Wir sind von Deppen umzingelt. In der deutschen Schriftsprache grassieren sie wie eine Seuche. Auslassungszeichen, als Apostrophe bekannter, sind ebenso betroffen wie Bindestriche und Leerzeichen. Vermeintlich treten sie nur vereinzelt auf, nie gemeinsam, und doch scheint es mir, als sei diese vermeintliche Erkenntnis letztlich Ergebnis einer zunehmenden Betriebsblindheit. Denn die Zahl der Deppen, die den Umgang mit der deutschen Schriftsprache verlernt haben – oder noch dabei sind, es zu tun – nimmt rapide zu. Und das nicht nur im stillen Kämmerlein, sondern vor allem auch in der Wirtschaft.
Die Deppenapostrophe sind die erkennbar häufigsten Vergehen an der deutschen Schriftsprache. In einer Zeit, in der sich das Deutsche immer noch, immer wieder und in immer höherem Maße den massiven Angriffen des Englischen ausgesetzt sehen muss, brechen die Deppenapostrophe mit brachialer Gewalt Lücken in das korrekt geschriebene Deutsch.
Die Deppenbindestriche, die aus einer Phobie, aus krankhafter Bindestrichverschwendungssucht, einhergehend mit einer eklatanten Zusammenschreibungsangst, generiert zu werden scheinen, wirken unauffälliger, sind aber noch inflationärer und letztlich unnützer.
Und die Deppenleerzeichen wiederum sind das Ergebnis textlicher Paranoia, geschrieben von Autoren, die unter Bindestrichsparsamkeit ebenso leiden wie unter der Unsicherheit, ob nun ein Wort zusammengeschrieben wird oder nicht. Bindestriche sehen seltsam aus, die Zusammenschreibung ist schwer leserlich, also … Leerzeichen sind leer, sie wiegen nichts und kosten nichts. Und die Leertaste ist so schön praktisch breit.
Am Ende nehmen sich die apostrophischen, die bindestrichigen und die leergezeichneten Deppen die Kritik zu Herzen und pushen ein perfides Objekt deutsch geschriebener Schrift: die Binnenmajuskel, auch bekannter als CamelCase. In der Software findet sie sich, in der Werbung und im Marketing, die Feministinnen versuchen mit Hilfe der Kamelhöcker ihre Emanzipationsansprüche auszudrücken, verkennend, dass sie sich damit als dem Kamele gleich oder doch recht ähnlich outen, und die PolitikerInnen, die nicht aufhören können von Bürgerinnen und Bürgern, von Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern, von Beklopptinnen und Bekloppten, von Scheißinnen und Scheißen zu salbadern, die nutzen den Kamelrücken als Sparmaßnahme, um verbale Buchstabenverschwendung auszugleichen.
Ganz am Ende stehen unleserliche Texte. Ladenschilder, bei denen mir das kalte Kotzen kommt. Prosatexte, deren Bindestrichorgien meine Netzhäute zerstochern. Leerzeichen, durch die mein Verständnis in unbekannte Abgründe fällt. Und der Kamelrücken, der, was die Dummheit der Verwendung angeht, zumindest ehrlich ist. Und das mir, der ich schon Abkürzungen wie z. B. ca. für circa und evtl. für eventuell beziehungsweise bzw. für beziehungsweise als bestenfalls ungeschickt erachte. Mann.
www.deppenapostroph.de
www.deppenbindestrich.de
www.deppenleerzeichen.de
de.wikipedia.org/wiki/Binnenmajuskel
(Anm.: Die Website camelcase.de führt auf eine eher abstrus-uninteressante Website mit softwaretechnischem Gedöns. Die Website binnenmajuskel.de leitet auf eine Domain namens www.leere.seite um – was natürlich in die Hose gehen muss.)
Edit 26.12.2015: Die Seite www.deppenapostroph.de wurde lt. denic.de am 23.12.2015 gelöscht. www.deppenbindestrich.de wird von Malwarebytes geblockt. Auf camelcase.de wird nur noch ein @-Zeichen angezeigt; der Server von binnenmajuskel.de ist endgültig weg vom Fenster.