Ich war zwei Mal in meinem Leben in Salzburg.
Das erste Mal geschah in den Siebzigern. Damals lebte ich noch in Düsseldorf, ging auf eine Realschule und wir machten eine Klassenfahrt. Ich erinnere mich vor allem an eine Unterbringung in einem großen Schlafsaal – erbaut zur Vermeidung jeglicher Privatsphäre –, an einige Arschlochmitschüler – aber das war durchgehender Bestandteil meines Schülerlebens – und: Regen. Schnürlregen, wie man das in Österreich nennt, wo es beständig und ununterbrochen schnürlt, wenn es einmal angefangen hat. Und immer wieder zeigt sich beim einsetzenden Schnürlregen, dass deutsche Urlauber dumm genug sind, keine Konsequenz daraus zu ziehen. Denn Schnürlregen ist nicht am nächsten Tag vorbei. Nein. Er dauert Wochen.
Das zweite Mal geschah letztens, am 28. Mai 2017. Das Wetter war bestens, die Fahrt nach Salzburg weitgehend ereignislos – gut, es wäre idiotisch gewesen, anzunehmen, dass die Österreicher Grenzkontrollen bei der Einreise aus Bayern durchführen würden, aber man weiß ja nie …
Die Mönchsberggaragen mit annähernd 1400 Stellplätzen waren in den Mönchsberg gebaut und durchaus beeindruckend; ebenso beeindruckend der Weg durch lange Tunnels an die frische Luft.
Der Stieglkeller war so toll nicht, wie sich die Empfehlung las, die man uns gab. Das Essen war eher profan, der Service unterirdisch, und der Stieglbräu war schon während meines ersten Salzburgaufenthaltes nicht wirklich gut.
In einem Café am Marktplatz fanden wir später ein angenehmeres Domizil, obwohl in der Nähe eine Opernaufführung stattfand (irgendjemand feierte irgendein Jubiläum, das Übliche halt).
Der Grund des Salzburgbesuchs hatte mit Salzburg nur insofern zu tun, als dass die Stadt recht hübsch in der Mitte zwischen Murnau und Wien zu liegen schien. Denn es galt, jemanden zu treffen: Helmuth W. Mommers.
Helmuth ist ein in der SF-Szene im deutschsprachigen Raum ein bestens bekannter Name. Über ihn zu schreiben, hieße Eulen nach Athen zu tragen. (Wer dennoch nichts über ihn weiß, aber wissen möchte: https://de.wikipedia.org/wiki/Helmuth_W._Mommers.) Ich selbst hatte ihn einmal auf einem OldieCon in Unterwössen getroffen (das Jahr ist mir entfallen, lange ist es aber nicht her; als Nichtmethusalem darf man ja erst auf die OldieCons fahren, nachdem HoPe Schwagenscheidt von uns gegangen ist); damals unterhielten wir uns nur kurz und ich erinnere nichts Wichtiges aus diesem Zusammentreffen.
Umso überraschter war ich, als Helmuth mich kontaktierte, um ein (Buch-) Projekt mit mir zu besprechen. Es war ihm wichtig, dass wir uns trafen. Der U-Con in Dortmund fiel dann aus, nach Wien wäre ich gefahren, das hätte aber gedauert, auch nach Mallorca – seinem zweiten Wohnsitz – wäre ich geflogen, aber das hätte noch länger gedauert.
So einigten wir uns auf Salzburg. Ich fuhr mit Frau, den beiden Hundemoizen und dem Auto hin; er kam mit Gattin auf dem Railjet der ÖBB von Wien. Und während meine Gattin und den Hunden Salzburg unsicher machte, besprachen Helmuth und ich die ihm wichtigen Details des Projektes.
Um es kurz zu machen – und nicht zu viel zu verraten: Wir sind uns natürlich einig geworden. An den Qualitäten der Texte Helmuth Mommers wird niemand Zweifel haben; ich wäre der Letzte gewesen, der auf so eine abstruse Idee gekommen wäre. Wir besprachen in mitunter beeindruckender Einigkeit Details wie Machart – es wird ein Hardcover mit Schutzumschlag und Fadenbindung –, Größe, Papierart, Schrift und einige Dinge mehr. Selbst über den Umschlag unterhielten wir uns, und ich denke, hier für Helmuths Wünsche schon den passenden Grafiker gefunden zu haben.
Das Projekt wird im Herbst – zuerst angepeilt ist der Oktober 2017 – oder auch erst Anfang 2018 erscheinen, das wird noch verhackstückt.
Aber ansonsten steht fest, dass ich von Helmuth W. Mommers erwählt wurde, ihm ein Buch zu machen – und ich würde lügen müssen, wenn ich mich nicht geehrt fühlte!
P.S.: Salzburg ist eine akustische Hölle. Unterhalb der Festung, wo wir uns diese Stunden aufhielten, gibt es auf engstem Raum sieben, acht Kirchen. Die läuten ihre Glocken alle asynchron (d. h., niemals zur gleichen Zeit) – und sie sind alle höllisch laut (in Deutschland hätte es längst massive Bürgerinitiativen gegeben). Aber ich vermute, wenn man lange genug dort lebt, ist man eh taub – und dann ist’s ja eh wieder wurscht.