Kleiner Drache

Das ist der Titel seines neuesten, seines achten Romans. Norbert Stöbe ist kein Neuling in meinem Verlag – fast schon im Gegenteil. Seine erste Story »Zehn Punkte« erschien in der Sammlung »Die Stille nach dem Ton«, nachdem er mit ihr den Deutschen Science-Fiction-Preis gewinnen konnte. Und nicht nur folgten weitere Storys, so in NOVA, sondern im Imprint »sternwerk« ein weiterer Roman, »Der Durst der Stadt«.

Seine Geschichte um Wei Xialong, die aus China flieht, in Bangladesch versklavt wird und dort dann quasi Karriere macht, um später nach China zurückzukehren, ist nur vordergründig die Abenteuergeschichte einer Chinesin, denn der Hintergrund um das isolationistisch eingestellte China und eine Welt, die sich peu à peu im Fortgang der Geschichte deutlich von der unseren zu unterscheiden beginnt, ist nicht nur Science-Fiction, sondern auch eine gelungene Extrapolation von gesellschaftlichen und politischen Erscheinungen, die wir nicht nur schon kennen – Einreise- und Aufenthaltshindernisse in Australien, Neuseeland, den USA und anderen Staaten, dazu Ausreiseschwierigkeiten wie seinerzeit in der DDR –, sondern die wir aus unserer aktuellen Realität auch leicht extrapolieren können. Das mag vermeintlich wie ein Near-SF-Werk klingen – das ist der »kleine Drache« aber nicht. Und man mag den Roman für eine Dystopie halten – weil der Begriff der »Dystopie« wie Pestbeulen an allen Texten hängt, die nicht von vornherein auf ein Happy End ausgelegt sind –, aber auch das ist er nicht. Denn auch wenn er sich nicht so liest – unter einem gewissen Blickwinkel hat er sogar ein Happy End. Naja … vielleicht ohne »happy« …

Stöbe, Norbert, KLEINER DRACHE

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