Irgendwann fand Herr Hütter die Gelegenheit günstig, sich eine Waffe zuzulegen. Eine Schusswaffe. Er war nicht der Typ, der das brauchte. Er mochte Schusswaffen nicht. Eigentlich mochte er überhaupt keine Waffen. Andererseits war Herr Hütter Realist. Und er wusste, was ein Werkzeug war, wozu es diente, welche durchaus positiven Effekte es haben konnte, wenn man als Mensch ein Ziel erreichen wollte. Und sei es nur das Ziel, zu verhindern, dass jemand anderes ein Ziel erreichte, von dem man, er, Herr Hütter, nicht wollte, dass derjenige es erreichte, weil es ihm, Herrn Hütter, nicht gefiel.
Er dachte durchaus darüber nach. Sich eine Waffe anzuschaffen, das hatte Konsequenzen. Nicht nur, aber vor allem auch bei Schusswaffen. Man übernahm automatisch Verantwortung. Im Umgang mit der Waffe. Für die Waffe. Und für andere Menschen. Man musste dafür sorgen, dass niemand, der nicht befugt war, an die Waffe gelangen konnte. Vor allem Jugendliche nicht, Kinder. Vor allem solche nicht, die Ballerspiele liebten und denkbarerweise dazu neigen konnten, Amokläufe an Schulen zu veranstalten. Menschen zu töten.
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Archiv der Kategorie: Mein eigener Kram
Blondf***en und Drecksgäule
Über einem meiner Lieblingswege mit den Hunden – vor allem bei warmem oder heißem, sonnigem Wetter – berichtete ich schon. Hier.
Seitdem sind rund zwei Wochen ins Land gezogen.
Und heute durfte ich zur Kenntnis nehmen, dass es zu neuerlichen Zerstörungen gekommen ist.
Föhnstörungen
Seehausen am Staffelsee, 09.10.2014. Der bayerische Föhn hat eben auch Nachteile. Nicht nur Kopfschmerzen. In den Köpfen mancher Zeitgenossen richtet er noch Schlimmeres an.
Eigentlich wäre dies eine Geschichte für Herrn Hütter, aber der ist gerade in Kanada auf einem TOGA, einem »Training für optimierte Gewaltanwendung«. Auf unserem Mittagsspaziergang geschah in Seehausen auf der Dorfstraße Seltsames.
Dort befinden sich zwei Bauerhöfe, direkt an der Dorfstraße, die nicht sehr stark befahren ist. Eine Dorfstraße halt. Einer der Bauernhöfe hat einen Stall direkt an der Straße, und die Tür stand offen. Kim, neugierig wie immer, blieb stehen, schaute hinein. Naomi tat etwas anderes: Sie wich hinter mir zurück, was ich aber nicht gleich realisierte. Ich zog an der Leine, um sie von der Fahrstraße herunterzuholen, aber sie folgte nicht, zog weiter weg von der Tür – und irgendwann hatte sie sich aus dem Halsband herausgewunden.
Naomi neigt nicht dazu, wegzulaufen, selbst dann nicht, wenn ihr nicht wohl ist, sie Angst hat. Bisher jedenfalls. Und so auch während dieser Situation nicht.
Aber sie stand mitten auf der Dorfstraße. Und in so einer Situation lässt sie sich nicht mit Leckerlis locken. Und während ich versuchte, sie zu mir zu holen, während sie immer wieder ein paar zögerliche Schritte auswich, wenn ich mich ihr nähern wollte, kam vom See her ein Auto.
Ich gab ein Handzeichen, dass der Fahrer anhalten solle. Keine erkennbare Reaktion. Ich verschärfte das Handzeichen durch heftiges Wedeln mit der Hand. Der Wagen wurde langsamer, aber anzuhalten gelang dem Fahrer nicht. Stattdessen ließ er den Wagen langsam auf Naomi zurollen – bis er sie berührte.
Naomi sprang erschrocken zur Seite. Natürlich. Sie lief noch ein Stück die Dorfstraße entlang, dann auf den Fußweg.
Ich trat dem Autofahrer eine Beule in den Kotflügel, und als er erkennbar darauf reagieren wollte, lehnte ich mich mit geballter Faust und brüllend (den O-Ton habe ich vergessen) auf seine Motorhaube, was er offensichtlich korrekt als Hinweis darauf verstand, was passieren würde, würde er seinen Wagen verlassen …
Naomi saß auf dem Fußweg. Sie ließ sich immer noch nicht locken, aber ich bekam sie dann doch wieder ins Halsband. Sie sah mich an, als sei nichts gewesen. Ich dachte an Herrn Hütter. Und ich hätte für Naomi eine Körperverletzung begangen, wäre der Typ aus seinem Wagen gestiegen.
Kein Paradies
Murnau am Staffelsee, 09./10.10.2014. Es ist seltsam, an solchen Tagen ausgerechnet die »Jesse Stone«-Filme nach Robert Parkers Büchern anzuschauen. Draußen ist es warm, die Sonne scheint, der Himmel ist strahlend und stahlblau. Es geht ein föhniger Wind.
Und ich arbeite vor meinen vier Monitoren. Das ist okay, das wäre richtig, würde nicht auf einem Monitor ein »Jesse Stone« nach dem anderen laufen. Ich bin Tom-Selleck-Fan, und ich liebe die Parkerschen »Stone«-Krimis und die Filme mit Tom Selleck, der in dieser Rolle die Rolle seines Lebens gefunden hat. Irgendwo schrieb ich, glaube ich, schon einmal über den Kontrast zwischen Magnum p.i. und Jesse Stone, der auch etwas über den Kontrast zwischen Tom Selleck Anfang der 80er und Tom Selleck in den 2010ern aussagt.
Und es bleibt seltsam, an solchen Göttertagen ausgerechnet diese Krimis zu schauen, die in einem düsteren Paradise, Massachusetts, spielen, mit einem Polizisten, der die Definition eines gebrochenen Charakters sein könnte, wäre er nicht auf bewundernswerte Weise einfach, direkt, ehrlich, sympathisch. Jesse Stone müsste ein schlechter Mensch sein, würde er in einem anderen Film dargestellt werden. Aber er ist es nicht. Er ist ein beinahe herzzerreißend guter Mensch.
Und die Filme … Es ist klar, dass die für mich erschütterndste Passage die aus »Night Passage« (deutsch: »Knallhart«) ist, als Jesse Stone seinen Boomer einschläfern lassen muss. Eine unprätentiöse, unaufgeregte Szenenfolge um das abgrundtief verstörende Ende einer Beziehung zwischen einem Menschen und seinem Hund. Und die Erinnerung daran bleibt auch durch Reggie aufrechterhalten, der andere Hund, der nicht immer, aber oft so scheint wie sein Herrchen. Obwohl Jesse Stone aka Tom Selleck sein Herrchen gar nicht ist (Reggie, der Hund, stammt aus dem ersten Film, »Stone Cold« [deutsch: »Eiskalt«], und ist der Hund einer Figur, die gleich am Anfang des Films als Leiche aufgetaucht ist).
Es ist seltsam, an solchen Tagen solche Filme anzuschauen. Aber vielleicht ist es besser, als es an trüben, nebligen Novembertagen zu tun, wenn man sich gerade von jemandem getrennt hat.
Junge Götter machen
Murnau am Staffelsee, 09.10.2014. So ein Wetter nennt man Königswetter. Oder eines, um junge Götter zu machen. Oder irgend so etwas. Der bayerische Föhn hat nicht nur Vorteile. Kopfschmerzen. Viele Menschen leiden darunter. Oder glauben es. An diesem Tag für junge Götter hat es mich auch erwischt. Und kein Paracetamol hat geholfen.
Sonnenbrille und Gewitterfresse
Seewaldweg, so heißt der Weg am südlichen Ende des Staffelsees. Am Anfang noch asphaltiert, mit Grundstücken, besetzt von mehr oder minder luxuriösen Gebäuden, deren Inhaber mit Duldung oder gar Genehmigung der Behörden Seehausens – bekannt auch als das Testgelände für deutsche Verbotsschilderhersteller – sogar ihre Verbotsschilder noch in den See stecken durften. Damit Hunde dort nicht baden. Die Hygiene gewahrt wird. Freilich kontrolliert niemand aus der Obrigkeit, ob nicht die Menschen die Hygiene des Sees versauen.
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It’s time to get naked
Die meisten Menschen, die mich von Bildern im Internet her kennen, kennen mich vielleicht so:

Oder manchmal auch so, mit richtig viel Matte:
Ausschreibung HALLER 11: Lebensräume
Mein Lebensraum – Flüchtlingslager, Slum, Villa, der Burj Khalifa, das Haus am See? Ein Zimmer, eine Zelle, ein Garten? Urwald oder Steppe? Eine Marskolonie?
Lebensraum ist ein Begriff, der ebenso privat ist, wie gesellschaftlich relevant, der missbraucht wird für geopolitische Übergriffe. Der Angst macht, denn wo wir über ihn lesen, ist er meist »bedroht«.
Tiere und Pflanzen sind ihres Lebensraums beraubt worden oder wurden als blinde Passagiere in neue Lebensräume verpflanzt.
Lebensräume –
Wo und wie leben wir morgen? Was ist unser Platz im Leben? Wo lebe ich? Wo will ich sein? Welches Biotop erschaffe oder zerstöre ich? Wo ist menschenwürdiges Wohnen möglich oder nicht mehr möglich? Welchen Raum beanspruchen mein Körper, meine Gedanken und Träume? Wo ist der Sitz meines Lebens?
Bitte senden Sie bis 15. September 2014 in jeweils eigener Datei
- Ihre unveröffentlichte Kurzgeschichte zum Thema »Lebensräume«
- Ihre Vita mit Adresse
- Ihr Foto (jpg)
an info@literaturzeitschrift-haller.de.
Umfang: 1 – 20 Normseiten (oder nach Absprache). Dateiformat: DOC, DOCX. Formatierung: Times New Roman 12, keine Fettschrift, keine Unterstreichung, keine Sperrung, keine Zeilennummerierungen, keine Spalten-, Abschnitts-, Seitenwechsel.
Voraussichtlich erscheint Haller Nr. 11 im Dezember 2014. Alle Autoren, deren Text in der aktuellen Ausgabe veröffentlicht wird, erhalten ein Freiexemplar.
Mit Ihrer Einsendung erklären Sie sich bereit, Ihre Texte bei einer Lesung zu präsentieren bzw. ihre Texte zum Vortragen durch einen Vortragskünstler zur Verfügung zu stellen.
Urlaub
Ich bin dann ma wech, ne? Wenn ihr Glück habt, fällt mir im Urlaub was für diesen Blog ein. Wenn ihr großes Glück habt, stelle ich das auch gleich ein. Wenn euer Glück so groß ist, dass euch nur ein anderer den Lottogewinn vor der Nase weggeschnappt hat, falle ich vielleicht ins Meer und ersaufe jämmerlich. Wir werden sehen. (Was ich jedenfalls drei Wochen lang nicht sehen werde, das sind f***ing Berge!)
Nebenbei, bei aller Langeweile
Nebenbei gründe ich dann noch Ableger meines Verlags p.machinery: Die|QR|Edition. Gemeinsam mit Michael Weisser. Ein erstes Buch ist erschienen (mehr Infos morgen auf der Website der Die|QR|Edition).
Die Website: hier.
Details: hier.
In den kommenden drei Tagen gibt es jeweils morgens um 9 Uhr weitere Infos. Vielleicht schaut ihr mal rein.


