Bücher für den Wahnsinn

Im Grunde lese ich jeden Tag. Den ganzen Tag. Von morgens 6.30, 7.00 Uhr, manchmal später, aber spätestens um 9.00 Uhr. Bis abends. 21.00, 22.00 Uhr. Das Los eines Verlegers, der auch Lektor und Korrektor ist.
Ich behaupte nicht, perfekt zu sein. Aber ich bin ein Pedant. Ein perfektionistischer Pedant. Und wenn ich weiß, dass in einem Text ein Fehler steckt, piekt er mich wie ein Stein im Schuh. Ich muss ihn finden, ihn ausmerzen.
Aus diesem Grund stecke ich in die Bücher, die ich verlege, einiges an Arbeit. Ich habe meine Prinzipien, die kommen zuerst. Neue deutsche Rechtschreibung, aktuellste Version, Dudenempfehlungen. Ich diskutiere oft mit Autoren, warum ich bestimmte Dinge so will, wie ich sie will. Pedantischer Kleinkram, aber Homogenität ist mein Ziel. Meine Bücher sollen erkennbar aus dem gleichen Stall kommen. Auch in Sachen Rechtschreibung.
Ein Text bekommt zuallererst ein Makro verpasst, dass die meisten Formatierungen des Autors platt macht. Und erste Voreinstellungen vornimmt. Anführungszeichen »« und ›‹, der Dreipunkt …, die richtigen Halbgevierte (und nicht etwa Bindestriche), die richtigen Apostrophe (und nicht etwa das französische Accent-Gedöns). Und so weiter.
Danach kommt der Duden, als Softwareversion 13.2 von EPC.
Danach der »alte« Duden, damals noch aus der Langenscheidt-Ecke, als im Hintergrund mitlaufende Software. Dafür wechsle ich auf einen Windows-7-Rechner mit Word 2010, denn unter Windows 10 läuft der nicht mehr.
Wenn das Layout erstellt ist, gibt es eine Fahnenkorrektur. Früher habe ich die auf Papier gemacht, heute nutze ich das PDF (in extremer Vergrößerung auf dem Bildschirm) oder gleich die Layoutdatei (wenn erkennbar ist, dass die Korrekturen immer noch zahlreich sein werden).

Manche Bücher sind geeignet, mich in den Wahnsinn zu treiben. Oder mir wenigstens zu zeigen, in welcher Richtung ich ihn finden kann. »NUMMERN« ist so ein Buch, eine STORY-CENTER-Anthologie, für die Marianne Labisch und Galax Acheronian als Herausgeber fungieren durften. Die Geschichten sind eigentlich steinalt – 2012 wurde die Anthologie ausgeschrieben, Mitte 2013 war Einsendeschluss. Aber das hat den Geschichten nicht geschadet.
Genutzt hat ihnen zunächst die Korrekturorgie mit den beiden Duden-Programmen nicht. Auch nicht meine erste Lektüre, die gemeinsam mit dem »alten« Duden abgelaufen ist. In dem layouteten Buch, in diesem PDF fanden sich noch über 350 Fehler. Dreihundertfünfzig!
Natürlich könnte ich die Schuld auf den bösen, bösen Michael Alois Ortner schieben, der mit seiner Sonderzeichenballade »Für das Rïjch, allein für das Rïjch« eine wirkliche Herausforderung präsentierte. – Oder auf Galax Acheronian, der immerhin seine eigene Story noch einmal »fahnenkorrigierte« und trotzdem noch fast 30 Fehler übrig ließ. – Aber das wäre alles andere als fair. Und unnötig. (Wobei die Fehlermenge gerade bei den beiden Autoren kein Wunder ist: Sie haben die beiden längsten Geschichten – mit Novellenformat – beigetragen.)
Nein, eigentlich muss ich die Schuld bei mir suchen. Ich hatte wohl einfach einen schlechten Tag. Mehrere schlechte Tage. Anders ist das nicht zu erklären.

Aber immerhin dürfte das Buch jetzt fehlerfrei sein.

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