Man könnte wirklich meinen, dass die Angehörigen der LGBTQIA+-Gemeinschaft — so man das als Gemeinschaft betrachten möchte — dann doch keine Lust darauf haben, akzeptiert zu werden, wie sie sind. Oder warum wird auf einem Fernsehsender im Werbetrailer für eine Themenwoche das LGBTQIA+ englisch runtergesabbelt? Was ist falsch an der deutschen Aussprache simpler Buchstaben?
Ich denke, in die Buchstabenfolge LGBTQIA+ gehört dann demnächst ein M — für Muttersprachler. Der Minderheitenstatus ist ja nicht mehr fern, wie es scheint.
Kategorie-Archiv: Werbidioten
Doofness
Die Firma Beiersdorf wirbt für ihre Produktreihe 8×4 jetzt mit der Behauptung, es sei alles nur eine Frage der »Freshness«. Ich finde jedoch, die Auswahl der richtigen Werbefuzzis ist eine Frage der »Schlauness«, sonst ist das, was rauskommt, eine Sache der »Scheißness«.
Verarschung, vegan
Seit Februar 2022 bietet die Firma Meggle vegane Butter an. Eine kleine Recherche ergibt, dass es natürlich auch andere Anbieter gibt. Wie schön jedenfalls, dass sich jemand an die schon 1869 erfundene Margarine erinnert und sie gleich als neue Erfindung verkauft.
Schrottworte: Worte mit Schrottwert
Ich weiß nicht mehr, welche Werbung das war. Lief vor einer Weile im Fernsehen. Privatsender, VOX oder NITRO oder so. Es ging auf jeden Fall um ein Produkt, das für den deutschen Markt Bedeutung haben sollte. Und da tauchte das Wort »classy« auf.
Einfach so.
Fast motivationslos.
Die ansonsten deutschsprachige Werbung – so viel erinnere ich mich – war an sich unauffällig. Und dann dieses Wort.
Einfach so.
Und irgendwie völlig unpassend.
Die eigentliche Frage ist allerdings, warum so ein Wort überhaupt benutzt werden muss. Wer außer Vollhonks benutzt so ein Wort in seinem alltäglichen Wortschatz? Jugendliche vielleicht? Ich traue den sprachlich unerfahrenen Menschen jungen Alters durchaus einiges zu. Aber »classy«? Statt »nobel«, »klasse« – ja, vor allem »klasse«, das sogar fast identisch klingt –, oder »erstklassig«, »vornehm«, »exklusiv«, »todschick« … Gut, die letzten vier Begriffe sind längst unmodern, es sei denn, man ist so ein alter Sack wie ich, der solche Worte sogar noch kennt und mitunter dazu neigt, sie zumindest in mehr oder minder naheliegenden Gedankengängen zu wälzen.
Aber warum zum Henker nicht einfach »klasse«?
P.S.: Eine Parfümwerbung war es nicht. Die Werbidioten, die Parfümwerbung machen, können ja überhaupt kein Deutsch mehr.
Selbstgespräche
made.com ist ein Internetshop für Wohnungseinrichtung. Wie auf anderen solchen Seiten auch bekommt man hier alles. Fast alles. Und da sich nun alle Welt darauf freut, die Seuche besiegt zu haben, kann man sich laut einer aktuellen Werbung des Anbieters »endlich wieder offline unterhalten«.
Ich bin erstaunt. Offlineunterhaltungen führe ich bei praktisch jedem Gassigang mit meinen Hundemädchen. Die hören sowieso nur zu, wenn es um Leckerlis geht, und außer Schnapp- und Schmatzgeräuschen kommt da nichts. Folglich unterhalte ich mich mit mir selbst. Offline eben.
Wie man so eine Unterhaltung bei der in der Werbung abgebildeten Party führen soll, bleibt mir schleierhaft. Aber vielleicht habe ich das nur noch nicht ausprobiert.
Über das Versagen
Ob es ein Sprichwort oder nur eine Redensart ist, spielt eigentlich keine Rolle. Vor allem in Bayern hört man gerne den Spruch »Sitzt, passt, wackelt, hat Luft«, eine Redensart – sic! –, die man sich vorrangig nach handwerklichen Tätigkeiten gönnt. Oder auch einfach, wenn es passt.
Die Handwerker-Website manomano.de – eine Art Online-Baumarkt – hat sich nun in Verkennung der Bedeutung dieser Redensart die Variante »Sitzt, passt und wackelt nicht« einfallen lassen und sich damit in die Riege der Werbidioten eingegliedert. Herzlichen Glückwunsch zu dieser Fehlentscheidung.
Korrektur hören
Ich empfehle gerne, Texte aller Art Korrektur zu lesen, bevor man sie veröffentlicht, und schließe dabei vor allem auch textliche Werbeaussagen mit ein. Aber bisweilen sollte man auch das gesprochene Wort Korrektur lesen … nein, hören. Bei so einer Aktion wäre den Werbidioten der McMakler GmbH in Berlin vielleicht auch aufgefallen, dass die Antje Hamer die TV-Werbung mit der Frage beginnt, ob man seine Mobilie (!) verkaufen möchte.
Und nein, ich mochte meine Im(!)mobilie schon zu den Zeiten des halsnasenohrenkranken Sprecher schon nicht verkaufen, und daran hat sich nichts geändert. Und meine Mobilie – derer ich zwei besitze – verkaufe ich auch nicht, auch nicht bei den Nervwerbern von ichversaufedasgeldfuerdeinauto.de.
Makellos oder Macke groß?
Das kommt dabei heraus, wenn man Rauschgift nimmt:
Aber was will man auch von einer Werbung für ein Produkt einer Firma erwarten, die in München sitzt und sich völlig unpassend »Nordic Cosmetics« (auf Deutsch ging es wieder nicht) nennt (für Münchner liegt Garching bereits jenseits des Polarkreises) und mit Cannabis nicht nur Kosmetik produziert, sondern offensichtlich auch den recht zweifelhaften Kreativprozess der zuständigen Marketingmitarbeiter zu steuern versucht. Aber »Fühl dich wohl in deiner eigenen Haut« war wohl einmal mehr zu deutsch.
Peinlichende Verlage*innen
Mit Hinstorff kam ich über die kurze Zeit in Berührung, wenn ich mich recht entsinne, als der Verlag mit dem Heyne-Verlag zusammenarbeitete. Noch heute bekomme ich die Mails von Hinstorff, mit dem man die neuen Verlagsprogramme ankündigt. Eigentlich angenehm unaufwendig und wenig nervig. Aber:
»Mit Vorfreude auf einen schönen Sommer, möchten wir Sie heute schon auf die neuen Hinstorff-Titel für das zweite Halbjahr aufmerksam machen. Unsere Autor*innen, Illustrator*innen und Fotograf*innen entführen uns in ihre spannenden, unterhaltsamen und aufregenden Welten, die wir nun in Form von wunderbaren neuen Titeln präsentieren dürfen.«
Das gibt es nicht, denke ich mir, und öffne »Die schönsten Bücher im Norden«, das Programm für den Herbst 2021 »mit Gesamtverzeichnis«. Das Programm des Verlages ist ausgesprochen nordlastig – SF ist längst kein Thema mehr (und das ist vielleicht gut so) –, aber der Programmkatalog ist gespickt mit pseudodeutschen Sprachpeinlichkeiten in Form von Gendersternen. Und man kann Peinlichkeitende durchaus noch steigeren*innen:
Da gibt es »Das Lehrbuch für Plattdeutsch« in der »Expert*innen-Neuauflage«, und eine Seite weiter wird für eine plattdeutsche Krimireihe geworben:
»Man nehme: Einen Hauptkommissar namens Jörg Knaak und den Kommissar Werner Rhode von der Mordkommission, dazu Dr. Schmidt und Hella Kaminski von der Spurensicherung … und? Und natürlich Kriminalfälle, skurril oft, meistens undurchsichtig, ja unheimlich, manchmal mit Wendungen, die nicht nur die Ermittler überraschen. Diese „Zutaten“, gut gemixt, ergeben Wolfgang Mahnkes Kurzkrimis, gekonnt erzählt auf Niederdeutsch, wie wir es von ihm in bewährter Art und Weise kennen. Die Leser*innen werden zahlreiche Tatorte in Rostock und der näheren Umgebung kennen: „Ganz in’e Nehg füll ’n Schuss. Vera Buck löt vör Schreck denn’ lütten Plasteemmer fall’n un grep sick an ’t Hart. In dat Unnerholt marachte wat up se tau“ … Ja, und was da wo passierte in „Blage Beern un rode Hoor“ finden die Kommissare und die Leser*innen heraus in atemberaubender Spannung, die nicht nur beim Autor die Frage aufkommen lässt: „Sünd s’ existent orer blot Droom?“ Also ein weiterer Fall – dieses Mal von wem zu lösen?«
Das herausragend Peinlich*innene daran: Nur die Leser werden gegendert – obwohl es inzwischen genügend Umfragen gibt, die klarstellen, dass die das in der Mehrheit nicht mögen –, nicht jedoch der Hauptkommissarende, die Mordkommissionenden, die Ermittler*, die Kurzkrimi*innen und das Niederdeutschende …
Merkt ihr was?
Ein Verlag, der überhaupt auf die Idee kommt, ein Sternchen zu benutzen, um irgendeine krude Halbverschwörungstheorie – Gendern fördert ja angeblich die Gleichberechtigung – zu unterstützen, ist peinlich. Ein Verlag, der das nicht konsequent durchzieht, ist dämlich. Und ein Verlag, der das konsequent durchziehen würde, ist indiskutabel und sollte die Branche wechseln. Am besten Schraub*innende herstellen.
Ich habe die Newslettermail heute abbestellt.
P.S.: Wer sich die Vorschau*innen anschauen möchte: http://www.hinstorff.de/img/cms/Herbst.2021_Vorschau.pdf.
Das Ende kommt näher
Es ist so weit, ein weiterer Schritt zum Ende unserer Sprache – der Sprache der Dichter und Denker – ist Opfer von undichten Genderschwänzen und denkunfähigen Gendermösen (oder umgekehrt? Gleichberechtigung! Gleichberechtigung!) geworden:
Gesprochen wird das: »… und fragen Sie Ihre Ärzt innen oder Apotheker innen« – und verdammt, für diese Missachtung meines Mannseins und für diese Schändung der deutschen Sprache hoffe ich, dass euch die Eier verfaulen. Alle Eier – Gleichberechtigung! Gleichberechtigung!