Die Derniere: Franke covert Franke

Die Präsentation der Science-Fiction-Werkausgabe des Schriftstellers Herbert W. Franke,
sowie der Holzstichcollagen des Malers/Grafikers/Buchgestalters Thomas Franke samt G’schwätzle und Lesung des Schauspielers
am Mittwoch, den 23. August, ab 19.30 Uhr
in der Altstadtbuchhandlung: Büchergilde
(Breite Straße 47, 53111 Bonn, Tel. 0228-636750).

Der Eintrittspreis beträgt 9,00 Euro (incl. Getränke), damit der Künschteler auch existieren sowie das eine und das andere Bier trinken kann.

Franke covert Franke

Zur Finissage der Ausstellung der Holzstichcollagen,
die Thomas Franke für die Science-Fiction-Werkausgabe
des Schriftstellers Herbert W. Franke schuf.

Herbert W. Franke (1927–2022) war einer der bedeutendsten Science-Fiction-Autoren deutscher Sprache und einer der verkanntesten. Seine Beschäftigung mit Computergrafik und Computerkunst schon in den frühen 70er-Jahren, als an die heutige Verbreitung der kleinen Maschinen noch nicht zu denken war, verhalf ihm sein Sinn für das Unerwartete, Erstaunliche und Wunderbare, dazu, die Möglichkeiten technischer Entwicklungen auszuloten und in utopische Geschichten zu übersetzen. »Die Räume des Handelns und Erlebens, die mit moderner Technik auf der Basis der Naturwissenschaft erschlossen werden, sind weitaus fantastischer als alle Hexen, Monster und Zauberer aus der Märchen- und Sagenwelt.« Der Verlag p.machinery ediert seit 2014 die mit mehr als 30 Bänden geplante, von Dr. Hans Esselborn und Ulrich Blode herausgegebene wohlfeile Gesamtausgabe des Science-Fiction-Werkes Herbert W. Frankes.

Thomas Franke, weder verwandt noch verschwägert, hat die Buchcover zu dieser Werkausgabe entworfen. Einige dieser unverwechselbaren Holzstichcollagen, mit denen er die Geschichten seines Namensvetters interpretiert, waren in der Ausstellung „Franke covert Franke“ zu sehen.

Am Mittwoch, den 23. August, ab 19.30 Uhr, wird Thomas Franke diese Werkausgabe, die sowohl in einer Softcover-Version als auch in limitierter Hardcover-Sammlerausgabe erhältlich ist, in der Bonner Altstadtbuchhandlung vorstellen. Da sein zweiter Beruf der eines Schauspielers ist und er über viele Erfahrungen mit dem lockeren Vortrag von Literatur verfügt, trägt er einige seiner Erzählungen vor, berichtet er davon, wie er Herbert W. Franke kennenlernte und erzählt über seine Arbeit für die Buchausgaben.

Thomas Franke (*1954 in Köthen im heutigen Sachsen-Anhalt) studierte an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle freie Malerei und grafische Techniken. Später folgte sein Schauspielstudium an der Berliner »Ernst-Busch-Akademie« und dem Staatlichen Institut für Theater und Schauspielkunst in Moskau. Seit dem Jahr 1984 lebt Franke in Westdeutschland, wo er zunächst vorwiegend als Schauspieler tätig war. Bereits von der DDR aus hatte er für den Suhrkamp-Verlag als Grafiker gearbeitet und die »Phantastische Bibliothek« mitgestaltet. Für diese Arbeit sowie für weitere Werkzyklen wurde er in den Jahren 1981, 1982, 2006 und 2012 mit dem »Kurd-Laßwitz-Preis für fantastische Grafik« ausgezeichnet. International bekannt wurde Franke als Grafiker und Gestalter von Büchern von Stanislaw Lem, Arkadi und Boris Strugatzki oder Phillip K. Dick.

Ich lade alle Interessierten zu diesem heftiglichen Event ein und verspreche einen interessanten Abend.

Vorerst grüße ich aufrecht und herzlichst:
Thomas Franke

Tales of Science Vol. 2 – eine Ausschreibung

Paten aus der Wissenschaft gesucht!

Häufig denkt man, dass sich hinter dem Label Science-Fiction nur Raumfahrtschlachten verbergen, die schnell langweilen können, dabei ist das Feld wesentlich größer und nicht selten nimmt die Fiktion Entwicklungen vorweg, die tatsächlich so oder so ähnlich später stattfinden.
Ich möchte im zweiten Band der »Tales of Science« gerne die Entwicklungen, an denen die Wissenschaft heute arbeitet, weiterspinnen und daraus spannende Kurzgeschichten entstehen lassen.
Dazu suche ich Wissenschaftler, die bereit sind, sich von Autoren über die Schulter blicken zu lassen. Zeigen Sie, woran Sie arbeiten, was es für Probleme gibt, wo Sie hinwollen, wer Sie unterstützt und was für »Zufallsprodukte« vielleicht dabei abfallen. Wir alle können inzwischen mit den Tools umgehen, die es uns ermöglichen, uns per Videokonferenz auszutauschen, aber es ist natürlich auch möglich, dass Sie die Autoren in Ihre Labore einladen, sofern eine räumliche Nähe gegeben ist.
Der Autor soll so von Ihrer Arbeit zu einer Geschichte inspiriert werden, die Sie nach der Fertigstellung bitte lesen und auf Plausibilität überprüfen sollten. Könnte es mit ein wenig Fantasie so kommen, wie der Autor es beschreibt? Wäre es technisch machbar? Gibt es Schwachpunkte oder unfreiwillig komische Stellen, die jeder Wissenschaftler sofort sieht? Wenn die Geschichte dann fertig ist, werden Wissenschaftler und Autor als Autorenpaar genannt.

Natürlich bin ich auch offen für Wissenschaftler, die selbst eine Geschichte verfassen möchten.

Erscheinen wird die Anthologie bei p.machinery, einem Kleinverlag, mit dem ich seit Jahren zusammenarbeite und bei dem auch Teil 1 erschienen ist.

Wenn die Pärchenfindung so schnell verläuft, wie ich mir das wünsche, wird die Anthologie im Mai 2025 erscheinen. Um das realisieren zu können, sollten die Geschichten bis zum Jahresende 2024 bei mir eingereicht werden.

Bitte verbreiten Sie diesen Aufruf in Ihrem Netzwerk. Ich suche 20 Wissenschaftler, die an diesem Projekt mitarbeiten möchten. Bitte schicken Sie mir eine Mail an »mariannelabisch(at)gmail.com« und lassen mich in einem kurzen Pitch wissen, woran Sie arbeiten.

Jeder, der sich beteiligt, erhält weder Ruhm noch Reichtum, aber ein Belegexemplar wird es auf jeden Fall geben.

Ich freue mich sehr auf viele spannende Projekte.

Liebe Grüße
Marianne Labisch

Von der Gedankenkontrolle bis zur Abschaffung des Zufalls

Gunnar Sohn spricht mit Hans Esselborn, Mitherausgeber der SF-Werkausgabe, über das Lebenswerk des Science-Fiction-Autors Herbert W. Franke:

SF-Autor Herbert W. Franke: Von der Gedankenkontrolle bis zur Abschaffung des Zufalls

Siehe auch: hier.

Immer weiter, immer weiter

Herbert W. Franke ist nicht mehr unter uns – am 17.07. gab es in Kiel eine Veranstaltung, einen Tag nach seinem ersten Todestag, und ich hatte das Vergnügen, Susanne Päch und Hans Esselborn zu treffen. Und auch wenn Herbert – den ich tatsächlich duzen durfte; vor zwanzig Jahren wäre ich vor Ehrfurcht im Boden versunken – nicht mehr auf dieser Welt ist, gibt es keinen Grunde, seine Werkausgabe nicht fortzuführen.

Und dies geschieht in diesen Tagen mit dem 32. Band der Werkausgabe, betitelt »Jede Menge Leben«, was in Anlehnung an »Keine Spur von Leben …« bereits darauf hinweist, dass es in diesem neuen – und vermutlich immer noch nicht letzten – Band um Hörspiele geht, und zwar um Hörspieltexte, die im Gegensatz zu einer ganzen Reihe anderer (und nicht nur in »Keine Spur von Leben …«) bereits veröffentlichter Texte die Existenz zwischen zwei Buchdeckeln noch nicht genießen durften.

Für eine Werkausgabe ist dieser Band ein Muss. Er erweitert die Textveröffentlichungen Frankes um bislang ungelesenes Material – und nicht jeder kann oder mag die alten Hörspiele noch einmal anhören, wenn sie überhaupt irgendwo verfügbar sind. (Sind sie bestimmt, z. B. in der Phonothek des Science Fiction Club Deutschland e.V.; aber es sind halt zwei Seiten einer Medaille – hörbares Spiel und lesbarer Text, und manch einer mag vielleicht beides gemeinsam goutieren.)

Für Thomas Franke war dieser Band eine kleine Herausforderung. Umgeben von den Unbillen des Lebens – andere Story, hier ist nicht der Ort – tat er sich nicht nur schwer mit dem Motiv an sich, auch die Tatsache, dass wir – die Herren Esselborn, Blode und ich – ihm verheimlicht hatten, dass es am Ende der Werkausgabe noch deutlich über dreißig Bände hinausgehen würde, führte nicht zur großen Freude seinerseits. Denn die farbliche Gestaltung seiner Umschläge ging von einer dreißigbändigen Werkausgabe aus – nun sind wir bei Band 32, und es ist noch mit weiteren zwei Bänden zu rechnen. Aber gut – Herausforderungen sind dazu da, gewuppt zu werden, und Thomas Franke wäre nicht »Künschteler«, hätte er das Problem nicht elegant bewältigt.

Franke, Herbert W., JEDE MENGE LEBEN

Steampunk, nachgelegt

Es war einmal eine Anthologie namens »NECROSTEAM«, herausgegeben von Detlef Klewer. Sie erschien als AndroSF 132 im Januar 2021. Benannt war sie als »Cthulhupunk«-Anthologie, was als Spezialversion des Steampunk gemeint war. Und ist. Steampunk mit Cthulhu. Steampunk mit Lovecraft.

Einer der teilnehmenden Autoren war Ivan Ertlov. Der in Australien lebende Österreicher ist ein Fleißiger, und so hat er nach seiner Geschichte in der »NECROSTEAM«-Anthologie noch einen ganzen Roman im Setting der Anthologie: »Jenseits der Hoffnung« ist nicht nur ein Stück Steampunk mit lovecraftschen Einflüssen, sondern auch eine Art Sittengemälde einer Zeit, die so nie wirklich stattgefunden hat, die man sich nach der Lektüre allerdings so gut vorstellen kann, als hätte es sie genau so und nicht anders gegeben.

Ich habe eigentlich keinen sonderlich guten Draht zum Steampunk und Lovecraft gehört jetzt auch nicht zu meinen Lieblingsautoren, aber Ivans Werk hat mich sehr gefangen genommen. Seine cthulhuschen Elemente und Anspielungen sind erkennbar vorhanden, aber nicht so massiv, dass man vom eigentlichen, eben eine fiktive, aber vorstellbare Gesellschaft im neunzehnten Jahrhundert beschreibenden Gehalt der Geschichte abgelenkt würde. Insgesamt eine gelungene, sehr harmonische Konstruktion, die noch dazu mit fantastischen Ideen und Spannung brillieren kann.

Ertlov, Ivan, JENSEITS DER HOFFNUNG

 

 

Luftige Überraschung

Der Titel »AIR« ist keine Abkürzung, sondern weist darauf hin, dass es in Lukas Verings erstem Roman nicht nur, aber vor allem auch um Luft geht. Eigentlich war das Imprint »Zwischen den Stühlen« nicht vorrangig gedacht, sich auch mit Science-Fiction zu beschäftigen, aber man kann eben Genremixe auch mit SF bewerkstelligen, verboten ist das ja nicht. Und was »AIR« an SF-Elementen bietet, wie gut der Roman auch in dieses von vielen Verlagen gern gemiedene Genre passt, das hat mich sehr überrascht. Während meiner Arbeiten am Text und Buchlayout war für mich sehr schnell klar, dass »AIR« auch eine Chance im DSFP erhalten wird, erhalten muss. Denn diese Mischung aus Gesellschaftsutopie und Science-Fiction hat Potenzial auf einen Science-Fiction-Preis.

Vering, Lukas, AIR

Rückkehr einer Schriftstellerin

Eine echte Rückkehr ist es vermutlich nicht. Aber Veronika Grager hat mir ganz am Anfang meiner Verlegerkarriere mit ihrem Roman »Nanobots. Gefährliche Teilchen« die Freude gemacht, den Band 2 meiner inzwischen längst eingestellten Reihe »Action, Thriller, Mystery« darzustellen. Das Buch ist in einer überarbeiteten Fassung längst in einem anderen Verlag neu aufgelegt worden, und all die Jahre haben wir wenig bis nichts voneinander gehört oder gelesen. Aber Veronika war fleißig – und schon letztes Jahr wollten wir die Storysammlung veröffentlichen, die nun 2023 erscheint. Dass es nicht zustande kam, hatte terminliche Gründe – aber 2023 war es dann nun doch gelungen.

Das Buch enthält einen vielfältigen Reigen von Geschichten unterschiedlicher Genres, darunter auch Science-Fiction (in gleich drei Storys), ein bisschen Fantasy und natürlich – das ist ihr Metier schlechthin – Krimis. Es gibt ja immer noch jede Menge kluge Menschen, die behaupten, Genremixe würden nicht funktionieren, vulgo: wären nicht erfolgreich. Aber wer sich von dieser Sammlung nicht einfangen lässt, dem ist auch mit monogenerischen Sammlungen nicht geholfen, der hat einfach ein ganz anderes Problem.

Wie auch immer: Es war mir eine große Freude, noch einmal einen »Grager« verlegen zu dürfen und hoffe doch, dass er »ankommen« wird.

Grager, Veronika A., DONAUWEIBCHEN KÜSSEN HÄRTER

Klare Leseempfehlung

Marianne Labisch hat Gabriele Behrends »Im Schatten der Hydrangea« rezensiert. Ihr Fazit:

Diese Frau ist mir so sympathisch, dass ich mit ihr leiden und hoffen kann. Eine Frau, der ich Zuspruch schicken und die ich umarmen möchte.
Es ist bestimmt nicht einfach, diese schwarzen Bilder zu zeichnen, ohne den Leser zu verschrecken, aber Gabriele Behrend ist das hier ganz vorzüglich gelungen. Sie schafft es sogar, einen Spannungsbogen zu ziehen, der einem das Weiterlesen zur Pflicht macht.
Ich spreche eine klare Leseempfehlung aus.

Behrend, Gabriele, IM SCHATTEN DER HYDRANGEA

Rezis? Immer ein Traum!

Horst Illmer hat Marianne Labischs und Gerd Scherms »Jenseits der Traumgrenze« in phantastisch! 90 besprochen:

Und Hermann Urbanek, LiteraTour-Urgestein, hat sich in Geek geäußert:

Labisch, Marianne & Scherm, Gerd (Hrsg.), JENSEITS DER TRAUMGRENZE