Abschiede

Foren sind ein essenzieller Bestandteil der sogenannten Social-Media-Szene, und Foren sind vermutlich auch einer der ältesten Bestandteile, existierend schon in Zeiten vor Facebook, Twitter und Dingsbums. Ich war in einigen Foren lange Zeit Mitglied und durchaus auch aktiv, aber die Zeiten ändern sich. In den letzten Tagen bin ich aus den letzten drei Foren mit SF-Ausrichtung ausgestiegen. Aktiv war ich zuletzt vor allem mit Ankündigungen von Neuerscheinungen meiner p.machinery; mehr hat sich auch oft nicht gelohnt.

spacepub.net, »das fantastische Forum«, war eine wenig produktive Zwischenstation, sodass mir der Abschied wenig ausgemacht hat. Es war so gut wie nichts los, und wenn ich es recht betrachte, war der einzige Autor neben mir mit meinen Infos Stefan Burban, der über seine bei Atlantis erscheinenden Military-SF-Werke berichtete oder informierte.

sf-fan.de war eine andere Hausnummer. Florian Breitsameter, den Betreiber, habe ich vor vielen, vielen Jahren sogar persönlich kennengelernt, was aber letztlich keinen Unterschied machte. Grundtenor dieses Forums scheint Ignoranz zu sein. Die Kernclique des Forums unterhält sich miteinander zur Not auch über das Wetter, Filme und ein wenig über Bücher, aber gegenüber den Auslassungen meiner Person wurde vor allem Ignoranz zelebriert. Und wenn dann doch mal eine Bemerkung meinerseits aufgenommen wurde, dann in Form von Retourkutschen und Angriffen. Letztendlich ist mir die Ignoranz – es gab nur eine Userin, die überhaupt produktive Anmerkungen machte – hinreichend auf den Geist gegangen, um den Abschied zu nehmen. Löschen kann man seinen User ja nicht, aber man kann ihn weitestgehend unkenntlich machen, »leeren«: kein Avatar, keine Signatur, keine Links …

Im SF-Netzwerk war ich wohl am längsten aktiv. Auf genau 14.000 Beiträge bin ich gekommen, zuletzt Nummer 2 der Mitgliederliste. Mit dem SFCD, den ich mit seinem Forum dorthin bringen durfte, habe ich die meisten Aktivitäten gezeigt. Zum Schluss gab es auch hier nur noch die Informationen zur p.machinery, dazu zu NOVA und InterNOVA in einem eigenen Unterforum. Der Auslöser für diesen Abschied war die Erkenntnis, dass einige von ihren Aktivitäten her relevante Anwender zwar behaupten mögen, der deutschen Sprache mächtig zu sein, aber nicht verstehen, was sie lesen. Das alte Problem: Es geht nicht darum, WAS gesagt oder geschrieben wird, sondern WIE. Wobei gerade auf dem schriftlichen Sektor das WIE ganz besonders schwer zu vermitteln ist. Konkret war es jedenfalls der konsequente p.machinery-Ignorant Ralf Steinberg, der meinte, er müsse meine Auslassung dazu, dass ETWAS schwachsinnig sei, auf eine nicht genannte und nicht gemeinte Person beziehen. Gefolgt von Michael »Mammut« Schmidt (wobei fraglich ist, ob seine … nein, das schreibe ich jetzt nicht), der aus vermutlich purem (aus eigener Unfähigkeit geborenem) Neid einmal mehr auf meiner Mitgliedschaft im Verein Deutsche Sprache (VDS) meinte herumhacken zu müssen. Im Endeffekt erinnerte ich mich in dieser Massierung solcher Dummheit daran, dass ich Menschen, die nicht in der Lage sind, zu verstehen, WORUM es geht, nicht leiden kann. Und nachdem ich im SF-Netzwerk sowieso schon mehr als zehn Mitglieder auf »ignorieren« gesetzt hatte, weil deren Auslassungen bis zur Unerträglichkeit dumm und letztlich sogar dreist waren (und sind), fiel mir der Abschied dann doch nicht schwer. Auch hier: Profil neutralisieren, kein Avatar, keine Signatur, keine Links.

Am Ende gibt es auch noch ein Kriterium, das zusätzlich von Bedeutung sein könnte. Während ich bei Facebook – dank meines Mitarbeiters Nathaniel Xembri, der sich um dieses Sozialmedium kümmert -, bei Instagram und sogar bei pinterest, aber auch bei Xing und LinkedIn nachvollziehbare, weil mindestens numerisch benannte Reaktionen erhalte, gab es in den drei genannten Foren nichts. Klar, im SF-Netzwerk gab und gibt es Lesezirkel zu Büchern meiner p.machinery, aber die wurden nicht als Reaktion auf meine Ankündigungen des Erscheinens aufgemacht, aber mehr als … sagen wir es freundlich: Gelaber kommt dabei eh nicht heraus. Unter rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten bringen diese Foren für Umsätze und Absätze genau so viel wie Lovelybooks: nichts. Gar nichts. Überhaupt nichts. Nur Arbeit. Und schaut man sich die Abläufe mancher dieser Lesezirkel an, dann sind auch diese nicht sehr produktiv. Während die Elaborate mancher Verleger langwierig plattgelabert werden, waren die letzten Reaktionen auf zum Beispiel NOVA 33 sehr übersichtlich, weil letztlich so gut wie nicht vorhanden.

Fazit jedenfalls: Meine seinerzeitige Entscheidung, Facebook den Rücken zu kehren, hatte – nicht nur, aber – auch mit dem Zeitaufwand zu tun. Für die drei SF-Foren gilt das Gleiche. Am Ende kommt nichts dabei heraus, außer vielleicht, dass man einige Menschen, die man einigermaßen zu kennen glaubte, als dumm einstufen durfte. Musste. (Und im Grunde führt das Ganze sogar dazu, dass ich froh sein kann, hier in Nordfriesland sprichwörtlich am Arsch Deutschlands zu leben, sodass ich mir nicht mal mehr Cons im südlich von Hamburg gelegenen Restland antun muss.)

»Das Stoffuniversum« beim SERAPH 2024

Schon Ende Januar wurde die Nominiertenliste für den SERAPH 2024 veröffentlicht (siehe hier). Und wieder hat sich ein p.machinery-Titel platziert, nämlich »Das Stoffuniversum« von Ralph Alexander Neumüller. Das ist in allerhöchstem Maße erfreulich – und dem Autor werden alle verfügbaren Daumen gedrückt.

Neumüller, Ralph Alexander, DAS STOFFUNIVERSUM

 

Tiny Stricker im Radio Lora

»Lora« steht für »Lokalradio« und das ist ein Münchner Lokalsender, der auf 92,4 kHz UKW zu empfangen ist – und im Internet. Tiny Stricker las dort am 16.02. aus seinem neuen Roman »Hotel Amir Kabir oder Die Wege der Hippies« und sprach über sein Schreiben und die Themen des Buchs. Die Sendung wurde von Wolfram Hirche moderiert (auch bekannt aus der p.machinery-Buchpalette). Passend zu den Texten wurden Musikstücke von Canned Heat, den Beatles, Ravi Shankar etc. gespielt. Die Sendung war in Süddeutschland über die Wellenlänge 92,4 UKW und digital über die Webseite von Radio Lora zu empfangen. Erfreulicherweise steht die Aufzeichnung nun auch hier zur Verfügung:

 

Stricker, Tiny, HOTEL AMIR KABIR

 

Der Stricker auf der Hörbahn-Bühne

Was wäre Münchens Kulturszene ohne Tiny Stricker?
Nix.
Gar nix.
Kann man bestreiten. Kann man aber auch lassen.
Jedenfalls liest und spricht er wieder über sein aktuelles Buch »Hotel Amir Kabir«, einmal mehr mit Uwe Kullnick auf der Hörbahn-Bühne: hier.

Stricker, Tiny, HOTEL AMIR KABIR

 

Neue Ausschreibungen in der p.machinery

Es gibt zwei neue Ausschreibungen in der p.machinery. Die erste ist »p.ray – 20 Jahre p.machinery« betitelt und wird als AndroSF 200 zum 20jährigen Jubiläum des Verlages erscheinen – teilnehmende Autoren mit ihren Geschichten vorausgesetzt. Die Ausschreibung richtet sich an Science-Fiction-Autoren. Keine Fantasy, kein Horror, nichts als Science-Fiction. Alle Details finden sich unter https://www.pmachinery.de/archive/11194.

Die zweite Ausschreibung heißt »Let’s Tango« und wird als Band 21 der Literaturzeitschrift HALLER veröffentlicht werden. Hier gibt es vom Genre her keine Einschränkungen, aber das Thema »Tango« wirkt von sich aus als solche, ist anzunehmen. Alle Details hierzu finden sich unter https://haller.pmachinery.de/wordpress/archive/1017.

Angeblich lästerlich

Angeblich hat sich irgendwann schon mal jemand lästerlich darüber geäußert, welch umfangreiche Plätze die Werke von Jörg und Karla Weigand im Programm meiner p.machinery einnehmen. Jörg, der nicht nur als Autor, sondern auch als Herausgeber, beinahe täglicher Anrufer, Föhr-Urlauber und reichhaltiger Ideengeber, seinen Einfluss geltend macht, und dem ich zu verdanken habe, eine Autorin wie Karla Weigand im Programm zu haben, die selbst thematisch und genretechnisch eine große Bandbreite zu präsentieren hat.
Andere Verlage machen das auch. Jeder Verlag hat so seine Stammautoren – und wenn noch nicht, dann wünscht er sich welche und arbeitet dran. Und niemand meckert darüber. Na gut, bei meiner p.machinery wird auch nicht gemeckert. Der eingangs erwähnte Lästerer war ein Einzelfall.
Und bei Karla Weigands Werken gibt es eh nix zu meckern. Es sei denn, man hat einen ganz anderen Genregeschmack, sodass die, die sie bedient, nicht passen: Fantastik, SF, auch historische Romane (und vor allem die) sind ihr Metier. Krimis gab es auch (nur noch nicht in der p.machinery, die hat’s nicht so mit Krimis) und Gespenstergeschichten wohl auch (da ist auf das Programm des Kelter-Verlages zu verweisen).
Wie auch immer: In der p.machinery hat Karla Weigand ihren Platz. Und mit »Die böse Frau« legt sie mal eine Kurz- und Kürzestgeschichtensammlung vor, die nicht nur, aber vor allem ihre Veröffentlichungen in den Miniaturen der Phantastischen Bibliothek Wetzlar zusammenfasst. Es ist nicht die erste Sammlung dieser Art – aber eine weitere sehr gelungene –, aber auch ein weiterer Stein zum Gebäude meiner Idee, mich eines Tages, wenn Thomas Le Blanc das Ruder der Phantastischen Bibliothek aus der Hand gegeben haben wird, als Verlag für die Bibliothek zu bewerben, denn das kann der Laden brauchen. Die Miniaturen der Bibliothek quasi unvermarktet zu belassen, ist letztlich kein Zustand. Keiner, den ich hinnehmen würde, wenn ich könnte.
Aber bis dahin bleibt es erst mal bei Sammlungen wie der aktuellen von Karla Weigand …

Weigand, Karla, DIE BÖSE FRAU

Bargeschichtenuniversum

Natürlich freue ich mich, wenn eines oder gerne auch mehrere Bücher meiner p.machinery richtigen Erfolg haben. Immer wieder ist ein Titel dabei, der mich positiv überrascht. Und es gibt zwei, drei Autoren, die quasi ein Garant für nette Umsatz- und Absatzzahlen sind.
Peter Kiefer gehört nicht dazu. Leider. Denn ich finde, dass sein Geschichtenwerk völlig zu unrecht ignoriert wird, sein Schreiben völlig unnötigerweise ignoriert wird. Naja, nicht ignoriert. Aber eben unterbewertet ist.
Seine Geschichten haben besonderes Flair. Sie sind unterschwellig humorvoll, in einer Art und Weise, die einen heimlich schmunzeln lässt, die für ein kleines Gnicheln wie hinter vorgehaltener Hand geeignet sind. Seine Geschichtenuniversen sind eigenständig und doch erkennbar real … nein, realistisch.
Auch in »Dantes Bar« sind das wieder solche Geschichten. Es sind keine Bargeschichten, in denen die Bar als zentraler Handlungsort dient, aber sie hat immer was mit der Handlung zu tun – ebenso wie Dante, ihr Wirt –, sie wirkt wie ein Keim, an dem sich die Geschichte aufbaut. Irgendwo mitten drin sind Bar und Wirt immer erkennbar, aber das, worum es geht, ist viel mehr.
Zum Glück muss mich nicht interessieren, ob solche Bücher großen Erfolg haben, auch wenn ich ihn mir gerade für Peter Kiefers Werk wünschen würde. Zu seinem, meinem, unseren Pech gibt es für solche kleinen Geschichtenjuwelen keine Literaturpreise, bei denen sein Werk echte Chancen hätte – und sei es nur, einmal auf einer Nominierungsliste zu erscheinen. Es ist traurig.
Aber am Ende stelle ich mir gerne die Frage, wer denn eigentlich das Problem hat. Peter Kiefer nicht, der hat sein Buch. Ich auch nicht, ich habe auch sein Buch. Das echte Problem hat der Leser, der das Buch nicht kauft und nicht liest und deshalb genauso dumm sterben wird, wie seine Entscheidung, das Kiefersche Werk zu ignorieren, bodenlos dumm und dämlich ist. Und sein wird.

Kiefer, Peter, DANTES BAR