Sechsundneunzig

Wir schreiben den 14. Mai 2023 und heute hätte Herbert W. Franke, SF-Autor und Multitalent in vielen Themenbereichen, seinen 96. Geburtstag gefeiert. Nachdem er unsere Welt verlassen musste, kann er das nicht mehr — aber wir können den Geburtstag feiern und nicht nur seiner gedenken, sondern uns auch an sein Werk erinnern.

Susanne Päch hat eine Liste anstehender Events der »art meets science-Stiftung Herbert W. Franke« veröffentlicht — man kann sie hier nachlesen — und schreibt einleitend:

Herbert W. Franke, 2022 im Alter von 95 Jahren gestorben, war ein Pionier des Brückenschlages von Wissenschaft und Kunst. Der promovierte theoretische Physiker hat seit den fünfziger Jahren als freischaffender Schriftsteller, Künstler und Wissenschaftler ein umfangsreiches Oeuvre geschaffen. Er war Wegbereiter der deutschen Nachkriegs-Science Fiction, gilt weltweit als Pionier der Computerkunst, hat 1952 im Bereich der Höhlenforschung die C14-Methode zur Altersbestimmung entdeckt und in der Folge zahlreiche wichtige wissenschaftliche Beiträge zur Sinter-Datierung und -Chronologie geleistet.

Die p.machinery feiert mit. Nicht nur mit der »SF-Werkausgabe Herbert W. Franke«, sondern heute nachmittag auch mit einem Gläschen alkoholfreiem Sekt. Herbert, wo auch immer du jetzt bist – wir sind in Gedanken bei dir.

AndroSF – die SF-Werkausgabe Herbert W. Franke

Verschüttgut

Ich bin natürlich nicht perfekt. Ganz sicher nicht. (Auch wenn es mindestens einen Menschen gibt, der mir das unterstellt, und wenn es nur ist, um mich zum Lachen zu bringen.) Und so kommt es immer wieder vor, dass Buchprojekte längere Zeit auf meinem Server liegen, bevor sie dann realisiert werden. Bisweilen kann man sogar behaupten, das eine oder andere Projekt ist praktisch verschütt gegangen.
Der kleine Bildband — in meinem Lieblingsquadratformat 210 x 210 mm und einem Hardcoverumschlag — war so ein Projekt. Durch Zufall entdeckte ich es in seinem Verzeichnis wieder, fragte Marianne Labisch, ob oder ob nicht, und dann war es ratzfatz fertiggestellt. Nun gilt es jedoch zu warten, denn der Schaltungsdienst Lange, meine Haus- und Hofdruckerei, kann sich derzeit über mangelnde Auslastung nicht beklagen, hat zudem nur einen Buchbinder und der auch noch Urlaub … Aber Anfang Juni ist es so weit. Vorbestellungen werden selbstredend bereits entgegengenommen.

Labisch, Marianne, LAND SCHAFFT BILD

Kein Zweifel

Kein Zweifel ist angebracht, wenn es um die Frage geht, ob ich die »SF-Werkausgabe Herbert W. Franke« in meiner p.machinery fortführen werde, nachdem der Autor diese Welt hinter sich gelassen hat. Ich werde es tun. Gemeinsam mit meinen Herausgebern Hans Esselborn und Ulrich Blode, unterstützt von Susanne Päch und verschiedenen Autoren, die Beiträge zu Frankes Themen beisteuern. Der aktuelle Titel ist »Der Atem der Sonne«, eine weitere der Kurzgeschichtensammlungen Frankes. (Und der nächste Band ist in Vorbereitung — eine Sondernummer zum Thema der SF-Hörspiele Herbert W. Frankes.)

Franke, Herbert W., DER ATEM DER SONNE

Pflanzenliebe

Hier vor unserem Haus steht auch eine Hydrangea. Eine zweifarbige. Oder besser: zwei einfarbige. Leider blühen sie nicht gleichzeitig. Und leider hat meine Frau vor, sie kappen zu lassen. Angeblich tut das Pflanzen gut, sie wachsen dann besser. Dass sie dabei scheiße aussehen, bis sie nachgewachsen sind, ist zweitrangig, wie es scheint …
Vielleicht sollte ich meiner Frau den aktuellen Roman einer meiner Lieblingsschriftstellerinnen zu lesen geben. In Gabriele Behrends neuem Werk »Im Schatten der Hydrangea« spielt die Pflanze eine entscheidende Rolle, wenn der Therapeut, beseelt von eigenen und nicht ganz positiv einzustufenden Absichten, versucht, der Patientin, die nach einem gescheiterten Selbstmordversuch im Wachkoma liegt, die Rückkehr in die wirkliche Welt nahezubringen. Ich bin nicht sicher, ob das zur Rettung der Hydrangea vor unserem Haus beitragen kann — in Gabrieles Roman indes gelingt die Rettung letztlich, allerdings ein wenig anders, als man während der anfänglichen Lektüre erwarten mag. Das ist ja auch gut so — und vielleicht wehrt sich unsere Hydrangea ja auch — in Gabrieles Roman tut sie es nicht, muss sie auch nicht, das ist nicht ihre Aufgabe. Und Aufgabe unserer eigenen Hydrangea ist es wohl nicht, sich kappen zu lassen. Behaupte ich.

Behrend, Gabriele, IM SCHATTEN DER HYDRANGEA

Fortsetzungsvorliebe

Paradoxerweise bin ich Liebhaber von TV-Serien, weniger SF als Krimi und (ja, ich oute mich!) Ärzte (das ist aber ein Thema für einen anderen Beitrag, sorry), aber sie haben den Vorteil, dass sie den ganzen Tag auf einem meiner Monitore neben der Arbeit lauschig dahinplätschern und da, wo nötig, meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Bei Büchern müssen schon bestimmte Bedingungen erfüllt sein, dass ich mich »fangen« lasse. Das ist Klaus-Peter Wolf mit seinen Ostfriesenkrimis um die Ermittlerin Klaasen gelungen — das wäre auch Bernhard Kempen mit seinen Romanen um die gerne leicht bis unbekleidete Arkadierin Greedy und ihren terranischen Bekannten Adrian Ginjeet gelungen. Die Bücher weisen eine gelungene Mischung auf. Science-Fiction, ganz eindeutig; dazu ein wenig Krimi, Thriller, eine winzige Prise Action. Und Erotik. Das ist normalerweise eine Mischung, die gut funktioniert — außer freilich bei Asexuellen, Pazifisten und Angsthasen. Bei mir würde sie funktionieren, und das ist nur ein weiterer Grund, die Buchreihe zu verlegen.

Band 4 jedenfalls wendet sich nun von Arkadia, Greedys Heimatwelt ab, was aber nicht dazu führt, dass sie sich nun in edle Stoffe hüllt — ganz im Gegenteil. Dann bisweilen — und so auch hier — gibt es gute Gründe, sich den nackten Tatsachen ebenso nackt zu stellen, um sie zu bewältigen. — Langes Gefasel hin und her, Band 4 ist draußen und er setzt die Reihe in wunderbar passender Weise fort. Er lässt sich — wie es sich für eine gelungene Buchreihe meines Erachtens gehört — auch ohne Kenntnis der Vorgängerbände lesen, macht aber durchaus Appetit, würde ich meinen. Nun gut, das wird sich an den Verkaufszahlen zeigen (und daran auch, wie viele Asexuelle, Pazifisten und Angsthasen zu den Besuchern meiner Verlagsseite [und dieses Blogs] gehören).

P.S.: Wer aus den genannten Gruppen shitstormen möchte, kann dies gerne tun. Es ist ja heutzutage modern, sich betroffen zu fühlen. Nicht nur, wenn man nicht betroffen ist. Dass man mit dieser Betroffenheit womöglich nur zeigt, dass ich GEtroffen habe, ist ein anderes Thema …

Kempen, Bernhard, NEW TERRA

SF in und aus den Alpen

Eigentlich habe ich mit meinem Umzug nach Nordfriesland den Alpen (und Bergen generell) ja den Rücken gekehrt. Aber ein Grund, dieses Buch nicht zu machen, war das nicht:
Alfred Vejchar hatte die Idee möglicherweise nicht allein, aber er war der Hauptideenträger und kam mit der Frage zu mir, ob ich ein Buch über das österreichische SF-Fandom (und das Drumherum) machen wolle. Wie so oft gab es keine langen Diskussionen, denn neben einem passenden Titel mit historischen und aktuellen Informationen über das österreichische Fandom gab und gibt es ja auch enge Verbindungen zum SFCD — und die Reihe »AndroSF« in der das Buch nun erschienen ist, ist ja »für den SFCD« gedacht und veröffentlicht.
Die Idee, das Buch auch dem SFCD für seine Mitglieder anzubieten, war naheliegend und ging auch von Alfred Vejchar aus. Der hatte auch schon bei Thomas Recktenwald vorgefühlt, und so war die Tür, durch die ich mit meinem Vorschlag kam, schon geöffnet. Das Buch ist nicht nur der Titel 170 der Reihe »AndroSF«, sondern auch Ausgabe 158 des ANDROMEDA SF MAGAZINs des SFCD.

Die Arbeit am Buch war spannend und aufwendig. Die Beiträge aus vielen unterschiedlichen Quellen waren insgesamt ein Formatchaos (was ich niemandem zum Vorwurf mache), durch das mein Standard-Tabula-rasa-Makro erst einmal nicht zum Einsatz kommen konnte. Auch der Buchsatz war anspruchsvoll — so anspruchsvoll, dass ich inzwischen von der üblichen Idee, das E-Book im epub-Format selbst zu bauen, Abstand genommen habe; ich werde hier meinen Dienstleister Bookwire in Anspruch nehmen, dessen Arbeit selbst für Geld preisgünstiger ist, als würde ich es selbst machen wollen. Derweil habe ich das Buch als E-Book im PDF-Format veröffentlicht — das muss für die ersten Tage reichen, bis Bookwire geliefert hat.

Zusätzlich zu all dem Spaß, den die Arbeit am Buch letztlich gemacht hat, ist es mir auch eine Freude, noch einmal etwas für den SFCD getan zu haben. Und ich gebe offen zu, dass ein Teil dieser Freude Schadenfreude ist, nachdem ich dem SFCD mit diesem Buch ein ANDROMEDA SF MAGAZIN spendiert habe, obwohl ich dem Verein längst den Rücken gekehrt habe. (Und derjenige, an dem sich diese Schadenfreude festmachen lässt, weiß schon, wer gemeint ist.)

Vejchar, Alfred (Hrsg.), VON ANDROMEDA BIS UTOPIA

Lohn des Fleißes

Heribert Kurth ist ein fleißiger Promoter, was sein aktuelles Buch »SOUNDCASE. The Playlist Book« angeht. Und dieser Fleiß wird reichhaltig belohnt, wie hier auch schon erwähnt wurde. Zuletzt erschien eine Erwähnung in der aktuellen Ausgabe des »alternative music« Magazins SLAM aus Wien:

Und auch auf Amazon findet das Buch Aufmerksamkeit:

(Quelle)

(Wobei ich mal unkommentiert lasse, dass es an manchen Buchkäufern offensichtlich vorbeigeht, dass wir in einer Hochinflationszeit leben; reich wird man — weder Verleger noch Autor — mit dem Buch jedenfalls nicht, wobei das auch nicht die Absicht war und ist.)

Kurth, Heribert & Friends, SOUNDCASE. The Playlist Book