Zelluloidfetzen V

Und dann sind da noch ein paar persönliche Klassiker, die ich nicht unerwähnt lassen möchte.

  • Michael Flatleys LORD OF THE DANCE. Kein Film, eine Musik-DVD. Irischer Folk, dazu Tanz, Steptanz, wenn man mag, aber nicht so, wie man ihn von amerikanischen Künstlern à la Fred Astaire & Co. kennt, sondern … anders. Steifer. Uneleganter vielleicht. Gleichzeitig aber kraftvoller. – Ein Eintrag bei Facebook hat mehrere unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Flatley ist letztlich umstritten, nicht nur künstlerisch, sondern auch von seinem Gehabe, seinem entertainenden Duktus her. Für mich ist die DVD – ich habe noch zwei andere, die mir nicht so zusagen – immer wieder ein Erlebnis, das ich niemals missen möchte. Der letzte Genuss des Anblicks der Scheibe kam zustande, als ich aus meiner MP3-Sammlung die Musik wählte – und schlagartig das Publikum und die Metallplatten unter den Schuhen vermisste.
  • Cube. Den Film sah ich erstmals auf – damals noch – Premiere. Einfach so, irgendwann im Abendprogramm. Ich weiß gar nicht mehr, ob das ein regulärer Neustart war, oder ob er einfach so, einmal, vielleicht zweimal gesendet wurde. Egal. Was mich an dem Streifen einerseits faszinierte, war die recht simple Handlung, eine Quest quer durch ein Labyrinth von sich gegeneinander bewegenden Würfeln, nicht ganz ohne Tricks, nicht ohne Fallen – auch tödlichen –, andererseits die unbekannten Schauspieler und das ganz offensichtlich sehr niedrige Budget. Der Film spielt ausschließlich in diesem Würfellabyrinth, und der, der das Happy End erlebt, ist nicht der Stärkste, der Beste, der Schönste, keine Frau – sondern ein Autist. – Der Film ist, so einfach er gestrickt scheint, sehr tiefgründig, macht sehr nachdenklich, und ist auch beim x-ten Anschauen uneingeschränkt spannend. – Es gibt zwei Nachfolger. Der eine, »Cube²: HyperCube«, ist eine reine Metzelmaterialschlacht für Leute, denen es aus dem Kühlschrank nicht genug herausblutet. Der zweite, eine japanische Produktion namens »Cube Zero«, die in der IMDb nicht mal erwähnt wird – und das will was heißen –, ist die japanische Rache für amerikanische Remakes japanischer Schocker à la (zum Bleistift) »Ring O«.
  • Unter der Sonne der Toskana. Über diesen Film sollte ich eigentlich gar nichts schreiben, denn angemessen wäre es für mich, bliebe es mein ewiger Geheimtipp, bei dem alle nur milde lächeln und abwinken würden, würde ich ihn erwähnen. Aber das ist dieser Film nicht. Er ist kein Geheimtip. Mitnichten. Er ist ein Diane-Lane-Film, und wer nicht nur die junge »Straßen in Flammen«-Schauspielerin mag, sondern auch die reifere Variante à la »Frau mit Hund sucht Mann mit Herz« (mit einem tollen John Cusack), der ist hier richtig. Die Lane spielt Frances, eine Amerikanerin, frisch und teuer geschieden, die durch eine Freundin nach Italien gelangt und sich dort ein Haus kauft, einfach so. In der Toskana, wie sich das für Amis gehört. Und während sie sich in das Haus und in einen Italiener verliebt, kämpft sie mit ihren Zweifeln, ob das alles so richtig entschieden war. Und in einer leichten Komödie, wie es scheint, führt das Ganze zu einem Happy End. – Aber so leicht ist das nicht. Für einen Menschen, der diesen Film erstmals in einer Trennungsphase sieht, für einen Menschen, der einen Hang zu Italien und anderen mediterranen Gegenden hat, für einen Menschen, der sich Dinge merkt, die an anderen Menschen einfach so vorbeifluppen – für so einen Menschen wie mich ist das ein Film, der schwere Eindrücke hinterlässt. Ich liebe diesen Film ohne jede Einschränkung. Er mag kein Kunstwerk sein, er mag seicht, amerikanisch, albern, blöd sein – aber mich treibt er an den oberen Rand meines Tränenreservoirs, und das schon, wenn ich nur das Menü – mit der Musik! – aufrufe, um den Film zu starten. – Ich bin Filmjunkie, ich habe irgendwie Hunderte Filme auf der Platte. »Under the Tuscan Sun« ist einer der ganz wenigen Filme, die ich im Original habe – und bis auf meinen letzten Blutstropfen verteidigen werde. Wenn es nötig ist.

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