Nicht eindeutig, der Zwiespalt

Andrea Bottlinger
AETERNUM
Originalausgabe, Knaur Taschenbuch-Verlag, April 2013, Klappbroschur, 572 Seiten, ISBN 978 3 426 51179 4

VORBEMERKUNG

Engel und Dämonen. Seufz.

WORUM GEHT ES?

Ohne große Vorwarnung stürzt der Alexanderplatz in Berlin ein und hinterlässt einen riesigen Krater, in dem sich zudem seltsame Phänomene zeigen. Dämonen und Engel, unter einem mühsam erlangten Waffenstillstand nebeneinander existierend, wollen auch wissen, was da vor sich geht – und sie schicken Amanda, eine Magierin, die sich in der Gewalt des Dämonen Balthasar, ehemals der Gott Baal, befindet, und den gefallenen Engel Jul unter die Erde, um herauszufinden, was da vor sich geht.
Was sie erfahren, was sie wieder an die Oberfläche und noch einmal unter die Erde führt, darum geht es in diesem Buch.

WIE IST DER STIL?

Gut. Würde ich sagen. Oder? Ich bin irgendwie nicht sicher. Hat man Zeit und kann sich einlesen, dann liest sich das Buch recht gut und flüssig. Aber jede Unterbrechung warf mich zurück, und der nächste Versuch begann wieder bei Null: einlesen, einlesen, einlesen, und dann …

WAS GEFIEL NICHT?

Eigentlich nichts, was ich allgemeingültig kritisieren wollte. Ich selbst habe mit Geschichten »Dämonen vs. Engel« immer ein Problem. Ich mag die Darstellungen von Dämonen nicht, die eigentlich nie wirklich homogen sind; lustigerweise beanstande ich bei Vampiren, Werwölfen und Elfen, dass sie immer gleich, völlig langweilig beschrieben werden. Und ich mag einerseits das (mehr oder minder pseudo-) religiöse Drumherumgehabe bei Engeln nicht, und auch hier eine nicht immer gegebene Homogenität; witzigerweise faszinieren mich gerade die »großen« Engelsfiguren, die Erzengel, und wie sie in den verschiedenen Quellen – Romane, Filme – beschrieben werden, dargestellt sind.
Eigentlich also gefiel mir an dem Roman nichts nicht – sieht man von meinem eigenen Zwiespalt im Umgang mit den Figurengruppen ab.

WAS GEFIEL?

Der Einfachheit halber müsste ich meinen vorherigen Passus nur umformulieren und wiederholen.

EIN PAAR ZITATE GEFÄLLIG?

Nur Kleinigkeiten diesmal. Jul, der Engel, und Amanda, die Magierin, waren sich natürlich nicht von vornherein grün:

Jul lächelte. Es wurde immer leichter zu vergessen, dass er sie eigentlich nicht mögen sollte.
(Seite 166)

Der Satz ist auch – einmal mehr – ein schönes Beispiel für die grundsätzliche Bedeutung des Kommas. Für mich läse sich »Es wurde immer leichter, zu vergessen, dass er sie eigentlich nicht mögen sollte.« von der Bedeutung her anders. Aber gut.

Hoffnung. Sie war nicht totzukriegen und erhob sich erneut aus der Asche der letzten Enttäuschung.
(Seite 210)

Was für ein schönes Bild. Die Bottlinger liefert nicht viele solcher Bilder, aber die, die sie liefert, sind in der Regel gut gelungen.

ZU EMPFEHLEN?

Gute Frage. Ich weiß es nicht. Fans von Storys, die sich um das ewige Kriegsspiel zwischen Engeln und Dämonen drehen, sind hier ganz sicher gut bedient. Fans deutscher Fantastik, Fantasy, wie immer man das nennen möchte – ich kann und will es nicht näher einstufen – sind hier auch an einer guten Adresse, denn auch, wenn mir der Roman nicht unbeeinträchtigt gefiel, denke ich doch, dass die Bottlinger hiermit ein gutes Großverlagsdebüt hingelegt hat. Zumindest eines, auf dem sich gut aufbauen lässt.

NOCH WAS?
Knaur sollte an seinem Korrektorat arbeiten, die (Tipp-) Fehlerquote war für mein Dafürhalten zu hoch. Außerdem könnte man sich eines klassischen Layouts befleißigen, denn die eingerückten ersten Zeilen der Absätze helfen dem Lesefluss sehr.

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