Preiskomiteemitgliederunterhaltungskost

Edward St. Aubyn
DER BESTE ROMAN DES JAHRES
Piper Verlag, München, 2014, Hardcover (ohne Schutzumschlag, mit Lesebändchen, ohne Fadenheftung), 253 Seiten, ISBN 978 3 492 05435 5

VORBEMERKUNG
Das Buch schenkte mir Corinna Griesbach, eine meiner Herausgeberinnen in meinem Verlag p.machinery. Ich erinnere nicht mehr genau, mit welchen Worten ich das Werk erhielt – aber ich bin sicher, sie bezog sich auf meine Verlegertätigkeit. Ich beziehe mich mit dieser Rezension eher auf den Deutschen Science-Fiction-Preis und seine Komiteemitglieder, zu denen ich ja auch zähle.

WORUM GEHT ES?
Um einen Literaturpreis. Den »Elysia Preis« (auch hier wieder nur echt ohne Bindestrich ‹muff›). Die Mitglieder des Komitees. Die Autoren, die sich Hoffnungen machen können, die überrascht werden und natürlich die, die enttäuscht werden müssen. Die Beziehungen zwischen allen teilnehmenden Personen. Die Ränkespiele, die Intrigen, die Gedanken und Gefühle. Die Werke, die zur Rede stehen. Und das, was am Ende der Geschichte raus kommt. Und das ist nicht unbedingt das, was man erwarten möchte.

WAS GEFIEL?
Der Schreibstil ist gut, locker, stilsicher. Die Handlung ist – vermutlich nicht nur für Literaturpreiskomiteemitglieder – amüsant, wobei ich für mich den Vorteil gesehen habe, dass ich in den letzten Jahren nach und nach einen immer größeren Hang zu Soap Operas – vornehmlich deutscher Provenienz – entwickelt habe. Wäre ich nicht ziemlich sicher, dass so ein Thema so oder doch so ähnlich schon längst in einer Soap verarbeitet worden ist – ohne freilich deren Titel zu kennen –, würde ich dies wärmstens empfehlen. Denn das Hin und Her in dem Geschehen des Romans eignet sich ganz wunderbar, einem kleinen Vier- oder Sechsteiler schöne Würze zu verleihen. Aber gut –

WAS GEFIEL NICHT?
Bisweilen erschien mir St. Aubyns Geschichte nicht ausführlich genug, fast ein wenig zu knapp. Die Gefühlswelten mancher Beteiligter schien mir zu knapp beschrieben, ich vermisste an einigen wenigen Stellen den kleinen Aufhänger für meinen eigenen, soap-opera-geübten Voyeurismus. Aber gut –

ZITAT GEFÄLLIG?
Hm. Nein. Ich glaube nicht. Ein Zitat kann nicht annähernd darstellen, was der Roman an Wirkung zeigt.

ZU EMPFEHLEN?
Ja. Für DSFP-Literaturpreiskomiteemitglieder. Und normale Menschen auch.

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