G. E. Deckard
TARA HADRIAN – DIE HÜTER DER ERDE
Verlag Nicole Schmenk, Oberhausen, 1. Auflage 2012, Hardcover, 269 Seiten, ISBN 978 3 943022 08 7
VORBEMERKUNG
Den Schmenck-Verlag kannte ich noch nicht. G. E. Deckard, ein offensichtliches Pseudonym, sagte mir bislang auch noch nichts. Auf dem Vorsatzblatt wird der Roman als »Fantasy Roman« – ohne Bindestrich, seufz – bezeichnet, aber schon der Text auf der Buchrückseite straft diese Einstufung offensichtlich Lügen.
WORUM GEHT ES?
Die Erde wurde seit Ewigkeiten behütet – von einer Familie Hadrian, Raumfahrern unbekannter Herkunft. Tara Hadrian erwacht eines Morgens ohne jede Erinnerung an ihre Herkunft, ihre Vergangenheit, sich selbst. Sie wird in Ereignisse hineingezogen, die sie auf den Mond und in die Vergangenheit führen, wo sie dafür sorgen muss, dass die Erde nicht unter die Fuchtel des Feindes gerät. »Denn nur im Mittelalter der Erdmenschen können die ruchlosen Mächte bekämpft werden, die ihre Hand nach der Erde ausgestreckt haben …«, so der Text auf der Buchrückseite.
WIE IST DER STIL?
Ich habe keinen wirklichen Begriff dafür parat. Der Stil des Autoren ist weder gut noch schlecht, weder packend noch langweilig, weder routiniert noch der eines Anfängers, er ist von allem ein bisschen und doch nichts dergleichen. Er ist irgendwie indifferent.
Das Buch braucht lange, um in Fahrt zu kommen, und auch danach – nach etwa der Hälfte – gibt es immer wieder Handlungssequenzen, die einerseits durchaus etwas zur Handlung beitragen, ansonsten aber auch unnötig, überflüssig, fast störend wirken. Ein Großteil der Handlung beschäftigt sich mit Dingen, die den Leser eigentlich nicht interessieren. Man liest sie dennoch, und sie sind nicht störend genug, dass man sie überspringen möchte, aber man hat bisweilen den ärgerlichen Eindruck, ein wenig Zeit verschwendet zu haben.
Merkwürdig. Das Ganze ist sehr merkwürdig.
WAS GEFIEL NICHT?
Die Unfähigkeit, das Buch qualitativ wirklich einschätzen zu können, hat mich geärgert. Das Buch hat mir nicht einmal die Möglichkeit gegeben, mir selbst die Schuld zuzuschreiben, geschweige denn, der Einfachheit halber dem Autor. Es macht insgesamt den Eindruck, als sei es halt da: »Lies mich oder lass es, aber wenn du mich liest, dann glaub nicht, dass ich das honoriere.«
Nicht gefallen hat mir auch ein Mangel im Lektorat, der dazu führte, dass in den Schilderungen insbesondere von Gesprächen die Absatzaufeinanderfolge nicht stimmte. Wechselte der Sprecher, dann gab es in der Regel keinen neuen Absatz. An vielen Stellen führte das dazu, dass man sich nicht sicher sein konnte – und doch wenigstens zwei, drei Mal hinschauen musste –, wer nun tatsächlich gerade das Wort führt.
WAS GEFIEL?
Die Grundidee. Der Roman ist ganz sicher kein Fantasyroman, dafür gibt es zu viele außerirdische Intelligenzen, zu viel Hightech, zu viel simple Science Fiction. Aber es ist auch kein reiner SF-Roman, dafür wiederum gibt es zu viel Fantasy. Insbesondere die deutlich erkennbaren Anleihen an Kelten-Fantasy – ich nenne das mal so –, die erkennbare Verwendung keltischer Historie – wie wir sie zu kennen glauben –, keltischer Namen, Ortsbeschreibungen, die Tatsache, dass der Roman in der Hauptsache irgendwo in Großbritannien, vielleicht sogar Schottland, spielen dürfte, all das verleiht dem SF-Grundgerüst eine Verfärbung, die mir in dieser Form noch nicht untergekommen ist. Im Nachhinein vermute ich, dass diese Kombination auch der eigentliche Grund war, warum ich den Roman überhaupt ganz gelesen habe.
EIN PAAR ZITATE GEFÄLLIG?
Eines, eine Stelle, die mir bei allen sich bietenden Gelegenheiten seit »Blade Runner« sauer aufstößt:
»›Verstehe‹, erwiderte sie, und Buckminster verkündete beflissen: ›Wir wären dann startklar.‹ Seine spindeldürren Finger umschlossen den Steuerknüppel. ›Nach dem Abheben verlassen wir das Sonnensystem und begeben uns zum Tannhäuser Tor. Von dort wagen wir den Zeitsprung.‹« (S. 92)
Der Tannhäuser war ein Tor, ja, aber keines zum Durchschreiten – sondern nur ein Narr, Narr wie all diejenigen, die diese Fehlübersetzung aus dem »Blade Runner« immer weiter tragen.
ZU EMPFEHLEN?
Eingeschränkt. Abgesehen von der stilistischen Kombination aus SF und Fantasy war mit der Roman als Ganzes einfach zu schwergängig.
NOCH WAS?
Eine ungünstige Entscheidung des Verlages war es in meinen Augen übrigens auch, für den Druck reinweißes Papier zu wählen und den Text in einer sehr zierlichen, »dünnen« Schrift zu drucken. Das sorgte zusätzlich für einen eher anstrengenden Lesegenuss, weil die Kombination aus Papier und Schrift alles andere als augenfreundlich ausgefallen ist.