»Englisch« geht auch anders

Eine Sache muss ich zu »Maltamaniac« noch loswerden, die ich in der eigentlichen Rezension fast vergessen habe. Das Englische.
Im Klappentext wird ja speziell herausgestellt, wie simpel das Englische in diesem Buch sei, wie gut es sich eigne, ein authentisches Gefühl zu entwickeln, Ausländer in einem fremden Land zu sein, und wie gut man es auch nur mit Grundkenntnissen der englischen Sprache verstehen würde.
Fein.

Ich selbst bin deutscher Muttersprachler und spreche bestenfalls Schulenglisch. Ich hasse englische Filme, weil die meist aus den USA kommen und deren Schauspieler bestenfalls Texanisch sprechen, es meist aber auch nur nuscheln. Ich hasse englische Bücher, weil ich mit dem deutschen Sprachwitz aufgewachsen bin, weil ich die deutsche Sprache mag, weil ich es auch lieber mag, eine gute Übersetzung ins Deutsche zu lesen, als ein englisches Original, das an der sprachlichen Genialität hörbar vorbeischrappt.
Die Idee in »Maltamaniac«, eine Handlung deutsch zu schreiben, die Dialoge jedoch in einer Fremdsprache darzustellen, ist nicht nur nicht neu, sie ist alt, wenn man Filme als Vergleich heranzieht. Aber gut. Immerhin war das ein Ansatz, den man der Autorin bei aller Liebe – oder auch Nichtliebe – zugutehalten muss. Aber das Ergebnis?
Ich selbst spreche Englisch seit gut vierzig Jahren. Es gab Zeiten, da war ich so gut drauf, dass ich anfing, englische Träume zu träumen. Es gab Zeiten, da habe ich Leute in London und Stockholm angerufen, um mich mit ihnen auf Englisch zu unterhalten, weil die ein Englisch sprachen, dass dagegen Wörterbücher verblassten. Heute ist mein Englisch alt und eingerostet, aber ich kann es noch als Englisch erkennen, wenn ich es geistig anfasse.
Das, was sich hier im Buch findet, ist das Englisch einer Deutschen. Es ist das simple Englisch einer Deutschen, die genug Englisch kann, um sich auf einem Terrain wie Malta gut behaupten zu können. Mehr aber auch nicht. Es ist kein Englisch, dass ich irgendjemandem anempfehlen würde, wenn er Englisch lernen möchte. Es ist kein Englisch, das man als Engländer oder als Angehöriger eines Landes, in dem Englisch eine Amtssprache oder doch weit verbreitet ist, wirklich verstehen würde. Es ist noch kein Denglisch, was sich hier findet, nein, aber es ist stellenweise nicht weit davon entfernt.
Und auch hier fehlt natürlich jegliches Korrektorat. Es ist nun einfach so, dass das gute Wort »Information« im Deutschen eine Pluralisierung zu »Informationen« erfahren kann, dass aber das Englische »information« einen Plural »informations« nicht nur nicht kennt, sondern dass dieser auch niemals »information’s« geschrieben würde.

Im Endeffekt wirkt sich die Verwendung englischer Dialoge dort, wo sie vermutlich auch real in englischer Sprache stattfinden würden – zum Beispiel zwischen der deutschen Hauptdarstellerin und maltesischen Bürgern –, im Buch deutlich hinderlich aus. Möglicherweise wäre es für den – insgesamt ja unterlassenen – Versuch, maltesischen Flair einzubringen, sinnvoller gewesen, dies mit deutschsprachlichen Mitteln zu versuchen, anstatt diesem örtlich völlig unspezifizierten Krimichen auch noch einen Sprachkurs aufzudrücken. Die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht nur nicht; sie kocht auch keinen Kaffee.

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