»Keinmal langsamer wie irgendwer …«

Die Webseite auxlitera hat sich wenig Zeit gegönnt, Dieter Riekens neue Erzählungssammlung »Zweimal langsamer wie du …« zu präsentieren und — mit Unterstützung des Autos — zu erklären. Der Artikel liest sich geschmeidig und informativ. Und er passt zu der sich auf die Titelstory beziehende Aussage, das Tempo sei gemächlich, der Ton eher ruhig, auf Atmosphäre bedacht. Der Artikel ist nicht reißerisch, und genau das passt. Ganz hervorragend. Wie das Buch selbst.

Klimawandel und neue Welten

Rieken, Dieter,

 

Zwang

Manche Bücher muss man machen. Muss ich machen. Kai Riedemann ist kein Mensch, der mir sehr nahe ist. Wir hatten nie wirklich intensiven Kontakt. Nicht einmal sporadisch. Und selbst der Kontakt bei diesem Buch war eher spartanisch. Nicht zuletzt dem emsigen und konsequenten Herausgeber Jörg Weigand ist zu verdanken, dass ich dieses Buch gemacht habe. Nicht entgegen meiner Überzeugung. Sondern weil ich es dann gelesen habe, es lesen musste, durfte. Und für gut befand. Für gut genug, als Band 3 in der Reihe »Welten der SF« zu erscheinen, nachdem Band 2 schon gute drei Jahre auf dem Buckel hat. Und nicht nur »gut genug«. Die Geschichten von Kai Riedemann setzen die Tradition der Reihe in bester Form fort. Und wer’s nicht glaubt, sollte sie lesen.

Weigand, Jörg (Hrsg.), Die Welten des Kai Riedemann

Bemerkenswerte Apfelreaktion

Blöder Beitragstitel, ne? Aber eigentlich trifft er’s. Denn bei dem Buch von Uschi Constanze David, »Brand der Liebe« betitelt, in dem es nicht nur um Liebe, sondern auch um Spannung und Drama geht, war eine Reaktion vom Markt – vom Buchmarkt, genauer vom E-Book-Markt – bemerkenswert. Die Reaktion von Apple iBooks auf das E-Book des Werkes mündete in einem Ticket bei meinem E-Book-Partner Bookwire. Die Beanstandung war zwar englisch, aber eindeutig:

»This cover art contains prohibited explicit or objectionable content that isn’t accepted on iBooks. Review this book and remove or replace the prohibited explicit or objectionable content, which includes but isn’t limited to: – Photographs of penetrative sex, oral/genital contact, or genitals. – Photographic content intended for the sole purpose of sexual arousal. This issue was identified by Apple. No automation was used in the detection of the issue or the removal of the content.«

Dass die Amis in Bezug auf jegliche Form von Sexualität in Abbildungen und gerne auch Texten eine besonders dumme Linie verfolgen (die möglicherweise auf die Einflüsse der Amish oder anderer Sekten auf die amerikanische Politik zurückzuführen sind; obwohl ich speziell den Amish damit vermutlich Unrecht tue …), ist bekannt. Kaum jemand von uns hat Janet Jacksons Nippel wirklich zu sehen bekommen, aber die meisten von uns können mit dem Begriff »Nipplegate« etwas anfangen. Diese Form amerikanischer Heuchelei kann als die Definition des Begriffs Heuchelei hergenommen werden. Denn Apple iBooks verkennt in diesem speziellen Fall natürlich die klassische Darstellung des Titelbildes – das übrigens von Norbert Pielsticker, einem bekannten Bildhauer und Künstler stammt –, das in den Traditionen alter, klassischer Maler gehalten ist. Dieses Titelbild könnte durchaus aus früheren Zeiten stammen. Ich würde es ohne besondere Kunstkenntnisse ins anfängliche 20. Jahrhundert, die Zwanziger einordnen; auf jeden Fall wirkt es auf mich persönlich als alte, nein, klassische Kunst, nichts Neumodisches, Modernes – und schon gar nicht etwas Anstößiges.

Der eigentliche Witz ist, dass Apple iBooks am Ende der Geschichte sein Ticket, das sie bei Bookwire aufgemacht haben, selbst zurückgezogen haben. Aufgrund welcher Erkenntnis auch immer.

David, Uschi Constanze, BRAND DER LIEBE

Ein Buch für Erbsenzähler

Gut. Das ist mein privater Blog. Ich hätte eigentlich »Ameisenficker« im Titel schreiben wollen. Aber das wäre dann am Ende für diverse Internetportale zu viel des Guten. Heutzutage darf man ja nicht mal mehr die norddeutsche Erkenntnis propagieren, dass Bienenschiet auch Honig ist …

Zur Sache: Die lange Entstehungsgeschichte dieses Buches bzw. seiner drei Geschichten muss Dieter Rieken, der Autor, selbst erzählen. Und er wird wohl jedenfalls in Augsburg auf seinen geplanten Lesungen Gelegenheit dazu haben (und wenn er klug ist, wird er sie auch nutzen).
Dass mir die Geschichten gefallen haben und gefallen, muss ich nicht erwähnen. Ich verlege keine Bücher, die mir nicht gefallen. Das ist ganz simple Politik.
Mein Problem sind die Erbsenzähler. Das Buch war noch nicht einmal richtig auf dem Markt, da gab es schon die ersten klugen Menschen, die meinten, sie müssten ihre sprachlichen Exkremente … äh, Erkenntnisse zum Besten geben. Dass nämlich der Titel grammatikalisch falsch sei. Es müsse »… als du …« heißen, nicht »… wie du …«.
Meine Erkenntnis daraus ist simpel. Die meisten Menschen, die glauben, der deutschen Sprache mächtig zu sein, sind dumm. Sie wissen nicht mehr, dass sie sich selbst im alltäglichen Sprachverkehr eines Werkzeugs bedienen, das sich Umgangssprache nennt. Und sie erkennen auch nicht, dass ihr eigenes gesprochenes – wie bisweilen auch geschriebenes – Deutsch kaum mehr erfüllt als den Tatbestand des Umgangssprachlichen. Darüber hinaus ist offensichtlich die Bedeutung von Anführungszeichen als Kennzeichnung eines Zitats völlig verloren gegangen; aber wehe, ein Autor wagt es, eine Geschichte mit wörtlicher Rede ohne An- und Abführungszeichen zu schreiben oder gar zu veröffentlichen.
Und als Krone der geistigen Tiefflüge solcher Erbsenzähler entpuppt sich dann auch noch, dass heutzutage offensichtlich von einem Titel erwartet wird, dass er bereits die ganze Geschichte so darlegt, dass in diesem Falle klar würde, dass der Titel im Laufe der Geschichte nicht nur erwähnt, sondern auch erklärt wird. Und das in einem Lande, in dem man sich nicht entblödet, einem englischen Original einen neuen denglischen Titel zu verpassen – und es ist gleichgültig, ob es sich hierbei um Film, TV-Stück, Buch oder was auch immer handelt; selbst in der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie ist man ja nicht mal mehr ansatzweise der deutschen Sprache fähig.
Am Ende sahen wir – Dieter als Autor und ich als Verleger – uns veranlasst, in den fürs Internet bestimmten Werbetext einen Hinweis einzubauen: »Der schräge Titel ist übrigens ein Zitat. Umgangssprache. Der vermeintliche Fehler erklärt sich bei der Lektüre.« Das Jämmerliche daran ist nicht der »vermeintliche Fehler«, sondern die Reaktion des (potenziellen) Publikums auf diesen Titel.

Ich hatte Dieter Rieken Probleme mit dem Titel prophezeit. Aber heute bin ich mit ihm einer Meinung, dass der Titel dieses Buches richtig ist. Und wer nicht in der Lage ist, mit einem »vermeintlichen Grammatikfehler« klarzukommen und sich auf eine literarisch durchaus abenteuerliche Lesereise einzulassen, der soll halt weiter sein Warsteiner saufen und hinterher Schädelweh haben … (Und nein, den letzten Teilsatz erkläre ich nicht. Wer weiß, woher dieser – ein Zitat! – stammt, darf sich als geadelt betrachten.)

Rieken, Dieter,

Friedhelm Schneidewind hat gelesen

Schon am 22.02.2024 hat Friedhelm Schneidewind unter dem Titel »RE-CREATION« Science-Fiction-Geschichten zum Thema Neuschöpfung von Menschen und Dingen gelesen — in der Galerie N3,15, 67161 Mannheim im Rahmen der Kunstausstellung »UP!Fall – Upcycling Art works!«.

Das Bild zeigt Friedhelm (rechts) bei der Lesung der Geschichte »Symphonie des Glücks«, die 2021 in der Anthologie »DIAGNOSE|F. Science-Fiction trifft Psyche« erschienen ist, sowie Kai Focke, der mich bei der Geschichte mit seiner Klarinette musikalisch unterstützt hat.

Kai Focke hat gelesen

Am 21.02. hat Kai Focke im Rahmen der Kunstausstellung „UP!-Fall  – Upcycling Art Works!“ (https://www.art-grimm.de) fantastische Kurzgeschichten rund um das Thema Müll, Recycling und Verwertung lesen dürfen, darunter auch aus dem Hause p.machinery; siehe das beigefügte Foto, aufgenommen von Ulrike Grimm: man beachte den thematisch korrekt gekleideten Autor! ;).

Unterstützt wurde er musikalisch von Friedhelm Schneidewind. Im Lichte des Leitthemas der Kunstausstellung haben die beiden auf sogenannten Gemshörnern (gefertigt aus Kuhhorn) gespielt. Beide Fotos wurden von Ulrike Grimm aufgenommen.

Die Webseiten der beteiligten Autoren: http://www.literaturfragmente.de | https://www.friedhelm-schneidewind.de/

Abschiede

Foren sind ein essenzieller Bestandteil der sogenannten Social-Media-Szene, und Foren sind vermutlich auch einer der ältesten Bestandteile, existierend schon in Zeiten vor Facebook, Twitter und Dingsbums. Ich war in einigen Foren lange Zeit Mitglied und durchaus auch aktiv, aber die Zeiten ändern sich. In den letzten Tagen bin ich aus den letzten drei Foren mit SF-Ausrichtung ausgestiegen. Aktiv war ich zuletzt vor allem mit Ankündigungen von Neuerscheinungen meiner p.machinery; mehr hat sich auch oft nicht gelohnt.

spacepub.net, »das fantastische Forum«, war eine wenig produktive Zwischenstation, sodass mir der Abschied wenig ausgemacht hat. Es war so gut wie nichts los, und wenn ich es recht betrachte, war der einzige Autor neben mir mit meinen Infos Stefan Burban, der über seine bei Atlantis erscheinenden Military-SF-Werke berichtete oder informierte.

sf-fan.de war eine andere Hausnummer. Florian Breitsameter, den Betreiber, habe ich vor vielen, vielen Jahren sogar persönlich kennengelernt, was aber letztlich keinen Unterschied machte. Grundtenor dieses Forums scheint Ignoranz zu sein. Die Kernclique des Forums unterhält sich miteinander zur Not auch über das Wetter, Filme und ein wenig über Bücher, aber gegenüber den Auslassungen meiner Person wurde vor allem Ignoranz zelebriert. Und wenn dann doch mal eine Bemerkung meinerseits aufgenommen wurde, dann in Form von Retourkutschen und Angriffen. Letztendlich ist mir die Ignoranz – es gab nur eine Userin, die überhaupt produktive Anmerkungen machte – hinreichend auf den Geist gegangen, um den Abschied zu nehmen. Löschen kann man seinen User ja nicht, aber man kann ihn weitestgehend unkenntlich machen, »leeren«: kein Avatar, keine Signatur, keine Links …

Im SF-Netzwerk war ich wohl am längsten aktiv. Auf genau 14.000 Beiträge bin ich gekommen, zuletzt Nummer 2 der Mitgliederliste. Mit dem SFCD, den ich mit seinem Forum dorthin bringen durfte, habe ich die meisten Aktivitäten gezeigt. Zum Schluss gab es auch hier nur noch die Informationen zur p.machinery, dazu zu NOVA und InterNOVA in einem eigenen Unterforum. Der Auslöser für diesen Abschied war die Erkenntnis, dass einige von ihren Aktivitäten her relevante Anwender zwar behaupten mögen, der deutschen Sprache mächtig zu sein, aber nicht verstehen, was sie lesen. Das alte Problem: Es geht nicht darum, WAS gesagt oder geschrieben wird, sondern WIE. Wobei gerade auf dem schriftlichen Sektor das WIE ganz besonders schwer zu vermitteln ist. Konkret war es jedenfalls der konsequente p.machinery-Ignorant Ralf Steinberg, der meinte, er müsse meine Auslassung dazu, dass ETWAS schwachsinnig sei, auf eine nicht genannte und nicht gemeinte Person beziehen. Gefolgt von Michael »Mammut« Schmidt (wobei fraglich ist, ob seine … nein, das schreibe ich jetzt nicht), der aus vermutlich purem (aus eigener Unfähigkeit geborenem) Neid einmal mehr auf meiner Mitgliedschaft im Verein Deutsche Sprache (VDS) meinte herumhacken zu müssen. Im Endeffekt erinnerte ich mich in dieser Massierung solcher Dummheit daran, dass ich Menschen, die nicht in der Lage sind, zu verstehen, WORUM es geht, nicht leiden kann. Und nachdem ich im SF-Netzwerk sowieso schon mehr als zehn Mitglieder auf »ignorieren« gesetzt hatte, weil deren Auslassungen bis zur Unerträglichkeit dumm und letztlich sogar dreist waren (und sind), fiel mir der Abschied dann doch nicht schwer. Auch hier: Profil neutralisieren, kein Avatar, keine Signatur, keine Links.

Am Ende gibt es auch noch ein Kriterium, das zusätzlich von Bedeutung sein könnte. Während ich bei Facebook – dank meines Mitarbeiters Nathaniel Xembri, der sich um dieses Sozialmedium kümmert -, bei Instagram und sogar bei pinterest, aber auch bei Xing und LinkedIn nachvollziehbare, weil mindestens numerisch benannte Reaktionen erhalte, gab es in den drei genannten Foren nichts. Klar, im SF-Netzwerk gab und gibt es Lesezirkel zu Büchern meiner p.machinery, aber die wurden nicht als Reaktion auf meine Ankündigungen des Erscheinens aufgemacht, aber mehr als … sagen wir es freundlich: Gelaber kommt dabei eh nicht heraus. Unter rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten bringen diese Foren für Umsätze und Absätze genau so viel wie Lovelybooks: nichts. Gar nichts. Überhaupt nichts. Nur Arbeit. Und schaut man sich die Abläufe mancher dieser Lesezirkel an, dann sind auch diese nicht sehr produktiv. Während die Elaborate mancher Verleger langwierig plattgelabert werden, waren die letzten Reaktionen auf zum Beispiel NOVA 33 sehr übersichtlich, weil letztlich so gut wie nicht vorhanden.

Fazit jedenfalls: Meine seinerzeitige Entscheidung, Facebook den Rücken zu kehren, hatte – nicht nur, aber – auch mit dem Zeitaufwand zu tun. Für die drei SF-Foren gilt das Gleiche. Am Ende kommt nichts dabei heraus, außer vielleicht, dass man einige Menschen, die man einigermaßen zu kennen glaubte, als dumm einstufen durfte. Musste. (Und im Grunde führt das Ganze sogar dazu, dass ich froh sein kann, hier in Nordfriesland sprichwörtlich am Arsch Deutschlands zu leben, sodass ich mir nicht mal mehr Cons im südlich von Hamburg gelegenen Restland antun muss.)

»Das Stoffuniversum« beim SERAPH 2024

Schon Ende Januar wurde die Nominiertenliste für den SERAPH 2024 veröffentlicht (siehe hier). Und wieder hat sich ein p.machinery-Titel platziert, nämlich »Das Stoffuniversum« von Ralph Alexander Neumüller. Das ist in allerhöchstem Maße erfreulich – und dem Autor werden alle verfügbaren Daumen gedrückt.

Neumüller, Ralph Alexander, DAS STOFFUNIVERSUM