Inselnerven

Tagebuch eines Ostseeurlaubs, 03.10.2011

Ich betrachtete mich als wiederhergestellt. Manchmal noch meinte der Magen, zwicken zu müssen, und es gab noch ein anderes, winziges Problem, über das ich hier nicht referieren muss (»too much information, too much …«), aber das gab sich später auch.
Es war Tag der deutschen Einheit, wir fuhren zur Insel Poel. Die ist eigentlich keine Insel, weil über einen Damm mit dem Festland verbunden, aber wer ist schon so kleinlich?
Unser erstes Ziel war Timmendorf-Strand. Timmendorf auf der Insel Poel hat mit dem Timmendorfer Strand bei Lübeck nichts zu tun. Timmendorf-Strand auch nicht. Timmendorf-Strand ist ein kleines, schnuckliges Örtchen, mit einem kleinen Hafen – und einem Grenzübergang zur Bundesrepublik Deutschland in diesem Hafen! –, einem Leuchtturm, einem großen Campingplatz (wenn ich mich recht entsinne), einem Strand.
Und einem Spazierweg, den wir nahmen. Er war schmal, wild, ging manchmal dicht an der abfallenden Küste (nicht hoch, aber abfallend) vorbei (dichter, als es meiner mangelnden Schwindelfreiheit zuträglich war) und sollte an einem Ort namens Gausurt mit einem Parkplatz an einem richtigen Strand mit Sand und Breite enden. Wir kamen nicht ganz bis dahin, sondern gingen frühzeitiger zum Strand runter und liefen dann noch ein wenig Richtung Gausurt, kehrten später um und machten den ganzen Rückweg unten am Strand.
Nach den üblichen Diskussionen ließ S. Kim dann laufen, mal so, mal so, es ging ganz gut. (Mir war nicht ganz wohl dabei, aber ich vermute, ich bin im Augenblick einfach hysterisch [die Erklärung dafür wäre eine ganz andere Geschichte, die ich hier nicht erzählen werde].)
In Timmendorf-Strand nahmen wir dann an einem Imbissstand eine Currywurst und einen Backfisch und mussten feststellen, dass weitere Imbissbudenbesuche mit Kim nicht empfehlenswert waren. (Mein Gott, wie Hunde nerven können … bei allem Verständnis …)

Wir fuhren dann nach Gollwitz, gingen zum Strand rüber zur Insel Langenwerder (Vogelschutzgebiet, so vogelschutzgebietig, dass sich Hunde ihr nicht mal auf dem gegenüberliegenden Strand der Insel Poel nähern dürfen) (Menschen, nebenbei, die nicht nur des Lesens unkundig sind, sondern auch der völligen Verblödung anheimgefallen, die dürfen das offensichtlich trotz des ausdrücklichen Betretungsverbotes; ich hätte von den Ar***geigen ein Foto machen sollen, aber der Apparat war nicht am Mann).
Links rüber gab es einen Hundestrand, einen ganz tollen dazu: Er hatte einen (natürlich beschilderten, wir sind ja noch immer in Deutschland [Zeige- und Mittelfinger hierbei bitte senkrecht unter die Nase halten, einen Schnauzer bildend]) Hinweis auf seinen Anfang, aber kein Ende. Auch gut.

Wir fuhren danach noch ein wenig ziellos durch die Gegend. (Ich mag es, dort oben in Mecklenburg-Vorpommern Auto zu fahren. Aus irgendeinem Grund – es hat natürlich auch mit meinem Urlaub zu tun – kann ich da schleichen und zockeln, und niemand beschwert sich wirklich. Das mag zusätzlich zu meinem Urlaub daran liegen, dass auch die Leute dort irgendwie anders fahren – und viel weniger, denn das, was da oben an Verkehr stattfindet, lässt sich mit dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen und anderen Teilen Oberbayerns überhaupt nicht vergleichen. Nicht mal annähernd.)
Eigentlich waren wir auf der Suche nach einer Kaffee-und-Kuchen-Gelegenheit, wobei es S. weniger auf Kaffee und Kuchen, als auf ein dazu passendes Ambiente ankam. Aber da gab es keine Chance: Es ist überhaupt schwierig, in Nordwestmecklenburg, wo wir da cruisten – aber auch in den anschließenden Gebieten – Etablissements wie Restaurants und Cafés zu finden, die in touristisch erschlossenen Gebieten Bayern zur fast schon nervtötend präsenten Selbstverständlichkeit gehören.
Am Ende holte ich an der Tankstelle noch mal vier Dosen Paulaner Weißbier, eine Donauwelle für S. und bedankte mich bei der Tankstellenchefin für den Restauranttipp vom Vorabend.

Fazit des Tages: Der Hund nervt.

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