Noch eins nachgelegt

Wolfram Hirches »Spottlichter« sollten eigentlich nur als Hardcover erscheinen. Hatte ich mir eingebildet und der Autor hat nicht widersprochen. Das erwies sich dann kalkulatorisch als ein wenig problematisch. Denn der Preis sollte nicht höher als 15,90 oder 16,90 Euro liegen – und zu dem Preis lässt sich das Buch beim Schaltungsdienst nicht machen.
Nach einigem Hin und Her, mit der Überlegung, das Hardcover auf 29,90 Euro anzuheben, und dann wieder doch nicht, habe ich entschieden, ein Paperback nachzulegen, das mit 13,90 Euro preislich gut machbar ist, und vom Hardcover wurde noch eine kleine Auflage von 25 Stück als limitierte Auflage nachgedruckt — allerdings erstmals nicht beim Schaltungsdienst, sondern bei CPI in Leck, hier in Nordfriesland. Was aber eine Ausnahme bleiben wird.
So oder so ist das Buch nun sowohl als Paperback als auch als Hardcover lieferbar. Auch im Buchladen der p.machinery natürlich.

Hirche, Wolfram, SPOTTLICHTER

Verkaufsförderndes Urteil

Als Verleger kommt man bisweilen auch dazu, ein Buch »außer der Reihe« zu verlegen. Ich habe das inzwischen fünfundsechzig Mal getan – und das fünfundsechzigste Buch, die »Spottlichter« von Wolfram Hirche, ist ebenso außergewöhnlich wie die vorhergegangenen Veröffentlichungen. Solche Bücher zu vermarkten, ist indes nicht einfach, wenn man aufgrund seines Verlagsschwerpunkts – hier: Science-Fiction – eine Zielgruppe anspricht, die oft genug mit Büchern »außer der Reihe« nicht viel oder gar nichts anfangen kann. Umso mehr erfreut einen dann eine außergewöhnliche Buchbesprechung, die in diesem Fall Andreas Vogt in seinem privaten Blog veröffentlicht hat: hier. Vogts Fazit:

Die Sammlung ist ein heiteres und anregendes Buch, wenn auch nicht ohne Wiederholungen (was daran liegt, dass eine Glosse in einer Monatszeitschrift über zehn Jahre Inhalte und Aussagen haben darf, die sich wiederholen – die aber dann, hintereinander in einem Buch gelesen, mitunter redundant wirken). Trotzdem: Die „Spottlichter“ bilden, unterhalten und lassen den literaturbegeisterten Bildungsbürger schmunzeln. Sehen Sie hier ein Ironiezeichen? Nein, nicht nötig.

Hirche, Wolfram, SPOTTLICHTER

Schreibfehler im Angebot

Da stand »Spotlight« statt »Spottlichter«. Ein naheliegender Verschreiber. Der es nur nicht getroffen hat. Nicht mal annähernd.

Es ist schon merkwürdig. Tiny Stricker, dessen Werkausgabe ich verlege, kenne ich ja nun schon eine geraume Weile. Wenn man es genau nimmt, sind es zig Jahre, denn in den Achtzigern durfte ich seine Texte für Maro abtippen (und noch heute schreibt er seine Manuskripte mit der Hand). Durch ihn bin ich zu Klaus Hübner gekommen, dessen Tetralogie »Kein Twitter, kein Facebook. Von Menschen, Büchern und Bildern« in meinem Verlag einen Platz gefunden hat. Und durch beide Autoren kam der dritte Schreiber in unser Programm: Wolfram Hirche.
Was die drei Autoren gemein haben? Sie leben in München und schreiben über München, über Bayern und manchmal auch darüber hinaus, aber der Fokus ist erkennbar München. Und das muss man als nunmehr im Raum Husum ansässiger Verlag manchmal schon erklären.
Was ich nicht kann. Und was ich nicht nur deshalb nicht tue. Wolfram Hirches erstes Buch – mindestens ein weiteres mit Geschichten und Erzählungen ist angedroht – in meinem Verlag umfasst Glossen aus den »Literaturseiten München« der Jahre 2010 bis 2021 und erscheinen nun erstmals gesammelt in einem handlichen kleinen Hardcover mit ausgefallenen Illustrationen und einem ebensolchen Titelbild von Christopher Oberhuemer.

Und auch, wenn ich mir geschworen habe, nie wieder bayerischen Boden zu betreten, wird mich das nicht davon abhalten, auch in Zukunft Münchner Schriftsteller und solche aus Bayern zu verlegen.

Hirche, Wolfram, SPOTTLICHTER

Aufregendes Universum

Jeder Ort dieser Welt ist ein Universum für sich. Gleich, ob es eine Großstadt oder ein Dorf ist. Winnert, das Dorf, in dem ich nun seit bald drei Jahren lebe, ist bei Weitem nicht so aufregend wie Hamburg. Und nicht einmal annähernd so aufregend wie der kleine Ort, den Peter Kiefer in seinem Buch »LANDLÄUFIG. Die Welt hinterm Acker« beschreibt. Wobei, halt, er beschreibt weniger den Ort, als die in ihm lebenden Menschen. Was am Ende das Gleiche ist. Vermutlich.

Ich kenne Peter Kiefer nicht persönlich. Noch nicht. Aber wir machen schon länger Bücher miteinander, das erste Werk erschien im Mai 2013: »Treibgut. Vom Verreisen«, der Band 6 aus der längst eingestellten Reihe »ErlebnisWelten«. Ein Reisebuch eben. So was kauft heute kein Mensch mehr, selbst in diesen Seuchenzeiten, in denen Reisen nicht mehr ganz so einfach ist.
Aber das ist hier nicht das Thema.
Peter Kiefers Bücher haben immer einen gewissen Kick, den ich schlecht beschreiben kann. Sie wirken sehr normal, üblich, alltäglich, gewöhnlich – und wenn man sie liest, merkt man, dass man sich hat täuschen lassen. Denn da ist immer dieser besondere Strich, der entgegen aller anderen läuft.
»LANDLÄUFIG« ist ein Episodenroman, dessen Plotdetails ich auf Basis meines langjährigen Dorflebens (meine letzte Großstadt war München Mitte der Neunziger) gut nachvollziehen kann, auch wenn die Menschen, denen ich so begegnete und begegne, nicht so schillernd und außergewöhnlich erscheinen, wie Peter Kiefer seine Menschen schildert. Aber er beschreibt sie auch sehr wissend, während ich von meinen Mitmenschen hier in Winnert in den allermeisten Fällen wenig weiß (und am meisten oft genug noch über ihre Hunde).

Zum Cover hatte der Autor durchaus konkrete Vorstellungen. Einem angefragten Grafikerteam waren diese Ideen … oh, ich weiß die genaue Formulierung nicht mehr, sie war jedenfalls abwertend gemeint und zeugte davon, dass man nicht verstanden hat, worum es ging. Klaus Brandt kam dann jedenfalls zum Zuge, denn er verstand – und schuf den an sich unbekleideten Körper einer Frau, auf der das Dorf des Romans zu finden ist, und die Kirche steht direkt oberhalb der Scham. Eine Anspielung. Vielleicht mag derjenige, der herausfindet, worauf sie sich bezieht, eine Mail schicken …

Kiefer, Peter, LANDLÄUFIG. Die Welt hinterm Acker

Nach einem Päuschen

Durch die beiden fotolastigen Bücher »DIE ZUKUNFT …« und »KINDERGEFÄNGNIS und andere verlassene Orte«, die zwar keine HALLER-Ausgaben darstellen, aber im Grunde aus dieser Werkstatt stammen, entstand eine Pause, bis nun der siebzehnte HALLER mit dem Thema »SPAM!« erschienen ist. Details findet man unter dem unten stehenden Link:

Es ist soweit! HALLER 17 „SPAM!“ erscheint jetzt!

Knallchargenbrevier

Der Autor kann nichts dafür, dass man die Leute, die er sich in diesem Buch vorknöpft, als Knallchargen bezeichnet. Unter anderem. Sich ernsthaft mit Verschwörungstheorien zu beschäftigen, kann gefährlich sein und böse enden. Der bessere Umgang ist Sarkasmus, Satire, durchaus kabarettistisch, vor allem aber böse und – ja, intelligent. Gerade mit Intelligenz ist man gegen Verschwörungstheorien am besten gewappnet, denn Intelligenz ist vermutlich das, was den Vertretern verquerer Denke am ehesten fehlt – nicht selten vollständig.

Kristjan Knall hat mit seinen Platon in den Mund gelegten Worten heftig Wasser auf meine Mühlen gegossen und er hat mich, der ich Fan politischen und gesellschaftlichen Kabaretts auf sarkastischer Grundlage bin, mit vielen bösen Seitenhieben erfreut. Es ist zu verknusen, dass Xavier Naidoo nicht die Hauptfigur ist, auch, dass Hildmann und andere Kameraden der Branche nicht zu Wort kommen, vor allem aber hat mich eher noch erfreut, dass die deutsche COVIDiotie keine Plattform bekommen hat, obwohl sie es sicherlich auch verdient hätte. Aber das Thema der Seuche nervt, und ich kann nicht ausschließen, dass ich mit dem Autor hätte diskutieren müssen, ob das Thema auch noch nötig gewesen wäre – aber das war ja auch gar nicht nötig.

Das Buch richtet sich an den interessierten Intelligenzler, der in der Lage ist, Satire richtig aufzufassen. Es ist eindeutig nichts für die Knallchargen dieser Welt, denn das, was Kristjan Knall geschrieben hat, macht ihnen keinen Spaß – weniger, weil er auf ihre Kosten geht, als vielmehr, weil sie gar nicht verstehen, was hier Sache ist.

Knall, Krischan, PLATON SIEHT CHEMTRAILS

Preiskomiteemitgliederunterhaltungskost

Edward St. Aubyn
DER BESTE ROMAN DES JAHRES
Piper Verlag, München, 2014, Hardcover (ohne Schutzumschlag, mit Lesebändchen, ohne Fadenheftung), 253 Seiten, ISBN 978 3 492 05435 5

VORBEMERKUNG
Das Buch schenkte mir Corinna Griesbach, eine meiner Herausgeberinnen in meinem Verlag p.machinery. Ich erinnere nicht mehr genau, mit welchen Worten ich das Werk erhielt – aber ich bin sicher, sie bezog sich auf meine Verlegertätigkeit. Ich beziehe mich mit dieser Rezension eher auf den Deutschen Science-Fiction-Preis und seine Komiteemitglieder, zu denen ich ja auch zähle.

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