Ihr Auftrag, Pater Castell
Folge 11: Die Jesustafel
13.05.2010, ZDF, 21.00 Uhr
Bilderserie | Video
So kann man enttäuscht werden. Eigentlich halte ich ja viel von deutschen Serien mit Krimieinschlag. Aber es gibt eben auch Unterschiede. Manchmal vergisst man so was, wenn man immer wieder durchaus hohe Qualität geboten bekommt. Und dann ausgerechnet das, eine Folge einer Krimiserie, die auf Malta spielen sollte …
Die Story ist schnell erzählt. Die Jesustafel ist die Tafel, die das Kreuz kennzeichnete, an dem weiland Jesus seinen Tod fand. Sie gilt als eines der höchsten Heiligtümer der katholischen Kirche. Nun soll sie ausgestellt und den Menschen zugänglich gemacht werden. Vorher wird sie allerdings geklaut und nach Malta entführt, rettet dort einem Jungen das Leben und tötet indirekt den Mann, der sie geklaut hat. Der Vatikan beauftragt Pater Castell (gespielt von einem selten steifen Francis Fulton-Smith), das gute Stück wiederzufinden, und mit viel Hin und Her, Hardlinern als Gegenspielern, Verrätern unter der Schweizergarde, einer blassen und völlig charakterfrei agierenden Kommissarin (Christine Döring; oder war die Angehörige irgendeines Ministeriums?) gelingt das natürlich auch.
Diese Doppelfolge der Krimiserie »Ihr Auftrag, Pater Castell« war unvergleichlich unspannend, de facto nervtötend. Hätte ich nicht Bilder von Malta sehen wollen, hätte ich nach den ersten fünf Minuten umgeschaltet. Aber so wollte ich natürlich wissen, wie gut man »mein Malta« sehen konnte.
Und in der Tat, meine Befürchtung nach den ersten Kurzbeschreibungen, Malta würde nur kurz zu sehen sein und der Hauptteil des Films in Rom spielen, bewahrheitete sich nicht. Im Gegenteil: mit ganz wenigen Ausnahmen wurde diese Folge auf Malta gedreht, denn sogar die Szenen, die – vermeintlich – in Rom im Vatikan spielten, waren in Wirklichkeit im Grandmaster’s Palace zu Valetta aufgenommen worden (so z. B. das Büro des vatikanischen Staatssekretärs Kardinal Scarpia [Hans Peter Hallwachs]). Viel wurde gezeigt von Vittoriosa, einiges von Valletta, und manche Dinge konnte ich nicht identifizieren, weil der Schnitt so nervig und an manchen Stellen unnötig hastig war, daß man die Objekte der Begierde nicht wirklich lange in Augenschein nehmen konnte (da wäre z. B. eine Kirche gewesen, die im Film als »Church of the Holy Cross« bezeichnet wurde, in Wirklichkeit aber nicht so heißen kann). Des Weiteren wurde die Identifikation solcher Örtlichkeiten auch dadurch nicht gerade erleichtert, dass in den Aufnahmen teilweise extreme Weitwinkelperspektiven aus den unterschiedlichsten, eher seltsamen Blickwinkeln verwendet wurden.
Häufig wurden auch für Objekte Namen verwendet, die sie nicht trugen: Das Gebäude, das die Nunziatur des Vatikans beherbergen sollte, wurde als in Mdina befindlich bezeichnet, was nach meiner Meinung völlig falsch ist, dafür waren die sichtbaren Geländegegebenheiten viel zu weitläufig. Der Adolorata Cemetery, der größte Friedhof auf Malta, wurde als »schweigende Stadt« bezeichnet – was bekanntermaßen eher der Name Mdinas war und ist. Und die Ereignisse im – sogenannten – Showdown, die auf St. Michael spielen sollten, wurden wohl eher im Fort St. Elmo gedreht, jedenfalls zu einem nicht unerheblichen Teil.
Am ärgerlichsten fand ich allerdings den Umstand, dass Malta in diesem Film offensichtlich eine deutsche Kolonie war. Abgesehen von Leonardo (Aidan Aquilina), dem Jungen, sprachen sämtliche Schauspieler einwandfreies, akzentfreies Deutsch, natürlich auch Ärzte und Schwestern im »städtischen Krankenhaus« (!), sämtliche Angehörigen des Vatikans, wer auch immer – wie gesagt: alle, außer Leonardo. Und der sprach deshalb kein Deutsch, weil er überhaupt nicht sprach – bis auf einen Satz ganz am Ende, und der war wiederum … deutsch.
Summa summarum war dieser Filmgenuss beinahe Zeitverschwendung. Es war schon interessant, bekannte und unbekannte Orte Maltas verfilmt zu sehen, aber für einen wirklichen Genuss dieser Präsentation hat es nicht gereicht, zumal eben die Verdrehungen der Tatsachen – Namensgebung vs. abgebildetes Objekt – größtenteils einfach unnötig war, denn die Wirklichkeit hätte die Geschichte an sich auch nicht unglaubwürdiger gemacht. Für einen Krimi an sich war das Stück jedenfalls »grottenschlecht«, wie auch meine bessere Hälfte mehrfach betonen musste.
Wer mag, kann sich den Streifen komplett über den eingangs zu findenden Videolink anschauen; ich weiß allerdings nicht, ob das ZDF solche Materialien dauerhaft und wenn nicht, wie lange vorhält.