Schlachtopfer

Winnerts möglicherweise letztes Schlachtopfer im Jahre 2021 – und die Schlachtung fand statt, als es bereits nicht mehr erlaubt war, zu schlachten.

Die Ausreden sind immer die Gleichen:
»Das haben wir schon immer gemacht.«
»Das macht man eben so.«
»Im Herbst verliert der Baum Blätter.« (Ach, wirklich?)
»Die Äste ragen zu weit über die Straße.« (Wirklich relevant auf einer Nebenstraße der Hauptstraße mit einer 30er-Zone.)
»Die Äste fallen aufs Nachbarhaus.« (Dazu müssten sie morsch sein, was sie nicht waren, und dazu müsste das gegenüberliegende Haus auf die Straße verschoben werden.)

Wer den Baum im letzten Jahr noch gesehen hat, weiß, dass diese Schlachtung völlig unsinnig war und nur einen Zweck hatte: »Hey, fuck, meine Kettensäge setzt Rost an …!«

Aussichtslos

Es stellt sich unweigerlich die Frage, für wen die Situation aussichtsloser ist:

Für Frauchen, ihren Snack in Ruhe und vor allem unbeobachtet zu genießen?
Oder Kim (links) und Naomi, etwas abzubekommen?

Im Vertrauen – an diesem Abend gingen die Mädels leer aus. Aber das ist beileibe nicht immer so: Mandarinen, Orangen, Äpfel, Birnen … Kims Welt strahlt. Naomi ist anspruchsvoller und als Fleischfresser sind es allenfalls mal Nüsse, die sie sich gönnt. Oder Joghurt. Oder Quark. Oder andere Milchprodukte …

Die Horde

Normalerweise sieht man sie hier in der Gegend nur einzeln oder paarweise: Rehe (und ganz selten auch mal einen Hirsch). Heute morgen war es eine kleine Horde, die da auf einem Feld stand – und sie ließ sich nicht einmal von meinen beiden neugierig blickenden Hundemädchen beeindrucken, sondern schlenderten dann gemächlich gen Osten hinfort.

Auf die Entfernung war mit der Blödbeere kein besserer Schuss zu machen. Und auf die Entfernung versagten auch meine allenfalls marginalen Kenntnisse, die genaue Art (Sorte, Rasse, Marke? Wer weiß das heute noch …) zu erkennen. Manchmal reicht es ja auch, sich an Anblick und Begegnung zu ergötzen.

Morgens in Winnert

  • Freitagmorgen, 0700 Uhr. Gassigang.
  • Auf einem Nachbargrundstück soll ein Haus gebaut werden. Ein Loch ist schon da. Fürs Fundament. Die Sparfüchse hierzulande verzichten gern auf Keller. Stehen vorne zwei Typen und labern. Irgendwas. Dahinter ein Bagger, laufender Motor. Stinkt.
  • Hundebesitzerin mit zwei freilaufenden Hunden. Meine wie immer an der Leine, wenn die Gefahr besteht, dass ein Auto kommen könnte. Die Gefahr besteht außer auf dem Acker immer und überall. Und selbst auf dem Acker … Sie nimmt ihre Hunde an die Leine. Ihr Gesichtsausdruck sagt, dass ihr das nicht passt.
  • Frau mit Kind. Kind in einem Feuerwehrauto. Elektrisch angetrieben. Kettcar ist out. Heute muss es ein selbstfahrendes Teil sein. eScheiß für eKids. Lahm wie ein Arsch, laut wie die Hölle. Ich weiß nicht, warum bei eAutos darüber nachgedacht wird, sie lauter zu machen, weil man sie ja nicht hören kann. Man braucht doch nur die Nähmaschinenmotoren aus dem eScheiß für eKids, dann ist der Lärm keine Frage mehr. Und die Reichweite ist bei der Lahmarschigkeit auch kein Problem.
  • Ich überlege einen Moment, die Schwabstedter langzugehen. Da könnten die Mädels in Ruhe kacken. Aber von wegen Ruhe. Zwei ScheißUVs kommen aus Richtung Schwabstedt angerast. Die gelben Ortsschilder dienen ja längst nicht mehr der Kennzeichnung des Beginns der innerörtlichen Geschwindigkeitsbegrenzung auf 50 km/h, sondern nur noch dem Abgleich, ob der Scheißnavi im ScheißUV eine aktuelle Scheißware hat.
  • Wir gehen dann woanders lang. Schon auf dem Rückweg kommt ein Typ aus dem Haus, setzt sich in den Kleintransporter neben dem Haus, startet den Motor und macht – nichts.
  • Auf das Grundstück gegenüber fährt ein Lkw, irgendso ein Gülletanker. Fahrer stellt den Laster ab, lässt den Motor laufen, steigt aus und geht weg.
  • Diese Pseudotrucks von VW sind hier sehr modern. Einer steht da, Motor läuft. Fahrer kratzt zwei winzige Löcher in den Reif auf den Scheiben. Immerhin fährt er dann gleich los.
  • An der Hausbaustelle steht nun auch noch eine Karre mit so einem Kipperteil. Motor läuft. Der Bagger läuft auch noch, drin sitzt ein Typ. Tut nichts. Der andere Typ fährt ein höllisch lautes Ding über den Sand, um den platt zu machen.
  • Nachbar gegenüber kratzt die Scheiben seines Autos frei. Motor läuft. Zum Glück dauert das nicht lang, ist ein Kleinwagen.

Und Deutschland hat ein Problem mit einer Sterberate von 0,0001875 % beim AstraZeneca-Impfstoff. Warum überlege ich Blödmann eigentlich, wo meine Hündinnen am besten kacken können? Abgesehen davon, dass ich Tüten dabei habe? Es gäbe so viele Plätze, wo ihr Haufen perfekt platziert wäre.

Carsharing in Winnert

Wer ein Kraftfahrzeug (vulgo: Auto) benötigt, hat unterschiedliche Möglichkeiten, sich eines zu beschaffen. Er kann es kaufen, auf Kredit oder mittels eines Leasingvertrages. Er kann es mieten. Er kann es von einem Freund leihen. Er kann es klauen.

Wer in Winnert und Umgebung lebt, hat es ein wenig einfacher: Geht man vor allem tagsüber durch den Ort, findet man recht gleichmäßig über die Gemeinde mit ihren 719 Einwohnern (Stand 31.12.2019 lt. Wikipedia) verteilt zahlreiche Kraftfahrzeuge: Sie sind allesamt verlassen, stehen dort mit laufendem Motor und es findet sich kein Besitzer oder Nutzer weit und breit. Wer sich ein wenig Zeit lassen kann, kann unter unterschiedlichsten Modellen auswählen, und wer sich von mitunter einsetzendem Geschrei und Gebrüll nicht beeindrucken lässt, kann Winnert schließlich mit einem funktionierenden, kostengünstigen Gefährt in beliebiger Richtung verlassen. Wo das Gefährt dann beizeiten zurückgelassen wird, wird der dämliche Besitzer oder Nutzer dank seiner Anzeige durch die Polizei herausfinden können – wobei zu hoffen wäre, dass die Polizei die Gelegenheit nutzt, etwas über die Auswirkungen des sinnlosen Leerlaufs ebenso sinnlos umweltschädigender Motoren in ökologischer, jedenfalls aber ordnungswidrigkeitsrechtlicher Hinsicht mitzuteilen.

Es kann im Übrigen davon ausgegangen werden, dass das winnertsche Carsharingmodell auch in anderen Orten und Gegenden dieser Republik angeboten wird.

Meine Lichter im Leben

So sehen die beiden Mädchen aus, wenn sie an einem noch winterlich finsteren Morgen vom Gassigang heimgekehrt sind. Tracker, Leuchthalsband und in den Augen die Frage, wessen Pfoten an diesem Morgen wohl als erste abgetrocknet werden … links Kim, rechts Naomi – beide gemeinsam Lichter in meinem Leben.

Neue Nachbarn

Bisher waren es Schafe. Nicht nur direkt hinter unserem Haus, sondern auch auf dem Grundstück daneben. Seit einigen Tagen nun haben wir neue Nachbarn bekommen: Vier Pferde, darunter ein großes schwarzes Tier, bei dem es sich um einen Hengst handeln könnte. Er steht gerne getrennt von den anderen, alleine, schaut oft zur Biogasanlage hinüber.

Immerhin sind sie zu viert. Pferde sind Herdentiere, und ich finde es immer schade, so einen Gaul alleine auf seiner Koppel zu sehen, halte es sogar für tierschutzrechtlich bedenkliche, nicht artgerechte Haltung. Es gibt einige Beispiele in Winnert, Pferde, die ihre traurigen, einsamen Tage auf ihrer Wiese fristen.

Überleben in der Kälte der Welt

Mindestens einmal am Tag – meist morgens, jedenfalls, wenn es am meisten stört – ist Frauchen der Ansicht, dass die Feuchtigkeit im Hause zur Neige geht. Also wird gelüftet. Und Zimmer können keinesfalls einzeln und nacheinander gelüftet werden, nein: Durchzug ist vonnöten.

Aber zum Glück gibt es einen Raum, der auch in der Kälte noch einen Funken Wärme zu bieten hat: Herrchens Arbeitszimmer. Die Rettung.

Vorne Naomi, dahinter Kim.