Mehr Vollpfosten

Der Ort, in dem ich lebe und arbeite, heißt Westried. Murnau-Westried. Und wie in vielen Gegenden … Aber das hatten wir schon.

In Murnau-Westried gab es mal eine Frottierfabrik. Floringo. Die ist lange weg, und inzwischen regt sich auf dem ehemaligen Industriegelände mehr oder minder lebhaftes Kleingewerbe. Ein paar Autoschrauber, ein Wochenendflohmarktveranstalter. Und das »Gewerbegebiet« – wie es auf einem Schild an der Staatsstraße 2062 bezeichnet wird – zieht auch Vollpfosten an.

Da steht ein Pickup. Vor der Einfahrt zum Gelände, einer von zweien. Mit laufendem Motor. Am Steuer ein Typ, Handy in der Hand. Kein Smartphone. Ein Handy. Mit laufendem Motor.
Solche Vollpfosten spannen wenig. Weder, dass die Nutzung eines Handys bei laufendem Motor auch im stehenden Fahrzeug nicht erlaubt ist. Auch nicht, wenn man sie böse anschaut und dem Hund gegenüber eine Bemerkung macht. So laut, dass man sie auch im Auto hören kann.
Es ist zu vermuten, dass jemand, der mit einem Handy nicht umgehen kann, auch sein Fahrzeug nicht beherrscht. Und Vollpfosten treten gerne Beweise an. Der Wagen setzt ein Stück zurück. Dann fährt er vorwärts. Rammt den gemauerten Pfosten, der irgendwann einmal einem Tor Halt gegeben haben mag. Die Autotür öffnet sich, der Vollpfosten steigt aus, um sich – im Dunkeln – den Schaden zu besehen.
Bei laufendem Motor, versteht sich.

Ich habe mir vor ein paar Monaten ein neues Auto gekauft, weil mein altes kaputt war. Das neue Auto kann man einschalten. Und ausschalten. Und wieder einschalten. Und noch einmal ausschalten. Wie man es braucht.
Einen Pickup, den man nicht ausschalten kann, würde ich wegwerfen.

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