Pflanzenliebe

Hier vor unserem Haus steht auch eine Hydrangea. Eine zweifarbige. Oder besser: zwei einfarbige. Leider blühen sie nicht gleichzeitig. Und leider hat meine Frau vor, sie kappen zu lassen. Angeblich tut das Pflanzen gut, sie wachsen dann besser. Dass sie dabei scheiße aussehen, bis sie nachgewachsen sind, ist zweitrangig, wie es scheint …
Vielleicht sollte ich meiner Frau den aktuellen Roman einer meiner Lieblingsschriftstellerinnen zu lesen geben. In Gabriele Behrends neuem Werk »Im Schatten der Hydrangea« spielt die Pflanze eine entscheidende Rolle, wenn der Therapeut, beseelt von eigenen und nicht ganz positiv einzustufenden Absichten, versucht, der Patientin, die nach einem gescheiterten Selbstmordversuch im Wachkoma liegt, die Rückkehr in die wirkliche Welt nahezubringen. Ich bin nicht sicher, ob das zur Rettung der Hydrangea vor unserem Haus beitragen kann — in Gabrieles Roman indes gelingt die Rettung letztlich, allerdings ein wenig anders, als man während der anfänglichen Lektüre erwarten mag. Das ist ja auch gut so — und vielleicht wehrt sich unsere Hydrangea ja auch — in Gabrieles Roman tut sie es nicht, muss sie auch nicht, das ist nicht ihre Aufgabe. Und Aufgabe unserer eigenen Hydrangea ist es wohl nicht, sich kappen zu lassen. Behaupte ich.

Behrend, Gabriele, IM SCHATTEN DER HYDRANGEA

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