Ghostbusters für hartgekochte Eierdiebe

Simon R. Green
DAS HAUS DER SEELEN
(Ghost of a Smile, 2011)
Übers. aus dem Englischen: Susanne Picard. Bastei Lübbe, Köln, 2013, Taschenbuch, 270 Seiten, ISBN 978 3 404 20703 9

VORBEMERKUNG
Der Roman läuft bei Bastei Lübbe unter dem Label »Science Fiction«. Das halte ich für sehr gewagt, weil doch dahin gehend irreführend, dass echte SF-Fans hier nicht vorfinden werden, was sie aufgrund des Labels erwarten dürften.

WORUM GEHT ES?
Den nicht sonderlich korrekten Rückseitentext will ich hier nicht bemühen. – Es geht um eine Truppe von »Fachleuten« im Auftrag eines Instituts, das sich um besondere, seltsame, gefährliche und andere Dinge kümmert, um die sich die normalen Behörden der Polizei und des Geheimdienstes besser nicht kümmern sollten. JC, der Leiter des Teams, Happy, der Telepath, Melody, die Techniknerdess, und Kim, ein Geist, sollen in einem Fabrikgebäude eines Unternehmens, in dem einiges schiefgelaufen ist und in dem schon andere Teams anderer Einheiten – so auch der Polizei (sic!) – unter die Räder gekommen sind, herausfinden, was vor sich geht – und das Problem nach Möglichkeit auch lösen.

WIE IST DER STIL?
Irgendwie nervig. Eigentlich ist die Schreibe an sich in Ordnung, aber was da geschrieben wird, das nervt. Und das koppelt auf die Wahrnehmung des Schreibstils zurück.

WAS GEFIEL NICHT?
Es mag sein, dass Leute, die in so einem Team von Geisterjägern arbeiten, so sein müssen, wie die vier Teamangehörigen hier beschrieben werden, aber es gefiel mir nicht. Nicht die Bohne. Die ganze Art und Weise, wie die vier miteinander kommunizieren, ist unnatürlich und völlig an jeglicher Realität vorbei geschrieben. Das gilt insbesondere für die zahllosen Situationen, in denen pseudo-lockere und garantiert-blöde Sprüche gemacht werden, die nicht die Spur lustig sind. Es lohnt sich nicht einmal, sie zu zitieren, geschweige denn, sie sich zu merken. Sie sind nicht lustig, nicht cool.
Die Figurenzeichnung ist zweidimensional, die Figuren bleiben einfach gesichtslos. Am ehesten noch hat mich Kim, der Geist, an die Daisy Adair aus der TV-Serie »Dead like me« erinnert (bzw. eine solche Assoziation hervorgerufen).
Und die Handlung ist ausgesprochen langweilig, eintönig, flach, uninteressant. Wie ein Computer-Adventure, bei dem man in jedem Raum das gleiche tun muss: Reingehen, was sehen, nicht wissen, was es ist, es für den Leser mehr oder minder umständlich beschreiben, die Figuren ein dummes Gesicht machen lassen, dann einen Einfall haben, irgendeine völlig an den Haaren oder aus irgendwelchen Taschen herausgezogene Waffe präsentieren, sie auslösen, das Problem im Stockwerk soundso lösen, dann ins nächste Stockwerk gehen – und von vorne beginnen. Dieser völlig langweilige und letztlich belanglose Ablauf wird nur noch durch den auf komplett dämliche Weise zustande kommenden Sieg über die Neuen Menschen, die das größte aller Probleme darstellen (sollen) gekrönt: Da wird mit den Neuen Menschen, die was weiß ich wie weit über den »normalen« Menschen stehen sollen, hin und her diskutiert, wie es jetzt weitergeht, was mit der Welt geschieht, dass die »normalen« Menschen also so wie die Neuen Menschen werden sollen, und am Ende sagt JC einfach nur, die Neuen Menschen sollten sich doch in die Zukunft verpissen – und voilà! Weg sind sie!
Das ist – ich bitte um Entschuldigung – Verarschung am Leser, und kann auch nicht dadurch geheilt werden, dass danach doch noch jemand besiegt werden muss, der quasi übrig geblieben ist.

WAS GEFIEL?
Dass das Buch ein Ende hatte.

EIN PAAR ZITATE GEFÄLLIG?
Um Gottes willen, nein! Erwähnenswert ist nur, dass mir zahlreiche Tippfehler aufgefallen sind, darunter der mit dem »Rohrschach-Test«, bei dem ich mir spontan vorzustellen versuchte, wie jemand testet, wie es ist, wenn man in einem – vielleicht zu engen? – Rohr Schach spielen muss.

ZU EMPFEHLEN?
Nein. Nicht mal als Brennmaterial.

NOCH WAS?
Ich musste anfangs überlegen, ob dieses Machwerk zur »Shaman Bond«-Reihe gehörte, durch die Green – neben einer SF-Reihe namens »Todtsteltzer« – angeblich so berühmt wurde, denn die wurde als einzige am Buchanfang erwähnt (und fünf Romane davon aufgelistet). Aber dem war wohl nicht so, denn eine Figur namens Shaman Bond trat nirgendwo auf. Es wäre für die SF-Fangemeinschaft zu hoffen, dass über diese Eierdie… äh, Geisterjägern keine weiteren Elaborate mehr geschrieben werden, die einem auf den Gei…, äh, die Eier gehen können.

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