Wenn eine Nötigung nötig ist. Ein Vorwort

Dirk C. Fleck, dieser bald fünfundsiebzigjährige Ökoholic, der in­zwischen von renommierten Verlagen ungelesen abgelehnt wird – was er als Auszeichnung auffasst, meiden doch inzwischen die etablierten Verlage die lebenswichtigen Themen, die ihn umtreiben, wie der Teufel das Weihwasser –, der sich als ehemaliger Redakteur und Mitarbeiter zahlreicher »Qua­li­täts­medien« wie Spiegel, Geo, Stern und anderen nun vornehmlich im Internet auf alternativen Plattformen tummelt, die dem Mainstream mehr und mehr das Wasser abgraben … Die­ser Dirk C. Fleck hat mich, seinen Verleger, genötigt, dieses Vorwort selbst zu schreiben. Parbleu!
Freilich ist es ein gewagtes Unterfangen, den Schreiberling zahlreicher – hier sind es neunundneunzig, Gerüchten zufolge jedoch sind es Horden, Legionen, ganze Völker – Gedanken­schnipsel, kürzerer und längerer Texte, Aufrufe zum ökologischen Ungehorsam und Ansammlungen literarischer, politischer und gesellschaftlicher Weisheiten dazu zwingen zu wol­len, das Vorwort zu einer Sammlung einer nicht ganz unerheblichen Zahl seiner Werke selbst zu verfassen. Wie dumm muss man als Verlegerlein sein, sich auf dergleichen Idee einen Erfolg einzubilden.
Aber zugegeben: Die einfache Frage, gestellt in einer einzigen E-Mail, in einem einzigen Satz, ohne Wiederholung … Es war einen Versuch wert.

Und was die Nötigung angeht, so ist sie aus meiner Sicht als straffrei zu betrachten, denn am Ende bin ich es doch, der hier Gelegenheit erhalten hat, sich durch wohlfeile Worte mehr oder weniger zu profilieren. Oder nicht?
Nein.
Eigentlich nicht.
Denn eigentlich steht außer Frage, dass das, worum es in die­sem Buch geht, von größerer Bedeutung ist als mein Salba­dern. Dirk C. Fleck in seinem vierten Geschoss im Hamburger Stadtteil Hoheluft hat mit zahlreichen seiner Texte etwas ge­schaffen, das guten Grund bietet, der Nachwelt erhalten zu blei­ben.
Die klug scheißende Fraktion der potenziellen Leser dieses Wer­kes mag argumentieren, dass das alles ja schon veröffentlicht sei. Und wahrlich, dem ist so. Aber ich möchte denjenigen von diesen klugen Menschen sehen, der es wagt und auf sich nimmt, in der Scheiße, die das Internet wie Schlick und Se­di­men­te absetzt – jeden Tag, jede Stunde, Minute, Sekunde – nach den Veröffentlichungen dieses Dirk C. Fleck zu forschen und diese gar ausfindig zu machen. Ich weiß, wovon ich rede – ich habe es in dem einen oder anderen Falle zum Zwecke der Ver­vollständigung einer Quellenangabe selbst versucht.

Lus­tigerweise sollte ich der letzte Mensch sein, der dieses Werk bevorwortet. Ich bin ökologisch nicht ganz rücksichtslos. Ich pfeife meine Frau an, wenn sie ständig das Licht bren­nen lässt; ich schnauze sie aber auch an, wenn sie die Hei­zungen so weit herunterdreht, dass ich bei zweiundzwanzig Grad auf der Celsiusskala Frostbeulen am Hintern bekomme. Wir beide – meine Gattin und ich – fahren Diesel; ihrer ist angeblich koscher (aber wer hackt schon auf Dacia herum?), meiner ist ein Schummeldiesel mit laut Journaille angeb­lich unwirksamem Softwareupdate. Ich mag es warm in mei­ner Wohnung, ich mag es dann hell, wenn es sinnvoll ist, ich arbeite mit Computern und habe einen eigenen Server­hau­fen, der Strom frisst, dass ich schon bei Aldi nach Sonder­an­geboten gefragt habe. Und so weiter –
Ich bin, möge man dies als Fazit nehmen, also eigentlich kein Mensch, der eine Ahnung davon haben sollte, wovon Dirk C. Fleck schreibt. Und dennoch fühle ich nicht nur mit sei­nem Tenor, ich verstehe sogar, was er will. Und schlimmer noch – und ich sehe schon die verzerrten Gesichter derjenigen, die mich auf zukünftigen Veranstaltungen ausladen möch­ten, wenn meine beiden Hündinnen nicht sowieso meine Teilnahme verhindern, weil sie unerwünscht sind –, ich stim­me in vielen Punkten mit ihm überein.
Nicht in allen.
Gott bewahre.
Aber es sind so viele Punkte, es sind genügend Aspekte, in de­nen ich Übereinstimmung empfinde, die mich nicht nur sei­ne bisherigen Bücher, die ich verlegen durfte (siehe am En­de dieses Werkes), mit Stolz haben verlegen, sondern die auch dieses Werk haben zustande kommen lassen. Denn an die­sem Punkt muss ich endlich ehrlich sein:

Diese Idee war von mir!

Und ich denke, der größte Teil der Menschheit hat es verdient. Genau dieses Buch, genau seinen Inhalt, diese neunundneunzig Notizen aus einer Welt, die wir uns seit einer kleinen Ewigkeit, aber immer noch und immer wieder sehenden und wissenden, oft genug schon leidenden Auges ständig, Tag für Tag, Stunde für Stunde, Sekunde für Sekunde selbst nach Strich und Faden versauen. Die mit weichen Eiern gesegneten Gutmenschen unter uns jammern, was wir unseren Kindern da hinterlassen, welche Schande, was sollten sie von uns denken, wie werden wir da stehen in den Geschichtsbü­chern in fünfzig, hundert, zweihundert Jahren.
Ein Ei drüber!
Meine Kinder interessieren mich nicht. Mich interessiert, was heute, morgen, nächste Woche auf dieser Welt geschieht, das wir schon vor zehn, zwanzig, fünfzig Jahren hätten vermei­den können – beziehungsweise deren Vermeidung wir vor soundso viel Jahren hätten vorbereiten können –, wären wir nicht einfach nur vernagelt, blöde und schlicht geld- und machtgeil.

Es ist nicht anzunehmen, dass die Welt nach diesem Buch wei­ser geworden ist, dass auf einmal Entscheidungen gefällt wer­den, die zu einem Wandel – welcher Art auch immer – füh­ren könnten. Das ist auch nicht der Grund, warum ich die­ses Buch machen wollte. Ich wollte, dass die zeitlich und auch (internet-) räumlich verstreuten Textwerke Dirk C. Flecks einen Sammelpunkt finden. Und der liegt hier vor.

Der überkritische Potenzialleser dieses Werkes wird alsbald Re­dundanzen feststellen. Textteile, Formulierungen, Sätze, Zi­tate, Dinge, die sich wiederholen. Das hat seinen guten Grund. Es ist nämlich so – und das gilt nicht nur für überkritische Potenzialleser, sondern für den allergrößten Teil unserer potenziellen Leser aus unserer der deutschen Sprache mäch­tigen Gesellschaft –, dass es offensichtlich nicht reicht, ein­mal etwas zu sagen. Nein, auch zweimalige Äußerungen sind nicht hinreichend prägnant, um wirklich dauerhaft wahr­genommen zu werden. Im Grunde ist es sogar so, dass auch dieses Buch mitsamt seinen Redundanzen überflüssig ist, weil man den Menschen dieser Welt das, was sie nicht nur wis­sen, sondern auch beherzigen sollten, eigentlich nur mit ei­ner Kettensäge ins Hirn fräsen kann, wohl wissend, dass auch das nichts hilft, aber immerhin eine schöne Sauerei hinterlassen würde.

Macht euch keine Hoffnung, Leute. An irgendeiner Stelle schreibt Dirk C. Fleck es auch: Es gibt keine Hoffnung mehr. Es ist nichts mehr zu retten. Wir sind alle verloren. Und selbst wenn heute noch irgendjemand anfängt, der in der La­ge ist, Konsequenzen nicht nur zu ziehen, sondern auch umzu­setzen, dies auch tut – es ist vorbei.

Ich finde das gut.
Aber ich finde ja auch dieses Buch gut.

Michael Haitel
Murnau am Staffelsee, 21. Januar 2018
Verleger eines Hamburgers

P.S.: Der dem Autor Dirk C. Fleck zugeneigte Leser, der sich mit­unter vielleicht sogar als beinharten Fan seiner Werke, sei­nes Schaffens und seiner Argumente bezeichnen möchte und darf, wird erfreut feststellen, dass es in diesen »99 Notes« nicht nur um die ökologische Problematik dieser Welt geht, um das Verhalten von Menschen, Industriemagnaten, Po­liti­kern und dem Bösen unter uns.
Nein, hinter der »politischen Matrix«, wie er es nennt, steckt mehr. Viel mehr. Zum Beispiel eine spirituelle Verbundenheit jedes einzelnen Menschen mit seinen Mitwesen und der gesamten Schöpfung (wer das vertiefen möchte, der konsul­tiere »Unsere Satzung« auf seiner Website www.dirk-c-fleck.de). Dirk C. Fleck ist insofern nicht nur der Mahnende, das »Mahn-Wesen«, sondern auch ein Suchender.
Und dann sind da die Frauen, die ihn in zahlreichen Texten ganz speziell beschäftigen.
Oder die Fliege, der er persönlich begegnen durfte.
Überhaupt Tiere. Sein Artikel »Von der Würde der Tiere« ist der erfolgreichste Artikel, der je auf KenFM veröffentlicht wur­de.

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