Ein Buch für Erbsenzähler

Gut. Das ist mein privater Blog. Ich hätte eigentlich »Ameisenficker« im Titel schreiben wollen. Aber das wäre dann am Ende für diverse Internetportale zu viel des Guten. Heutzutage darf man ja nicht mal mehr die norddeutsche Erkenntnis propagieren, dass Bienenschiet auch Honig ist …

Zur Sache: Die lange Entstehungsgeschichte dieses Buches bzw. seiner drei Geschichten muss Dieter Rieken, der Autor, selbst erzählen. Und er wird wohl jedenfalls in Augsburg auf seinen geplanten Lesungen Gelegenheit dazu haben (und wenn er klug ist, wird er sie auch nutzen).
Dass mir die Geschichten gefallen haben und gefallen, muss ich nicht erwähnen. Ich verlege keine Bücher, die mir nicht gefallen. Das ist ganz simple Politik.
Mein Problem sind die Erbsenzähler. Das Buch war noch nicht einmal richtig auf dem Markt, da gab es schon die ersten klugen Menschen, die meinten, sie müssten ihre sprachlichen Exkremente … äh, Erkenntnisse zum Besten geben. Dass nämlich der Titel grammatikalisch falsch sei. Es müsse »… als du …« heißen, nicht »… wie du …«.
Meine Erkenntnis daraus ist simpel. Die meisten Menschen, die glauben, der deutschen Sprache mächtig zu sein, sind dumm. Sie wissen nicht mehr, dass sie sich selbst im alltäglichen Sprachverkehr eines Werkzeugs bedienen, das sich Umgangssprache nennt. Und sie erkennen auch nicht, dass ihr eigenes gesprochenes – wie bisweilen auch geschriebenes – Deutsch kaum mehr erfüllt als den Tatbestand des Umgangssprachlichen. Darüber hinaus ist offensichtlich die Bedeutung von Anführungszeichen als Kennzeichnung eines Zitats völlig verloren gegangen; aber wehe, ein Autor wagt es, eine Geschichte mit wörtlicher Rede ohne An- und Abführungszeichen zu schreiben oder gar zu veröffentlichen.
Und als Krone der geistigen Tiefflüge solcher Erbsenzähler entpuppt sich dann auch noch, dass heutzutage offensichtlich von einem Titel erwartet wird, dass er bereits die ganze Geschichte so darlegt, dass in diesem Falle klar würde, dass der Titel im Laufe der Geschichte nicht nur erwähnt, sondern auch erklärt wird. Und das in einem Lande, in dem man sich nicht entblödet, einem englischen Original einen neuen denglischen Titel zu verpassen – und es ist gleichgültig, ob es sich hierbei um Film, TV-Stück, Buch oder was auch immer handelt; selbst in der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie ist man ja nicht mal mehr ansatzweise der deutschen Sprache fähig.
Am Ende sahen wir – Dieter als Autor und ich als Verleger – uns veranlasst, in den fürs Internet bestimmten Werbetext einen Hinweis einzubauen: »Der schräge Titel ist übrigens ein Zitat. Umgangssprache. Der vermeintliche Fehler erklärt sich bei der Lektüre.« Das Jämmerliche daran ist nicht der »vermeintliche Fehler«, sondern die Reaktion des (potenziellen) Publikums auf diesen Titel.

Ich hatte Dieter Rieken Probleme mit dem Titel prophezeit. Aber heute bin ich mit ihm einer Meinung, dass der Titel dieses Buches richtig ist. Und wer nicht in der Lage ist, mit einem »vermeintlichen Grammatikfehler« klarzukommen und sich auf eine literarisch durchaus abenteuerliche Lesereise einzulassen, der soll halt weiter sein Warsteiner saufen und hinterher Schädelweh haben … (Und nein, den letzten Teilsatz erkläre ich nicht. Wer weiß, woher dieser – ein Zitat! – stammt, darf sich als geadelt betrachten.)

Rieken, Dieter,

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