Wir. Bürger zweiter Klasse

Es gibt Neuigkeiten aus Westried. Hierzu goutiere man sinnvollerweise zunächst den Artikel im Murnauer Tagblatt vom 05.08.2015, zu finden auch im Web: hier.

Die Geschwindigkeitsanzeigen für Westried sind natürlich nicht, wie gefordert, bis Donnerstagabend installiert worden. Es hätte mich wahrlich auch gewundert.

Bemerkenswert ist der vorletzte Absatz, und hier vor allem die Aussage des Herrn Bürgermeisters: »Wann die Messanlagen im Murnauer Ortsteil aufgestellt werden, kann er im Moment noch nicht sagen.« Da ist der Bürger zweiter Klasse doch überrascht.
Und es würde mich nicht wundern, wenn wir Westrieder die Geschwindigkeitsanzeigen in 2015 nicht mehr zu sehen bekommen.

Noch interessanter ist die unauffällige Information von Herrn Krammer, die zuvor erwähnt wird. Da ist von Messanlagen an fünf Punkten im Ort die Rede. Und nicht erwähnt wird, dass auch die Messanlage am Ortseingang von Murnau, aus Richtung Bad Kohlgrub, kommend, erneuert wurde. Es ist also ganz offensichtlich so, als hätte man in Murnau richtig Geld ausgegeben – nur wieder für Murnau-Westried nicht.

Auch die Fantasie des Herrn Bürgermeisters ist beeindruckend: »Er könne sich gut vorstellen, hin und wieder an der Staatsstraße in Westried messen zu lassen, sagt der Rathauschef.« Sensationell, findet das der Bürger zweiter Klasse.
Tatsache ist, dass auch in der Vergangenheit in Westried schon Geschwindigkeitsmessungen durchgeführt wurden: ein bis zwei Mal im Jahr, für anderthalb bis zwei Stündchen, grundsätzlich zur verkehrsarmen Mittagszeit, niemals zu den Zeiten, zu denen die krassen Geschwindigkeitsüberschreitungen begangen werden: zu den Hauptverkehrszeiten morgens, abends und vor allem nachts. (Und darüber, wie plakativ die Kamera dabei immer aufgestellt wurde, will ich gar nicht lästern; es fehlten eigentlich nur Hinweisschilder und Lautsprecherdurchsagen als Warnung.)
Bei den letzten beiden sogenannten »Blitzmarathons« in Bayern, in denen die Waldstraße in Westried (d. i. die Abzweigung direkt gegenüber meines Wohndomizils) als Standort erwähnt war, ließ sich niemand blicken. Ich bin sicher, ich bekäme als Antwort, die Staatsstraße 2062 in Westried sei nicht lohnenswert, würde ich nachfragen – hier würde ja jeder vorschriftsmäßig fahren.

Über die Effektivität seiner Hin-und-wieder-Maßnahmen, die noch dazu nicht einmal versprochen sind, muss sich der Bürgermeister sicher keine Gedanken machen. Sinnvoller wären vermutlich Gedanken zur nächsten Wahl. Ich für meinen Teil – als Pirat – werde möglicherweise CSU wählen. Da weiß ich wenigstens, warum ich als Bürger zweiter Klasse behandelt werde und warum nichts für mich getan wird, außer mich um meine Steuern zu erleichtern.

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