Vorsichtige Zerfledderung

David Schwertgen
QUANTUM SUICIDE
Du-Lac-Verlag, Kassel, 2015, E-Book, ISBN 978 3 9816543 7 0

VORBEMERKUNG
Nach den negativen Erfahrungen mit Miguel de Torres’ »Neulich in der Galaktischen Union. Das erste Buch Abdullah« aus dem Du-Lac-Verlag war ich bei dem zweiten Titel zunächst vorsichtig. Ich begann die Lektüre mit der unterschwelligen Gewissheit, auch diese Lektüre nicht zu Ende zu bringen.
Ich wurde getäuscht.

VORWARNUNG
Auch bei diesem Buch ist an dieser Stelle eine Spoilerwarnung auszusprechen.

WORUM GEHT ES?
Das ist nicht ganz einfach zu beschreiben. Um es ganz kurz zu machen: Es geht um den Versuch, eine zerstörte (oder wenigstens schwer beschädigte) Persönlichkeit eines Menschen mit der Hilfe von Maschinen, Software, Simulationen und dem Einsatz (vermeintlich aus-) gebildeter Menschen wiederherzustellen. Und um die Probleme, die dabei entstehen – und nicht selten zwangsläufig entstehen müssen.
Der Roman selbst besteht aus sehr vielen sehr unterschiedlichen … Textarten könnte man es nennen. Als »Permutationen« werden die Simulationen bezeichnet, in denen versucht wird, den Patienten wieder »in die Spur« zu bringen. Dazwischen gibt es Patienteninterviews, Gesprächsaufzeichnungen zwischen beteiligten Medizinern, Ausschnitte als Fernsehshows oder -interviews, und immer wieder die kurze und bündige Darstellung von abnormalen Abbrüchen von Permutationen und anderen »Events«.
Am Ende steht ein Status, den man bei aller Liebe eigentlich nur erwarten konnte. Er ist dennoch nicht ganz ohne Überraschung, auch wenn der Gedanke, dass man es geahnt hat, sehr übermächtig wirkt.

WAS GEFIEL?
Das ist fast noch schwieriger als eine Inhaltsangabe. Der Schreibstil Schwertgens ist okay bis gut, hätte aber mehr Lektorat vertragen können. Der Plot … ich kann ihn nicht wirklich einordnen. Ich habe das Buch mit wenig Unterbrechungen – was bei meiner Leseweise schon bemerkenswert ist – gelesen und hatte nie den Eindruck, ich müsse jetzt abbrechen. Eher im Gegenteil.
Aber insgesamt hat mich das Buch trotz allem eher ratlos denn angetan zurückgelassen.

WAS GEFIEL NICHT?
Viel Übliches: kein erkennbares Lektorat, vor allem kein Korrektorat (dagegen sehr viele sehr grausige Rechtschreib- und Tippfehlerschlampigkeiten).
Für meinen Eindruck der Ratlosigkeit mache ich vor allem auch die Zerfledderung des Plots verantwortlich, der in der scheinbaren Zusammenstückelung von nicht immer erkennbar zusammenhängenden Textelementen – vor allem, was die Chronologie angeht – bisweilen sehr störend wirkte. Dieser Eindruck hat nicht gereicht, um die Lektüre vorzeitig zu beenden – aber er hat mich gestört, ganz eindeutig.

ZU EMPFEHLEN?
Das wage ich nicht, zu entscheiden. Es ist keine reine Zeitverschwendung, das Buch zu lesen, aber ob es ein Gewinn ist, muss wahrlich jeder selbst entscheiden.

NOCH WAS?
Auch dieses Buch habe ich für den DSFP 2016 gelesen. Es ist bei aller Liebe in meinen Augen kein Kandidat für eine Nominierung oder gar mehr.

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