Bartholomäus Figatowski (Hrsg.)
WOVON TRÄUMT DER DOM?
Phantastische Geschichten aus Köln
Verlag Nicole Schmenk, Oberhausen, 2013, Hardcover, 96 Seiten, ISBN 978 3 943022 21 6
VORBEMERKUNG
Das Reziexemplar kam über das SF-Netzwerk zu mir, wenn ich mich recht entsinne. Aus dem Verlag Nicole Schmenk hatte ich schon ein Buch rezensiert – siehe hier https://www.beckinsale.de/archive/1517 –, das unter handwerklichen Gesichtspunkten nicht ganz gut weg kam. Und ich wollte unter anderem wissen, wie das von Bartel F. herausgegebene Werk aussehen würde …
WORUM GEHT ES?
Um fantastische Geschichten, die in Köln spielen, mit Köln und kölschen Gegebenheiten und Befindlichkeiten zu tun haben. Zwölf Geschichten sind es, die alle eher der Fantastik als der SF, eher dem Märchenhaften als der Fantasy zuzuordnen sind. Dabei sind bekannte Namen wie Jörg Weigand, Rainer Schorm, Regina Schleheck, Monika Niehaus und Karsten Beuchert. Und andere mehr.
Auf die Inhalt der einzelnen Geschichten will ich nicht detailliert eingehen. Sie spielen eben in Köln und haben mit Köln zu tun, und wer Köln kennt und einen Draht dazu hat – und sei es nur als Düsseldorfer, wie ich einer bin –, der kann erahnen, wohin die Geschichten ziehen; und wer nichts mit Köln am Hut hat, ist in diesem Buch eh am falschen Ort.
WAS GEFIEL NICHT?
Einmal mehr das Handwerkliche. Das Papier ist sehr weiß; für reine Textseiten ist es schlicht ungeeignet, weil die Lektüre schnell anstrengend wird. Immerhin ist die Schrift angenehmer ausgefallen, als die aus »Tara Hadrian« (die erwähnte Rezi: hier https://www.beckinsale.de/archive/1517). Lektorat und Korrektorat sind nicht gut ausgefallen, es gibt deutlich erkennbare Schwächen v. a. bei der Rechtschreibung. Und auch das Textlayout ist nicht konsistent; es fehlen durchgängige Einzüge der ersten Zeile der Absätze (mal sind sie da, mal wieder nicht), und auch die nicht hervorgehobenen Titel der Geschichten machen eher den Eindruck, als sei hier schnell mal ein Word-Dokument »ausgedruckt« worden.
WAS GEFIEL?
Die Geschichten. Sie sind allesamt schön geschrieben, sie treffen das Thema, sie repräsentieren das, was ich von Köln kenne, halte, erwarte, denke, ohne dass ich dies in irgendeiner Form negativ verstanden wissen möchte. Wenn es jemals mehr als eine solche Sammlung mit fantastischen Köln-Geschichten gab und man sie miteinander vergleichen wollte, dann bin ich sicher, dass diese Sammlung mit »domschen Träumen« nicht schlecht abschneidet.
ZITATE?
Klar, ein paar Bonmots gäbe es zu erwähnen:
Aus Karla Weigands »Tasmanische Begegnung« (Seite 19): »Mit zitternder Hand zog Seifert sein Handy aus der Innentasche, wählte stammelnd den Notruf der Polizei und schilderte knapp den Vorfall sowie den genauen Fundort des Leichnams.« Nun, ein Leichenfund ist sicherlich aufregend – aber wie, bitte, wählt man stammelnd eine Telefonnummer?
Und Rainer Schorm sollte in seinem »Peregrinus … oder der Legionär« doch besser lektoriert worden sein (Seite 38): »›Der Zoch kommt!‹« Bitte, was ist denn das für ein Kölsch, hä?
ZU EMPFEHLEN?
Ja, unbedingt. Ich weiß, dass die Leute, die mit Köln nichts am Hut haben, zu diesem Buch eh nicht greifen werden; ich weiß auch, dass das schade ist, denn keiner von denen wird wissen, was ihm entgangen ist. Nicht nur an kölschen Geschichten, sondern auch an Köln. (Und ja, ich als Düsseldorfer muss das wissen, denn ohne Köln wäre ich als Düsseldorfer nicht vollständig; die beiden gehören zusammen, Köln und Düsseldorf, und was kölsche Geschichten auch einem Düsseldorfer geben können, das habe ich in diesem Buch gelesen und genossen.)
NOCH WAS?
Nää. Kauft dat Teil, äwwer flott.