Es gibt Dinge, die muss man nicht verstehen. Windows 10 zum Beispiel. Ich finde Windows 10 grundsätzlich gut. Die Idee, zukünftig nicht mehr komplett von Neuem beginnen zu müssen, sondern mit Upgrades leben zu dürfen, gefällt mir – wenn sichergestellt ist, dass das funktioniert (was es von 1709 auf 1803 jedenfalls nicht reibungslos getan hat). Ich arbeite noch nicht sehr lange mit Windows 10, befinde mich also grundsätzlich noch in der Phase des Erwerbs von Erfahrungen und Routine.
Vor einigen Wochen gönnte ich mir einen neuen PC als Hauptarbeitsplatz. Ein völlig angeberisches Teil (*). Darauf läuft Windows 10, natürlich mit der aktuellsten Version 1803.
Alles gut. Nennen wir diesen PC »Rechner 1«.
Gleichzeitig gönnte ich mir ein aktuelles Office 2016 als Office-365-Angebot (für mich und meine Holde). Mit allem Drum und Dran.
Das Problem ist, dass ich als Verleger, Lektor und Korrektor in Personalunion gerne mit gut funktionierenden Werkzeugen arbeite. So benötige ich als beinharter Vertretung der neuen deutschen Rechtschreibung eine passende Software, die im Hintergrund von Word läuft. Das Problem jedoch ist, dass die aktuelle Version des Duden in elektronischer Form nicht mehr der alte Korrektor ist, der diesen Hintergrunddienst zur Verfügung stellte. Ich brauche also neben dem neuen Office 2016 noch Word 2010. Und weil mir die neueren Publisher-Versionen für die Layoutarbeiten zu schnickischnacki sind, brauche ich auch noch den guten, alten Publisher 2007.
Auf meinem vorherigen PC – auch so ein Bolide, aber kleiner – war die Kombination aus Windows 7, Office 2010 und Publisher 2007 völlig problemlos. Nicht so auf »Rechner 1«.
Unter Windows 10 kann man wie unter Windows 7 festlegen, welche Dateitypen mit welchem Programm geöffnet werden. Im Zweifelsfall wählt mal »Öffnen mit« und wählt dann aus.
Aber … oh, Überraschung … Auf dem fertig installierten »Rechner 1« ging das nicht. Wie unter Windows 7 hielt ich unter Windows 10 die Installationsreihenfolge der Office-Pakete für relevant: Erst das neue Office 2016, dann Word 2010 (und ausschließlich Word, nichts sonst) und zuletzt den Publisher 2007 (und auch hier nur diesen, nichts sonst). Das funktionierte auch so weit.
Wenn ich aber aus der Programmliste das richtige Word für ein DOCX auswählen wollte, bekam ich nur Word 2010 angeboten. Selbst wenn ich die Word-2016-Exe aus dem Office-Verzeichnis auswählte – es startete immer Word 2010.
Und schlimmer noch: Wenn ich aus dem Explorer oder einer E-Mail eine Excel-Datei öffnen wollte, startete nicht Excel 2016, sondern Excel 2010 – das ich überhaupt nicht installiert hatte!
Langer Rede kurzer Sinn: Es war und ist nicht möglich, das für einen Dateitypen zuständige Programm aus dem Office-2016-Paket dem Dateitypen zuzuordnen. Geht nicht.
Nun habe ich ein Office 2016 gekauft (bzw. gemietet – 99 Euro pro Jahr für fünf Arbeitsplätze) und würde das auch gerne nutzen. Ganz zufrieden bin ich noch nicht. Outlook 2016 ist gut, gefällt mir. Word 2016 ist beim Start extrem langsam, was ich darauf zurückführe, dass meine normal.dot* in einem eigenen, nicht in einem Standardverzeichnis liegen. Ärgerlich ist das bei der Arbeit mit meiner Lexware-Software, mit der ich Rechnungen, Lieferscheine & Co. schreibe. Da ist Word 2010 deutlich schneller. Und ich brauche Word 2010 mit dem älteren Duden-Korrektor 9.0 für meine Verlagsarbeit. Und den Publisher 2007 für’s Layout.
Glücklicherweise gehöre ich zu den Menschen, die sich einen zweiten PC leisten können. De facto ist dieser PC, den wir »Rechner 2« nennen wollen, der Vorgänger des jetzigen »Rechner 1«. Freilich habe ich den »Rechner 2« noch mal ordentlich aufgerüstet, damit er sich gegenüber seinem großen Bruder nicht schämen muss. (Und das tut er auch nicht.)
Zusammen mit einem 27“-Display von Fujitsu habe ich diesen »Rechner 2« letztlich als PC für Scanaufgaben (mit einem Kodak-i1220-Durchzugsscanner) und für Layoutarbeiten erkoren. Auch hier läuft Windows 10 (1803), jedoch ausschließlich mit Office 2010 und dem Publisher 2007. Die Installation hat wunderbar funktioniert, inklusive Aktivierungen bei Microsoft. Alles gut.
Das Seltsame kam am nächsten Tag: Als ich auf dem »Rechner 1« ein Word-Dokument aus dem Explorer öffnete, startete nicht wie zuvor Word 2010, sondern Word 2016. Auch Excel benahm sich anders: Excel 2016 gab sich die Ehre. Der Publisher 2007 indes funktionierte erwartungsgemäß wie zuvor und einwandfrei.
Das deuchte mich seltsam. Ich startete also Word 2010 von Hand – und siehe da: Das vermeintliche Rumpf-Office-2010 begann, sich zu konfigurieren. Als es damit fertig war, war alles wie zuvor: Office 2016 stand nur noch über die eigenen Programmicons zur Verfügung.
Verstehen muss ich das nicht. Natürlich haben beide Rechner Internetverbindungen, und natürlich sieht dieser Vorgang so aus, als hätte die Aktivierung des Office 2010 auf »Rechner 2« zu Änderungen auf »Rechner 1« geführt. Beweisen kann ich das nicht, und vermuten will ich das auch nicht, weil es blödsinnig ist: Die Office-Installationen auf den beiden Rechnern haben unterschiedliche »product keys« (ja, ich bin erschreckenderweise Besitzer teurer Originalsoftware).
Die Herausforderung wird nun sein, den »Rechner 1« so einzurichten, dass Word 2010 wirklich nur noch mit der Lexware-Software zusammenarbeitet. Und alles andere läuft mit Word und Office 2016. Denn natürlich muss sich meine Anschaffung amortisieren.
Ein Nachtrag: Ich habe Scherzes halber in einer virtuellen Maschine mit Windows 7 eine Parallelinstallation von Office 2016, Word 2010 und Publisher 2007 vorgenommen. Das Verhalten von Office 2016 ist so wie auf »Rechner 1«; man kann es nicht für eine Dateitypenzuordnung auswählen. Word 2010 ist hier in der Tat solo installiert; da ist kein Excel 2010 zugegen, das ich nicht installiert habe (wie es auf »Rechner 1« der Fall ist). Der Publisher 2007 ist so alt, dass er aufgrund Softwaresenilität offensichtlich einfach tut, was er soll. – Wie gesagt, verstehen muss ich das alles nicht.
(*) Wenn ich schon angebe, dann auch richtig: Eine Fujitsu-Workstation, die ich aufgerüstet habe: 2 Xeon-Prozessoren mit max. 3,8 GHz, 128 GB RAM, 2x 1-TB-SSD plus 4x 8-TB-HDD, 2x BluRay-Brenner, 2x AMD FireGL-Grafikkarten für je 4 Full-HD-TFTs. Und ein bisschen Kleinkram.