Kein Ende der Vollpfosten in Sicht

Der Ort, in dem ich lebe und arbeite, heißt Westried. Murnau-Westried. Und wie in vielen Gegenden …

Direkt gegenüber vom Haus befindet sich eine Bushaltestelle. Nein, eigentlich zwei. In jeder Fahrtrichtung der Staatsstraße eine. Inzwischen dient sie wohl nur noch zur Aufnahme des SEV, des Schienenersatzverkehres, wenn die Bimmelbahn mal wieder ihre Tage hat.
Ansonsten wird sie von Vollpfosten genutzt, die in der Regel nicht ortsansässig, aber dennoch hinreichend vollpfostig sind.

Die beliebteste Nutzung ist die des nobelbekarrten Außendienstmitarbeiters, der zu allen Tages- und Nachtzeiten dort anhält, um an seinem Smartphone, seinem Navi oder seinen Eiern rumzuspielen.
Selbstverständlich bei laufendem Motor. Selbstverständlich so taub, dass auch hinreichend laut gemachte Bemerkungen nicht wahrgenommen werden. Licht an, Fuß auf der Bremse, laufender Motor.
Auf Platz zwei kommen die Jungautofahrer, die von der Disko kommen oder hinfahren wollen. Sie halten dort an, vier, fünf, vielleicht sechs von ihnen steigen aus, rauchen, labern den unwichtigsten Unsinn, den man sich vorstellen kann, so laut, dass man sie auch bei geschlossenen Fenstern im Haus hören kann – und das trotz laufendem Motor. Nach zehn Minuten, wenn alle Zigaretten weggezogen sind, fahren sie von dannen.
Und auf Platz drei finden sich die LKW-Fahrer, die bei uns manchmal größere Ladungen, meist Maschinen, abliefern oder abholen wollen. Die halten an der Haltestelle, um erst einmal zu klären, wie sie auf das Gelände gelangen, das für 40-Tonner nicht wirklich gut geeignet ist. Es sind interessanterweise die Fahrer ausländischer Trucks, die es immer schaffen, ihren Motor abzustellen, während sie Rangierrat suchen; deutsche LKW-Fahrer sind in den allermeisten Fällen zu sehr Vollpfosten, um sich mit solchen Lappalien wie einem überflüssigerweise laufenden Motor auseinanderzusetzen.

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