Wenn das Leben traurige Geschichten schreibt

Friedhelm Schneidewind, Kurzgeschichtenautor in der p.machinery, hat gestern Nacht geschrieben:

Lieber Michael,
am Sonntag, 9. Juni, ist meine gute Freundin, Illustratorin und Exfrau Ulrike Grimm unerwartet mit 57 Jahren gestorben.
Vielleicht kannst du irgendwie darauf eingehen, sie ist ja als Illustratorin in meinem Sammelband »Brennende Labyrinthe« in deinem Verlag vertreten.
Bilder der großartigen Künstlerin sind noch bis Ende des Monats in der Galerie P3,6 (Fressgasse) in Mannheim zu sehen, im Rahmen der Kunstausstellung »IMAGINARE LUX!«.
Ich werde bei einer Lesung morgen, am 13.6., in der Galerie viel aus dem Sammelband »Brennende Labyrinthe« lesen und so eine Art literarischen Nachruf gestalten.
Mit traurigen Grüßen
Friedhelm

Ich kenne Friedhelm nur aus unserem E-Mail-Kontakt, und zu Ulrike Grimm hatte ich überhaupt keinen Kontakt, das lief über Friedhelm. Und trotzdem geht das nahe. Sehr nahe.
Ich werde mir das E-Book der »Brennenden Labyrinthe« heute auf meinen E-Book-Reader laden und heute Abend daraus lesen. Als meinen eigenen literarischen Nachruf.

Schneidewind, Friedhelm, BRENNENDE LABYRINTHE

Nostalgische Vielfalt

Ich bin längst raus aus dem Thema Musik. Bei mir läuft den ganzen Tag über das Fernsehprogramm; und wenn das nichts taugt, dann Filme oder Serien vom Server. Musik höre ich selten – und wenn dann ein ziemliches Durcheinander von Stilen und Genres, allen voran aber elektronische Musik, vulgo: Techno, Trance und Konsorten.
Und doch bin ich Rockmusik nicht abgeneigt. Natürlich nicht. Immerhin war meine erste eigene Schallplatte – weiland auf Vinyl, natürlich – das berühmte Doppelalbum »Made in Japan« der ebenso berühmten Deep Purple. Und die höre ich ab und zu immer noch. Gerne und laut. Und Sachen von Extreme II, von Metallica, von bayerischen Bands wie Edelschwarz …
Marianne Labischs Anthologie »ROCK PLANET« hat durchaus Erinnerungen geweckt und mich in meine Jugend zurück versetzt, als ich auf unseren Partys während der Gymnasiumszeit viel Rockmusik und ganz wenig Pop gehört habe. Legendär die Luftgitarrensessions zu Nazareth, Black Sabbath und Led Zeppelin …
Zugegebenermaßen zeigt sich an den Storys, die von Ausführungen der Autoren begleitet werden, wie diese zur Rockmusik gekommen sind, dass Rockmusikfans von heute alt geworden sind, älter. Das hat sicher auch etwas mit Zeitgeist zu tun; ein Jahrgang aus den Neunzigern, Zweitausendern hat halt einen ganz anderen Hintergrund als wir Babyboomer. Und das ist auch okay so.
Dennoch ist das Buch eine lohnenswerte Lektüre für jedermann (und nein, ich gendere das nicht, zefix), denn dank des Internets kann auch ein Zwanzigjähriger, der sich dafür interessiert, leicht überprüfen, welche Musik den Geschichten jeweils zugrunde lag und liegt. Und das sollte man sich gönnen. Ich hab’s getan, während der Arbeit am Buch. Und nicht nur mit »Made in Japan« …

Labisch, Marianne (Hrsg.), ROCK PLANET

NOVA 34

NOVA 34
Magazin für spekulative Literatur
p.machinery, Winnert, Mai 2024, 212 Seiten, Paperback
ISSN 1864 2829
ISBN 978 3 95765 396 3 – EUR 17,90 (DE)
E-Book: ISBN 978 3 95765 723 7 – EUR 5,99 (DE)

Der Inhalt:

Dominik Irtenkauf: Editorial

NOVAstorys
Lisa Jenny Krieg: Stoff der Erinnerung
Norbert Stöbe: Im Vault
Nicole Hobusch: Iva
Ulf Fildebrandt: Die Tür in den Sommer
Horst-Dieter Radke: Engelsrache
V. A. Kramer: Population: One
Janika Rehak: Iggy B. Wellington
J. A. Hagen: Angriff auf Grünland
Frank Lauenroth: Kadaver
Carsten Schmitt: Das Lethe-Quantum
Moritz Boltz: Die Vermessung des Raums
Rajiv Moté: Die Luft fängt uns auf

NOVAsekundär
Christian J. Meier: Tanz mit dem Oktopus im Reich der Intelligenz
Sarah Lutter: Im Interview mit Thorsten Küper
Dominik Irtenkauf: Schrott – Motiv und Motivation in der SF-Literatur
Dominik Irtenkauf: Hans Frey (1949–2024). Ein Nachruf
Michael K. Iwoleit: Christopher Priest (1943–2024). Ein Nachruf

Die Autoren | Die Grafiker

Das Titelbild stammt von Victoria Sack.
Weitere Illustrationen von Detlef Klewer, Michael Wittmann, Frank G. Gerigk, Mario Franke, Ralf Schoofs, Uli Bendick, Gerd Frey und Chris Schlicht.

Zur Erinnerung: Ausschreibung »p.ray« endet am 30.06.

Ja, so sieht es aus. Und auch hier sind die bisherigen Reaktionen gering. Es wäre schade, wenn das Buch zum 20jährigen Jubiläum der p.machinery ausfallen müsste, weil sich (fast) niemand beteiligt hat. Ihr Autoren also, gehet in euch und schreibt, bis die Tastaturen qualmen. Die Details zur Ausschreibung gibt es hier:

p.ray — 20 Jahre p.machinery — Eine Ausschreibung

 

Haller 21 – Erinnerung an die Tango-Ausschreibung

Es ist noch Zeit bis zum 31.07., um Storys und Bildbeiträge einzureichen, aber irgendwie scheint es ungewöhnlich ruhig zu sein. Das irritiert und deshalb hat sich Corinna Griesbach in ihrer Auszeit den Moment gegönnt, ein Video zu erstellen, um die Ausschreibung »Let’s Tango« für den Haller 21 in Erinnerung zu rufen.

Alle Details zur Ausschreibung gibt es hier:

Let’s Tango — Der Haller 21 — Eine Ausschreibung

Schrägmarketing

Kai Beisswengers Marketingvideos haben was für Leute, die es schräg mögen. Und schräg ist ja nun Englisch, und Englisch ist modern. Hat schon meine Mama immer gesagt :)

Buchtrailer: Restwelt von Hand-Dieter Eberhard

Eberhard, Hans-Dieter, RESTWELT

Lovecraft zu allen Zeiten

Detlef Klewer hat sich in meiner p.machinery zu einem gern gesehenen Herausgeber entwickelt. Nicht nur, dass er schöne Ideen hat – hier erscheint nun seine dritte auf dem Lovecraft-Universum basierende Anthologie namens »Chrononomicon« –, seine Zusammenstellungen sind auch immer in feiner Manier illustriert, Blickfänge, die alleine schon wert sind, dass man die Bücher aufschlägt.
Und Detlef Klewer ist ein geduldiger Mensch. Immerhin hat er mich nicht gesteinigt, weil die Anthologie, deren Ausschreibung am 30.09.2021 (!) beendet war, erst zweieinhalb Jahre später das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat. Gut, er hat natürlich für seine Arbeit – die nicht nur aus Illustrationen, sondern auch aus Lektorat der Arbeiten besteht – auch seine Zeit gebraucht, aber den größten Teil habe ich »verbraucht«, indem ich schlicht und ergreifend nicht »zu Potte gekommen« bin.
Aber nun ist es so weit. Das »Chrononomicon«, eine »historische Cthulhu-Anthologie«, ist erschienen und präsentiert Geschichten, die sich mit der Frage auseinandersetzen, zu welchen Zeiten der Menschheitsgeschichte die verschiedensten menschlichen Kulturen schon den Kampf gegen das Böse zu führen hatten. Wie immer bei Detlef Klewer: lesens- und sehenswert.

Klewer, Detlef (Hrsg.), CHRONONOMICON

Näherung mit leichtem Risiko

Sich heutzutage religiösen Themen in irgendeiner Form zu nähern – und in meinem Verlag reden wir sinnvollerweise von textlichen Veröffentlichungen –, kann sich als Risiko erweisen. Gut, einer meiner Autoren hat letztens noch festgestellt, dass ihm niemand zu seiner einzigen Mohammed-Karikatur ein Todesurteil übermittelte, aber das heißt nichts. Selbst so simple Dinge wie die Verweigerung gegenüber Abtreibungsverboten kann einem einen erzkatholischen »Shitstorm« bescheren. Von ganz anderen Themen ganz abgesehen. Ich möchte hier den Islam gar nicht erwähnen.

Die Anthologie »C.R.E.D.O.«, die Karl-Ulrich Burgdorf und Rainer Schorm zusammengestellt haben, ist so risikoreich nicht – wenn man simplen und religiös verbräumt-verblödeten Geistes ist. Man muss schon eine ordentliche Menge Hirnschmalz besitzen und einsetzen können, um in den Geschichten wirklich auf die richtigen Trichter der Religionskritik zu kommen. Aber manchen der Autoren war das auch nicht die Hauptsache – denn letztlich geht es in einer Anthologie, die in Buchform erscheinen soll (und wird), auch um den ganz profanen Autorenwunsch, nicht nur ein Einstellung, ein Weltbild zu vermitteln, sondern auch Unterhaltung zu ermöglichen.

Als Mitglied im Verein Deutsche Sprache (VDS e.V.) darf ich mir vorwerfen lassen, ein Neonazi zu sein, weil ich die deutsche Sprache hochhalten möchte. Als Exkatholik, der ich bin, mag man mir angesichts dieser Anthologie vorwerfen, dem Atheismus auf Kosten zugelassener und zulässiger Religionen Vortrieb leisten zu wollen. Gut. Das ist auch unter simpelsten Argumentationsgesichtspunkten bodenloser Schwachsinn. Aber so sind die Kritiker, die solche Ideen nutzen …

Ich finde, die Anthologie bietet nicht nur Möglichkeiten, die eigenen Ansichten als bestätigt zu betrachten, sondern auch, neue Ansichten zu betrachten, zu überprüfen und zu übernehmen oder zu verwerfen. Das ist das, was Literatur immer auch erreichen sollte. Und hier ist das gelungen.

Burgdorf, Karl-Ulrich & Schorm, Rainer (Hrsg.), C.R.E.D.O.