Nein, sie lenkt mitunter auch davon ab, sich wirklich mit dem eigentlichen Problem zu beschäftigen.
Als es mit der Seuche in Deutschland losging, damals im März, hat mich als Erstes maßlos das mediale Trara aufgeregt – und das geht mir bis heute so. In den Nachrichten gab es nichts mehr als Corona. Weder im Radio noch im Fernsehen (wo ich eh schon keine Nachrichten mehr anschaue, weil ich die Leidensmienen im thematischen Zusammenhang einfach unerträglich theatralisch finde). Überall. Nur Corona. Im Sudan verhungerte kein Mensch mehr, in Syrien starb kein Zivilist mehr unter den Schandtaten Assads, der Türken, der Russen und natürlich auch der NATO. Putin hätte tot sein können, keiner hätte es gemerkt. In Brasilien erstarkten die Nazis nun auch, und keiner bekam es mit. Einzig Trump kann die Seuche bisweilen durchdringen, aber es stellte sich schon damals die Frage, ob das wirklich besser ist.
Aus meinem Umfeld bekam ich als Reaktion auf meine Kritik an den Medien die Frage zu hören, ob ich die Seuche nicht ernst nehmen würde. Ich verstand nicht, was die Seuche und ihre direkten physiologischen Auswirkungen auf Erkrankte mit medialem Gebimmel und Gebammel um der Einschaltquoten willen zu tun hat. Es konnte mir auch niemand erklären. Und bei all dem katastrophalen Medientheater wurde bis heute übersehen, dass es vor allem eines bewirkte: Panik. Und dann Angst. Und dann eben das, was irgendwann folgen musste: Covidiotie.
Bis heute.
Heute Morgen fand ich in der Süddeutschen Zeitung online den Artikel »Das Corona-Panikorchester« von Stephan Russ-Mohl, einem Journalisten. Und obwohl ich mit einigen seiner Ansichten und Äußerungen nicht übereinstimme – ich sehe zum Beispiel keine Einschränkung fundamentaler Grundrechte, die entgegen der landläufigen Meinung vor allem der Covidioten in diesen Zeiten einfach auch ihre Grenzen haben müssen (unter anderem, weil sonst die Seuche die Grenzen ganz woanders zieht) –, frage ich mich doch vor allem: Warum, verdammt noch mal, hat das so lange gedauert?
Besonders bemerkenswert finde ich, dass es ausgerechnet ein Journalist ist, der seinesgleichen vorwirft, es zu übertreiben und damit den falschen Weg zu beschreiten. Richtigerweise nicht nur seiner Mischpoche – denn wir dürfen die Politiker nicht vergessen, die auch ihr Scherflein zur medialen Verdummung des Bürgertums – die ich schlimmer finde als die vermeintliche Einschränkung fundamentaler Grundrechte – beitragen.
Ich lehne die Berichterstattung der Medien nach wie vor größtenteils ab. Es gibt Ausnahmen. Der Corona-Podcast von NDRinfo – der mit Christian Drosten und Sandra Ciesek – ist ganz sicher eine gute Einrichtung; und diesem Podcast sollte man das Recht vorbehalten, über Zahlen und Fakten zu berichten, statt jedem dahergelaufenen Schmierfinken und Kameraschieber das Wort zu reichen. Das Meiste, was man zu hören und zu lesen bekommt, ist nicht geeignet, zu informieren, sondern allenfalls zu ängstigen. Oder zu Ignoranz zu verleiten, was letztlich auch mehr schadet als nutzt.
P.S.: Apropos Sandra Ciesek. Da war ja noch dieses Spiegel-Interview, geführt von zwei Journalistinnen (die man dummdeutsch wohl als »Schmierfinkinnen« bezeichnen müsste?), die mit ihren Fragen bewiesen haben, dass sie die Seuche auch nicht verstehen, dafür aber auch keine Ahnung von Wissenschaftlerinnen im Live-Betrieb haben. Den beiden Weibsbildern hätte man sicherlich eine bessere Plattform für ihren Aktivitätsdrang bieten können. Ich denke da an eine Strickgruppe. Oder Origami. – Aber das ist eine ganz andere Geschichte.