Es stand außer Zweifel, dass ich dieses Buch veröffentlichen würde. Nicht nur, weil es von Gabriele Behrend verfasst wurde. Aber auch deshalb, natürlich. Nein, der Hauptgrund war die Geschichte, eine sehr außergewöhnliche Geschichte, die viel mit Menschen und ihrer vielfältigen Psyche zu tun hat, die auch ein eindeutiges Science-Fiction-Element nicht nur enthält, sondern quasi als Treibmittel verwendet: die Technik, die unterschiedlichen charakterlichen Aspekte eines Menschen eindeutig zu definieren und zu unterschiedlichen Gruppen zusammenzufassen, um dem Menschen an sich die Möglichkeit zu geben, sich und sein Verhalten in den unterschiedlichsten Lebenssituationen optimal zu kontrollieren und zu gestalten. Diese Technik ist Science-Fiction, ganz eindeutig, und sie ist sogar mindestens zwei oder drei einschlägigen SF-Filmen angelehnt – nein, nicht geklaut, nicht abkopiert, aber es gibt Ähnlichkeiten, die unübersehbar sind. Das Produkt, das diese Technik erzeugt, ist jedoch neu. Gabriele Behrends Geschichte ist SF.
Das Problem für mich war das Label. Was heute auf dem SF-Rezensionssektor abgeht, verträgt eine Kuh nicht mal mehr als simples Leder. Bücher werden nicht mehr als Werk an sich gesehen, sondern zerlegt und dann häppchenweise durch den Schredder gedrückt, bis am Ende nur noch ein Matschfazit übrig bleibt. »Salzgras & Lavendel« war mir zu schade, um als Opfer von klischeeorientierten SF-Pseudofachleuten zu enden, und so war für mich früh klar, dass das Label nur meine Reihe »Außer der Reihe« sein konnte. Hier bekommt ein SF-Buch die Chance, auch von Leuten gelesen zu werden, die sich dank der Politik großer Verlage und der Kritik kleiner Geister vom Begriff »Science-Fiction« eher abgestoßen fühlen, weil sie inzwischen schon gar nicht mehr wissen, dass SF auch anderes umfasst, als Schlachten, Raumschiffe, Aliens, Thrill und Action. Wer freilich meint, dass Letzteres SF ausmacht, der sollte von diesem Buch die Finger lassen; es bestünde die Gefahr, neue Erkenntnisse über SF und Vorurteile zu gewinnen.