auch für mich nicht. Keinen der drei Kandidaten sehe ich mit Freuden im Amt, keine der drei Parteien würde ich ums Verrecken wählen. Ich werde mir am 26.09. die Wahlsendung in der ARD anschauen und Mutti Merkel vermissen.

Löwe 60

Seltsam, welche Informationen man in Erinnerung behält. Telefonnummern zum Beispiel, ich wähle eine Nummer zweimal und vergesse sie nicht mehr. Jedenfalls nicht gleich.
Heute Morgen fällt mir ein, dass meine erste Gattin heute ihren 60. Geburtstag feiert. Einfach so. Der Einfall; der Geburtstag ist ja von langer Hand geplant. Warum mir das eingefallen ist, weiß ich nicht. Seit ich auch für meinen Sohn keinen Unterhalt mehr zahlen muss, gibt es keinen Kontakt mehr. Zu ihr nicht, zu meinem Sohn – der dieses Jahr 34 Jahre alt wird – auch nicht. Und trotzdem.

Erinnerungen sind merkwürdig. In der Regel macht man sich keine Gedanken, wofür sie gut sind. Den 60. Geburtstag meiner ersten Ehegattin würde ich eher als unnützes Wissen klassifizieren. Aber es ist halt da.

Mach dir eine Kopie, dann hast du zwei

Das empfehle ich gerne Menschen, die behaupten, ein Problem zu haben. Mach dir eine Kopie von dem Problem, dann hast du zwei. Ein guter Rat. Das führt zu mehr Zeitvertreib beim Versuch, zwei statt nur ein Problem zu lösen. Eine nicht ganz unumstrittene Methode, sich die Zeit zu vertreiben, zugegeben …

Aber es gibt wohl in der Tat Menschen, die zu wenig Probleme haben. Was also tun? Man sucht sich irgendetwas und bauscht es zu einem Problem auf.
Da gibt es dann diesen Kunden meines Verlages, der erstmals ein Buch bestellt, indem er mir eine E-Mail schickt. Immerhin hat er das geschafft, ohne mich anzumeckern, dass es auf meiner Verlagswebsite keinen Shop gibt. (Auch solche Probleminhaber gibt es, in der Tat.)
Am 30.05. erhalte ich also die Bestellung, und als fleißiger Mensch schreite ich sogleich zur Tat, schreibe die Rechnung und sende sie an den Schaltungsdienst Lange, damit dieser das Buch, das bei ihm lagert, verschickt. Der Versand erfolgt noch am gleichen Tag, und ich erfahre dann gestern, dass die Sendung am 09.06. eingetroffen ist (nur nebenbei: Bei einem anderen Kunden hatte ich letztens den Fall, dass eine Büchersendung von Berlin bzw. von Winnert in den Raum Bremerhaven gute drei Wochen unterwegs war).
Aber oweh – das Problem! Die Rechnung wies – wie die allermeisten meiner Rechnungen – das Zahlungsziel »Zahlbar innerhalb 8 Tagen ab Rechnungsdatum ohne Abzug« auf. Und der Kunde beschwert sich nun, dass er die Rechnung am 07.06. hätte bezahlt haben müssen, die er erst am 09.06. mit der Sendung erhalten hat.

Es gibt Vorschriften, was auf einer Rechnung in Deutschland zu stehen hat. Eine Zahlungsbedingung gehört dazu, es ist eine Mussbedingung. Ich könnte mehr als 8 Tage notieren, sehe das aber nicht ein. Ich könnte auch »8 Tage ab Rechnungserhalt« notieren, aber das führt nur dazu, dass der möglicherweise säumige Zahler dann behauptet, er hätte die Rechnung gar nicht erhalten (und solche Fälle habe ich sowieso schon gehabt; für manche Kunden ist es schon schwierig, die Rechnung in dem knallroten Umschlag auf der Versandverpackung ausfindig zu machen). Jedenfalls habe ich meine Formulierung der Zahlungsbedingung gewählt, wie sie ist. Und habe damit bislang keine Probleme gehabt.
Es gibt Kunden, die tatsächlich innerhalb dieser 8 Tage zahlen – wenn die Post bei der Lieferung mitspielt, ist das auch kein Problem. Dass die Post nicht immer mitspielt, trifft bei mir auf keinerlei Unverständnis. Ich mache das Geschäft lange genug, um schon viele Varianten erlebt zu haben (wie z. B. eine Sendung nach Melbourne in »Australia«, die mit dem Vermerk »Empfänger unbekannt« aus Wien, Austria, zurückkam). Und schon, weil ich meine Buchhaltung allenfalls alle zwei Wochen erledige, mahne ich überfällige Zahlungen auch ganz sicher nicht eher als nach Ablauf von zwei Wochen – und da ich ein netter Mensch bin, tue ich dies sogar oft erst nach vier Wochen. Warum auch nicht? Mahnungen machen Arbeit und sind für den Gemahnten oft unangenehm, weil es durchaus nicht selten gute Gründe gibt, dass es zu einer Verzögerung gekommen ist. (Die notorisch Zahlungsunwilligen ohne guten Grund knöpft sich irgendwann mein Inkassodienstleister vor.)

Langer Rede kurzer Sinn: Am Ende protestierte der Kunde nicht nur im Text seiner Paypal-Überweisung, sondern auch in einer eigens verfassten Mail:
»Buch und Rechnung sind HEUTE, am 09.06.2021 eingetroffen.
Die Rechnung war zu zahlen bis 07.06.2021.
Das wirft ein schlechtes Licht auf mich, als scheinbar säumiger Zahler.
Ich bitte um Verständnis, dass ich hier künftig nichts mehr bestellen werde, solange nicht eine Vorab-Zahlung via paypal möglich ist.
In solchen Dingen bin ich empfindlich, da möchte ich mir nichts nachsagen lassen.«

Ich habe nichts gesagt. Auch nicht nachgesagt. Eine Vorauszahlung verlange ich grundsätzlich nicht, für mich gilt: »Erst die Ware, dann das Geld.« Und wer so ein Problem damit hat, der sollte sich wirklich eine Kopie machen, um dieses dann doppelte Problem in seiner ganzen Schönheit und Würze genießen zu können. Ich indes kann mir jede Kopie sparen, denn ich habe kein Problem. Nicht mit solchen Albernheiten.

Der Impfwicht und das letzte Todesopfer der Coronaseuche

Der letzte Tote … nein, die letzte Tote der Coronaseuche wird unsere deutsche Sprache sein.

Da sitzt dieser Dr. Dirk Heinrich, Leiter des Impfzentrums Hamburg, vor laufender Kamera der NDR-Talkshow und reiht sich in die Schar derer ein, denen nichts unwichtiger ist, als die deutsche Sprache zu pflegen und hochzuhalten. Da ist von Menschen die Rede, die »gedurcht« sind. »Gedurcht« … »ge…« … heilige Scheiße!

Wer nicht in der Lage ist, sich die Zeit zu nehmen, vollständige und verständliche Sätze zu bilden, wenigstens zu erwähnen, dass es schon Menschen gibt, die »durchgeimpft« sind – als Verkürzung schlimm genug –, wer nicht die Zeit hat, zu erklären, dass es sich um Menschen dreht, die beide vorgesehenen Impfungen erhalten haben, wer dazu nicht in der Lage ist, der gehört nicht vor eine laufende Kamera, dem gehört mindestens seine Sprachuntat weggepiept und das Gesicht verpixelt, damit man nicht mal von seinen schändlichen Lippen ablesen kann.

Ich bin in einem nicht beschreibbaren Maße angewidert.


Edit 04.05.2022: Der ursprüngliche Link in die ARD-Mediathek ist nicht mehr gültig. Natürlich. Das Internet vergisst ja nichts. Nur die gebührenfinanzierten Dienstleister haben digitalen Alzheimer … Es zeigt sich einmal mehr, wie gut es ist, dass es Youtube gibt. Denn hier ist der Ausschnitt aus der NDR-Talkshow vom 02.05.2021 noch vorhanden:

Leiter des Impfzentrums Hamburg Dr. Dirk Heinrich | NDR Talk Show | NDR