Horst Hoffmann
FRAUEN FÜR OBAN-OBANA
Ein fantastischer Trip durch mindestens eine Galaxie
Romantruhe-Buchversand, Kerpen-Türnich, 2012, Taschenbuch, 320 Seiten, EAN 978 3 8647 3011 5
VORBEMERKUNG
Horst Hoffmann … ja, genau der Horst Hoffmann … hatte der Schreiberei anscheinen schon abgeschwört. Aber wie das mit einem echten Junkie so ist … »… vor einiger Zeit habe ich beschlossen, die Schreiberei doch noch nicht ganz aufzugeben und die unschuldige Welt mit weiteren Schundwerken zu quälen «. So äußerte er sich in dem Begleitbrief dieses Buches an mich.
Nun.
Wenn man sich diesen Brief einpfeift und dann noch den Rückseitentext des Buches oben drauf legt, dann erwartet man vor allem eines: Klamauk, Klamauk, Klamauk. Und vielleicht noch ein wenig Unsinn.
WORUM GEHT ES?
Frauen sind seit langer Zeit verboten. Sie werden nur noch für besondere Zwecke gezüchtet, und wenn sie ausgedient haben, wandern sie in die Suppe. Big Jake, der eigentliche Held des Buches, soll vierhundert Frischfrauen dem Sultan von Oban-Obana liefern. Aber es geht alles anders als gedacht … nein, es geht alles schief. Richtig schief. Schiefer als schief. Nichts geht, wie es gehen sollte. Nichts, gar nichts. Wahnsinn.
WIE IST DER STIL?
Routiniert, liest sich wie ein Zäpfchen. Fast einwandfrei. Manches Stilelement übertreibt Hoffmann ein wenig, so z. B. die von meiner früheren Mitarbeiterin Helga W. und mir geklauten Wortwechsel, bei denen man immer wieder das Gleiche, nur in unterschiedlichen Formulierungen sagt. Oder die von meiner früheren Mitarbeiterin Helga W. und mir geklauten Diskussionen, in denen jeder Satz vom jeweils anderen jeweils unterbrochen wird, obwohl beide von Anfang an und längst wissen, was der andere sagen will (sonst würde das auch nicht funktionieren). Aber abgesehen von diesem abgefeimten, widerwärtigen Ideendiebstahl: Routiniert, liest sich wie ein Zäpfchen.
WAS GEFIEL NICHT?
Dass meine frühere Mitarbeiterin Helga W. und ich geklaut wurden und die Chancen, jemals Tantiemenzahlungen zu sehen, wohl eher gering sind.
WAS GEFIEL?
Dass die ursprüngliche Erwartung enttäuscht wurde. Im Gegenteil. Der Roman sprüht vor witzigen Ideen, die alles andere als klamaukig verarbeitet wurden. Die eine oder andere Szene ist slapstickreif, aber wer sagt denn, dass Slapsticks nicht gut sind? (Naja, der eine oder andere Humorlose ganz sicher …) Neben witzigen Ideen, intelligenten Gags hat Hoffmann auch jede Menge unterschwelliger Kritik angebracht, die allerdings sooo ernst gemeint nicht sein kann. (Was manch ein Kritiker vermutlich nicht verstanden hat – aber was verstehen Kritiker schon wirklich? –, denn seinen Worten nach, könnte »das Buch ja tatsächlich ›frauenfeindlich‹« sein. Was ich nicht fand. Wer es nicht ab kann, wenn man sich über Alice Schwarzer lustig macht, der ist vermutlich orthodoxe Feministin.)
EIN PAAR ZITATE GEFÄLLIG?
Zunächst geht es um Cottoneyes, einen … Freund (möglicherweise, so ganz eindeutig ist das nicht) Big Jakes:
Er reichte mir bis zur Brust und war unglaublich dünn. Sein Kopf ging nach oben hin weit auseinander, damit die vier Augen Platz fanden, und endete in seinem Haarturm, den er je nach Stimmung passend formen konströmen uns wieder in Andromeda.« »Ashti!«, strömkreischte ich. »Hey, das ist …« Ich hatte mal gehört, diese Amphibientypen hätten eine eigene Gel-Drüse in der Schädelhaut.
Dieser Absatz auf Seite 13 geht nach meiner Vermutung nicht auf das Konto des Autors, sondern auf das des Lektors, Korrektors und/oder Setzers. Das ist schlicht verhunzt.
Bona ist eine der Frischfrauen, die, die sich an Big Jake heranmacht:
»Ja!«, kreischte ich verzweifelt. »Ich bin ein Mann, und das … ist nur eine … eine nervöse Schwellung!«
»Ich glaube«, sagte Bona in der Art eines Forschers, der ein seltenes Tier seziert, »das ist sein Gehirn.«
(Seite 32)
Wie war das mit »frauenfeindlich«?
***
(Seite 189, ganz oben)
Warum ich drei Sternchen zitiere? Im Großen und Ganzen ist das Layout des Buches in Ordnung, wenn ich auch keinen Durchschuss unter den üblichen 120 % der Schriftgröße gewählt hätte, aber bitte … (lesbar ist das Buch auf jeden Fall recht gut). Aber ein Kapiteltrenner in Form von drei Sternchen hat nichts als erste Zeile auf einer Seite zu suchen, Burschen! Ihr üblen Schlamper!
Auf der gleichen Seite noch eine Schlamperei, diesmal definitiv vom Vorlagenhersteller: Man trennt »Saunadienst« nicht »Saunadi–nst«. Niemals nichts. Auch nicht in so einem Roman.
So wie ich das verstand, war es Alysss Absicht gewesen, […]
(Seite 295)
Alysss Absicht. Dampfschifffahrt und Betttuch kann ich verkraften. Alysss Absicht nicht. Sorry. Schlamper! Sauschlamper!
ZU EMPFEHLEN?
Nein. Die meisten Deutschen verstehen das Buch eh nicht. Oder falsch. Oder beides. Und SF-Fans vermutlich sowieso nicht, die nehmen ja heute alles bierhart und beinernst. Ich empfehle mir den Roman jedoch durchaus, denn ich hatte meinen Spaß. Das bisschen Ärger wegen des dreisten Ideendiebstahls … aber gut.
NOCH WAS?
Ja. Das Titelbild ist irreführend schlecht. Wenn der Roman so schlecht wäre wie das Titelbild (das von einem DigitalART stammt; ich dachte Standesämter würden solch komische Namen gar nicht erlauben), dann würde er vermutlich nicht mal brennen.