Seewaldweg, so heißt der Weg am südlichen Ende des Staffelsees. Am Anfang noch asphaltiert, mit Grundstücken, besetzt von mehr oder minder luxuriösen Gebäuden, deren Inhaber mit Duldung oder gar Genehmigung der Behörden Seehausens – bekannt auch als das Testgelände für deutsche Verbotsschilderhersteller – sogar ihre Verbotsschilder noch in den See stecken durften. Damit Hunde dort nicht baden. Die Hygiene gewahrt wird. Freilich kontrolliert niemand aus der Obrigkeit, ob nicht die Menschen die Hygiene des Sees versauen.
Seewaldweg. Später dann ist er geschottert. Breiter als ein Fahrzeug. Damit die stinkenden Traktoren – brauchen die eigentlich keinen Kat, und warum bekommen die trotzdem ihre Steuerermäßigung, erkennbar am grünen Nummernschild? – durchfahren können, und die beschissenen SUV-Besitzer, die immer mit ihrem Scheißauto zum Kacken fahren.
Seewaldweg. Die Aussicht ist ohnegleichen. Ich habe schon reichlich Fotos bei Facebook eingestellt. Der Staffelsee sieht jeden Tag und zu jeder Tageszeit anders aus. Mal so, mal so, dann wieder so. Er ist nicht zu beschreiben. Ein ganz einfacher See, gesehen von einem relativ einfachen Weg, und doch …
Seewaldweg. Die ganze Strecke ist flach, gut zu laufen. An heißen Sommertagen ist er mittags die Alternative, weil er im Schatten liegt – Richtung Süden liegen Erhebungen, dichte Waldstrecken. Nicht durchgehend, aber doch so schattig, dass auch ein 30 Grad heißer Augusttag nicht zu sehr anstrengt. Wenn es überhaupt 30 Grad heiße Augusttage gibt. (Dieses Jahr sind sie ja wohl ausgefallen.)
Was ich nicht verstehe, sind die Radler. Nicht die E-Biker, die alten Muttchen und Väterchen, die mit ihren E-Bikes auch nicht schneller sind als ohne Akku. Auch nicht die Hollandradler, wenn es die überhaupt noch gibt. Nein, die Mountainbiker. Die mit Schutzblech hinten dran gehen ja noch. Bedacht auf ordentliches Aussehen, auch, was ihren Gesichtsausdruck angeht. Ab und zu mal ein Lächeln, überraschenderweise sogar mal ein Gruß. Rechtzeitiges Erkennen des aus einem Menschen und zwei Hunden bestehenden Hindernisses. Und die Krönung ist manchmal sogar ein Klingeln. (Gut, das ist dann kein Mountainbike, sondern eine Mutation.)
Aber die Schlammstreifenmountainbiker verstehe ich nicht. Ohne Schutzblech – wozu? Aerodynamisch ist das wohl irrelevant, und die Funktionsklamotten, die eigentlich auch niemand wirklich in der Öffentlichkeit tragen möchte, sehen so oder so mit Kackstreifen hinten rum einfach scheiße aus. Und dann haben sie immer Sonnenbrille auf. Sogar abends in der zunehmenden Dämmerung. Oder morgens in der abnehmenden. Und immer haben sie eine Gewitterfresse. Und immer wieder, wenn ich das sehe, überlege ich, wozu das gut ist.
Hm. Vielleicht darf man nicht auf so ein Mountainbike, wenn man keine Sonnenbrille und keine Gewitterfresse trägt. Und ich dachte immer, man müsse nur ein eierloser Yuppie sein, um mountainbiken zu dürfen. So kann man sich irren.