Walter Isaacson
STEVE JOBS
Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers
C. Bertelsmann, 2011, a. d. amer. Englisch: Antoinette Gittinger, Oliver Grasmück, Dagmar Mallett, Elfi Martin, Andrea Stumpf, Gabriele Werbeck, eBook (Kindle Edition), eISBN 978 3 641 07462 3
VORBEMERKUNG
Es ist nun schon einige Wochen her, dass ich die Jobs-Biografie gelesen habe. Es war gleichzeitig eine Premiere: Mein erstes eBook!
WORUM GEHT ES?
Um das Leben und Wirken von Steve Jobs, nicht nur, aber vor allem auch in Bezug auf Apple, auf Pixar, auf Next, vor allem aber auf Apple. Es geht um seine Art und Weise, die Dinge zu sehen, und das, was er für sich und Apple und all die anderen Firmen und Projekte, an denen er beteiligt war, als richtig betrachtete, umzusetzen und zu realisieren.
WIE IST DER STIL?
Ausgezeichnet. Das Buch liest sich flüssig und ausgesprochen spannend, nein: fesselnd trifft es besser. Es ist in der Printversion mit 704 Seiten (C. Bertelsmann, Hardcover) nicht sehr dünn geraten, aber es liest sich einwandfrei an einem Stück, unterbrochen nur von biologischen und sonstigen Bedürfnissen des Lesenden.
WAS GEFIEL NICHT?
Nichts.
WAS GEFIEL?
Dass der Autor, Walter Isaacson, freie Hand bei seinen Recherchen, Interviews und letztlich dem Manuskript hatte. Jobs hat nicht einmal darauf bestanden, das Buch zu lesen, bevor es erschien. Daraus resultiert eine Biografie, die auch die negativen, nicht so rosigen Seiten des Menschen Steve Jobs beleuchtet. Isaacson ist es gelungen, ein Bild von Jobs zu entwerfen, das realistisch wirkt, und auch, wenn man sich an manchen Stellen denkt, dass man mit so einem unangenehmen, oft unfreundlichen und verletzenden Menschen wie Jobs durchaus nicht ungern nichts zu tun hat haben wollen, so lässt sich am Ende nicht verleugnen, dass Jobs bei allen negativen Dingen, die man über ihn sagen konnte, vor allem eines war: faszinierend.
EIN PAAR ZITATE GEFÄLLIG?
Zitatquellen gäbe es durchaus reichlich in diesem Buch; ich habe nur zwei vom Ende ausgewählt (ohne Seitenangabe, weil es sich um ein eBook handelt[e]); die ersten beiden Zitate sind Aussagen von Steve Jobs selbst:
Ich meine nicht, dass ich rücksichtslos über andere hinweggegangen bin. Aber wenn etwas Mist ist, dann sage ich es den Leuten direkt ins Gesicht. Es ist mein Job, ehrlich zu sein. Ich weiß, wovon ich spreche, und normalerweise stellt sich am Ende heraus, dass ich recht habe. Genau diese Kultur wollte ich schaffen. Wir sind auf brutale Weise ehrlich zueinander. Jeder kann kommen und mir sagen, dass ich nur Müll daherrede, und ich kann jedem dasselbe sagen. Wir hatten etliche sagenhaft heftige Auseinandersetzungen, bei denen wir einander anschrien, und das waren mit die besten Momente, die ich je erlebt habe. Ich habe überhaupt kein Problem damit, vor allen anderen zu sagen: »Ron, dieser Laden sieht scheiße aus.« Oder etwa: »Oh Gott, die Konstruktion von dem hier haben wir total versaut.« Das würde ich demjenigen ins Gesicht sagen, der dafür verantwortlich ist. Diesen Einsatz muss man bringen, wenn man präsent sein will: Man muss die Fähigkeit haben, absolut ehrlich zu sein. Vielleicht gibt es eine bessere Art und Weise, so wie in einem Herrenklub, wo alle Krawatten tragen und sich in einer versnobten Sprache mit samtweichen, verschlüsselten Ausdrücken unterhalten. Aber diese Art und Weise ist mir unbekannt, denn ich komme aus der Mittelschicht Kaliforniens.
[…] Wir versuchen, mit den Talenten, die wir besitzen, unsere tief sitzenden Gefühle zum Ausdruck zu bringen, unsere Anerkennung für alle Beiträge vor uns zu zeigen und dem Fließen etwas hinzuzufügen. Das hat mich angetrieben.
ZU EMPFEHLEN?
Unbedingt. Und nicht nur für Apple-Fans.
NOCH WAS?
Bemerkenswert fand ich an dem Buch vor allem gegen Ende hin, dass es Isaacson sogar gelungen ist, Gefühle der Ergreifung zu wecken, und das völlig ohne Tränendrüsendrückerei, ohne Schmalz, ohne Kunstkniffe wie einer Überhöhung dessen, was er beschrieb. Im Gegenteil: Diese Ergreifung wirkt umso heftiger, weil Isaacson niemals die Distanz des Biografen verloren hat und bis zum Ende nicht verliert.