Der DSFP 2023 ist entschieden – und enttäuschend

Ich habe in vielen Jahren des Verlegens von Büchern gelernt, nicht zu viel Hoffnung in das Abschneiden meiner Werke in einschlägigen oder eher allgemeinen Preisen zu investieren. Trotzdem ist es natürlich eine Freude, wenn das eine oder andere Werk, die eine oder andere Kurzgeschichte gut abschneidet. Andererseits gibt es mehr und mehr Stimmen, die der Ansicht sind, dass die beiden großen deutschen SF-Preise – der KLP (Kurd-Laßwitz-Preis) und der DSFP (Deutscher Science-Fiction-Preis) – inzwischen zu Mauschelvereinen verkommen sind, in denen Freundschaften eine größere Rolle als die Werksqualität spielen, in denen Seilschaften über die Ergebnisse entscheiden und Hetzkampagnen zur Herabwürdigung von Autoren und ihrem Schaffen führen.

Wie auch immer … Der DSFP 2023 ist entschieden. Die Ergebnisse kann man auf dsfp.de nachlesen. Und dieses Jahr sind sie für meine p.machinery durchaus enttäuschend.

Ich gratuliere gerne Aiki Mira für den Gewinn des DSFP für die »beste deutschsprachige Kurzgeschichte«. Aiki ist eine herausragende Autorin, die auch 2023 beweist, dass ihr »Abräumer« 2022 – sie hatte KLP und DSFP gewonnen – keine Eintagsfliege war, sondern eher eine Aussicht auf mehr. Traurig hingegen sind der 4. und 7. Platz für zwei Werke aus NOVA 31, wobei vor allem der 7. Platz für Michael Iwoleits »Briefe an eine imaginäre Frau« einer Beleidigung gleicht. Möglicherweise wurden hier die Juroren von der Länge und dem besonderen Anspruch seiner Novelle schlicht überfordert, und dass es überhaupt zu einer Nominierung und nachfolgend Platzierung gekommen ist, heilt diesen offensichtlichen Fauxpas in keiner Weise.

Dass Nils Westerboers »Athos 2643«, der Gewinner beim »besten deutschsprachigen Roman«, für den ich meine Ostfriesenkrimi-Lesungen unterbrochen habe, nicht mein Fall war und ist, dafür kann der Autor nichts. Und dass es Aiki Miras »Titans Kinder« immer noch auf den 4. Platz geschafft hat – vor ihrem eigentlichen Debüt »Neongrau« –, ist auch in Ordnung, wenn auch nicht begeisternd.

Vor ganz anderen Hintergründen, die etwas mit Geld zu tun haben, habe ich Überlegungen angestellt, inwiefern es sinnvoll ist, den DSFP noch in direkter Form zu unterstützen. Bislang spendierte ich E-Books und ggf. auch gedruckte Leseexemplare, was beim KLP beispielsweise nie nötig war. Ich habe mich nun entschieden, diese Unterstützung einzustellen. Das mag jetzt wie die Reaktion einer beleidigten Leberwurst aussehen, ist es aber nicht. Eigentlich würde ich seitens des DSFP-Komitees wenigstens eine Rückmeldung erwarten, wie dies und jenes Buch im Komitee angekommen ist, vielleicht könnte ich sogar erwarten, dass jemand dort eine Rezension verfasst – aber nichts dergleichen geschieht. Was bedeutet, dass ich in die Unterstützung des DSFP investiert habe, ohne auch nur zu erfahren, was es gebracht hat. Und das möchte ich nicht länger hinnehmen. Nicht aus Enttäuschung wegen der DSFP-2023-Ergebnisse – sondern aus Enttäuschung über das Komitee-Verhaltens generell.

Harbach und das Fandom, von Österreich aus gesehen

Thomas Harbach, Rezensent für Robots & Dragons, gönnt uns eine Besprechung unseres Werkes zum Austrofandom:
http://www.robots-and-dragons.de/buchecke/27765-von-andromeda-bis-utopia

Sein Fazit:

„Von Andromeda bis Utopia“ reiht sich in die kleine Phalanx von wichtigen Veröffentlichungen zur Geschichte des SF- Fandoms ein. Jörg Weigand, Rainer Eisfeld, Heinz Galle und die Truppe um Alfred Vejchar haben den Staffelstab übernommen, den – immer noch unvergessen – viele Jahre Waldemar Kumming mit seinem MRU immer auf Augenhöhe der Zeit in die Höhe gehalten hat. Ihre Bücher verbinden die literarische Zukunft mit der realen Vergangenheit, lassen die älteren Fans in Erinnerungen schwelgen und öffnen den Jungspunden die Augen für die Zeit vor dem Internet, als es auch möglich gewesen ist, miteinander zu kommunizieren und sich zu Treffen.

Vejchar, Alfred (Hrsg.), VON ANDROMEDA BIS UTOPIA

Harbach in der Parzelle

Thomas Harbach hat sich auf Robots & Dragons Werner Zilligs „Parzelle“ vorgenommen:
http://www.robots-and-dragons.de/buchecke/27761-parzelle

Sein Fazit:

“Die Parzelle” ist auch heute noch ein ungewöhnlicher, lesenswerter und angesichts der verschiedenen Work-Life-Balance- Diskussionen sogar vor allem in der ersten Hälfte ein brandaktueller Roman. Gegen Ende verwischt irgendwie der rote Faden und Werner Zillig dreht absichtlich das Blatt. Aus dem langweiligen, bodenständigen Stefan Fronberg wird ein Brückenabreißer, während sein ehemaliger Klassenkamerad und Schulfreund Kuntzeler plötzlich in einer Inkarnation bieder und arrogant belehrend daherkommt. Diese Wendung kommt überraschend, aber nicht wirklich konsequent. Trotz dieser Abschlussschwäche ist die Neuauflage von “Die Parzelle” überfällig und p.machinery ist es zu verdanken, dass neben dem vor einigen Jahren veröffentlichten Band mit Kurzgeschichten auch Werner Zilligs Hauptwerk wieder vorliegt. Fehlen nur noch die im Corian Verlag publizierten Novellen, sowie Zilligs erster Kurzgeschichtenband, ebenfalls im Goldmann Verlag erschienen.

Zillig, Werner, DIE PARZELLE

Und dann die Presse

Und Rainer Erler legt noch einen drauf. In einem Interview mit der Frankfurter Rundschau erwähnt der die p.machinery und das neue Buch »Die Zukunft im Blick« — und Marc Hairapetian, der Interviewer, lässt das drin stehen. Wow! Ich bin gespannt, wie sich das auf die Verkaufszahlen auswirken wird.

Schorm, Rainer & Weigand, Jörg (Hrsg.), DIE ZUKUNFT IM BLICK

 

Tränen der Ehre

Rainer Erler feiert morgen, am 26. August 2023, seinen neunzigsten Geburtstag. Ich habe nicht nur gemeinsam mit Frank G. Gerigk als Herausgeber die SF-Kurzgeschichten Rainer Erlers unter dem Titel »Die Welten des Rainer Erler« verlegt; das war schon im Juli 2017, also vor rund sechs Jahren. Nein, seit einigen Monaten weiß ich auch von ihm selbst, dass ich seine SF-Romane neu auflegen darf; was ich bereits im Juni 2023 mit »Das Blaue Palais« in Form eines sogenannten Omnibusses begonnen habe. Und gemeinsam mit Rainer Schorm und Jörg Weigand habe ich ein Buch veröffentlicht, das ich in dieser und ähnlicher Form schon für andere Autoren – Thomas R. P. Mielke, Jörg Weigand, Thomas Le Blanc, Monika Niehaus … – gemacht habe: »Die Zukunft im Blick« ist eine Anthologie mit literarischen, sekundärliterarischen und lexikalischen Beiträgen der unterschiedlichsten Autoren, darunter weitere Namen, deren Teilnahme mir eine Ehre ist: Florian Marzin, Manfred Durzak, Helmut Ehls, Monika Niehaus, Jürgen vom Scheidt u. v. m.

Hätte mir vor vierzig Jahren, als ich Jung-SF-Fan war, jemand prophezeit, dass sich dergleichen heute ereignen würde, hätte ich demjenigen die Inanspruchnahme ärztlicher Hilfe angeraten. Aber die Zeiten vergehen, ändern sich, und dennoch …

Rainer Erler hat das Geburtstagsbuch ein wenig verfrüht erhalten – und zuvor noch seine Belege seines »Blauen Palais«, was er schon als Geburtstagsgeschenk interpretierte. Gestern nun erhielt er an seinem neuen Wohnsitz in Perth seine Belege der »Zukunft im Blick«, und zu später australischer Stunde schrieb er mir eine E-Mail, die mir Tränen in die Augen trieb. Tränen der Freude, nein, Tränen der Ehre. Wenn ich mir vor Augen halte, dass jemand wie Rainer Erler meinen Namen kennt, dann fehlen mir die Worte …

Schorm, Rainer & Weigand, Jörg (Hrsg.), DIE ZUKUNFT IM BLICK

Heldenhafte Leben

Seit »Feuer am Fuß« veröffentliche ich Bücher von Dirk C. Fleck, der zwei Mal den Deutschen Science-Fiction-Preis gewinnen konnte. Ich stimme nicht mit allem überein, was er sagt und schreibt, aber das muss ich auch nicht, solange das, was er von sich gibt, einigermaßen vernünftig klingt. Und das tut es in der Regel auch.

Das neue Buch »HEROES« war ihm ein Anliegen, was er auch im Vorwort schreibt, ein Buch, das am Ende raus musste. Wir haben den Untertitel ausführlich diskutiert, und ich bin mit »Mut, Rückgrat, Visionen« nicht hundertprozentig glücklich, weil irgendwie der Schwung fehlt – meine Wahl wäre »Mut, Courage und Visionen« gewesen, das gesprochen einfach stimmiger geklungen hätte. Aber natürlich soll man das Buch nicht sprechen, sondern lesen.

Fünfzig Geschichten sind es, fünfzig Schicksale, fünfzig Persönlichkeiten, fünfzig Helden. Darunter nicht nur Verstorbene, wie man vielleicht annehmen könnte, sondern durchaus Lebende, von denen man trotzdem wenig gehört und gelesen hat, die selten in den Medien zu finden sind – wenn überhaupt. Das Buch lohnt sich, weil es auch politisch ist – da stecken dann auch die Dinge drin, bei denen Dirk und ich nicht unbedingt übereinstimmen –, vor allem aber, weil es bildet, weil es Menschen und ihr Wirken ins Licht der Welt der Lesenden rückt, die es verdient haben, bemerkt zu werden.

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Malta 4

Es ist nicht ganz einfach, Autoren zu finden, die sich schriftstellerisch mit Themen auseinandersetzen, die mit der Inselrepublik Malta zu tun haben (wobei ich zum Themenkreis auch den Malteser Ritterorden zähle). Daher mag es vielleicht komisch aussehen, dass die bisherigen Bücher allesamt von Anke Jablinski, einer echten und ausgeprägten Malta-Kennerin, stammen. Aber das soll nichts heißen (in der Tat liegen inzwischen zwei Manuskripte anderer Autoren vor).

Aber schön der Reihe nach. Ankes neues Buch heißt »MALTEROS« und präsentiert vier erotische Kurzgeschichten, die auf den Inseln spielen. Die anregenden Geschichten machen durchaus auch Lust auf Urlaub …

Jablinski, Anke, MALTEROS

Der Wilde Westen trauert

So lautet der Titel eines Beitrags von Alfred Wallon, einem bekannten deutschen Autor von Westernromanen, in diesem Buch. Dietmar Kuegler war Autor und Verleger, er war Fachmann für Amerikanistik, für die Geschichte der amerikanischen Pionierzeit, für »Cowboys und Indianer«, wenn man so möchte (und ja, ich möchte!). Ich habe ihn nie kennengelernt, obwohl wir im gleichen Landkreis lebten (wobei Föhr zugegebenermaßen nicht so einfach zu erreichen ist wie Husum oder Sankt Peter-Ording; man braucht halt die Fähre). Und wir hatten auch thematisch wenig Berührungspunkte. In einigen Anthologien war er vertreten, so z. B. in den Geburtstagsbüchern für Thomas R. P. Mielke, Rainer Eisfeld und Jörg Weigand. Für die »Bilderwelten des Rainer Schorm« (vulgo: »Fantastische Wirklichkeiten«, hrsg. von Jörg Weigand) schrieb er sogar eine fantastische Geschichte.

Andere Autoren haben mehr in meinem Verlag veröffentlicht, aber das war kein Kriterium. Jörg Weigand, der wie Karla Weigand mit Dietmar Kuegler befreundet war, hatte die Idee zu einem Erinnerungsband, und es fällt mir schwer, gute Ideen abzulehnen, zumal ich annehmen durfte, dass niemand außer uns dem Dahingeschiedenen ein solches Denkmal setzen würde. Wir haben es getan – und ich denke, wir dürfen stolz darauf sein.

Roth, Karl Jürgen, Weigand, Karla & Jörg (Hrsg.), AMERIKA! AMERIKA!