Fluffiges Vergnügen

Aileen P. Roberts
THONDRAS KINDER: DIE ZEIT DER SIEBEN
Goldmann Fantasy 47057, Juni 2009, 600 Seiten, ISBN 978 3 442 47057 0

Nach viel Promotion in einschlägigen Zeitschriften und Magazinen, aber sicherlich auch im Netz, dürfte der Plot fast schon flächendeckend bekannt sein. In unregelmäßigen Abständen werden seit mehr als fünftausend Jahren sieben Lebewesen geboren, die als die sieben Kinder Thondras oder auch einfach »die Sieben« bekannt sind. Bei ihnen handelt es sich um besondere Kämpfer, die für die Seite den Sieg zu erringen suchen, für die sie kämpfen. Meist war das bislang die gute Seite; wenn das Böse sie in die Finger bekäme, sähe es schlecht für die Welt aus, in der dieser Roman spielt.

Aileen P. Roberts, Thondras Kinder 1
Der erste Teil eines zweibändigen Werkes behandelt die frühe Jugend der Sieben, wie sie von herumreisenden Zauberern aus Camasann gefunden und auf die Insel gebracht werden, um dort eine gründliche Ausbildung zu genießen, bis man am Neujahrstag nach ihrem siebzehnten Geburtstag herausfinden kann, ob sie zu den Sieben gehören oder nicht. Unter unglücklichen Umständen gerät Ariac, Abkömmling der Steppenkrieger, unterwegs unter die Räder und in die Fänge König Scurrs, der das Böse repräsentiert. Dort genießt Ariac eine höchst zweifelhafte Ausbildung, die ihn zu einem unerschütterlichen Anhänger Scurrs machen soll.
Aber so ganz haut das nicht hin, denn Ariac ist, wie es sich für einen Steppenkrieger gehört, ein sturer Bock, der längst nicht so einfach alles tut, was man ihm sagt. Und dann ist da noch Rijana, seine Freundin, die er auf der Reise nach Camasann kennenlernte und die er nie wirklich vergaß. Und als sie sich dann in einem Gefecht wiedertreffen, macht ihre Karriere einen Knick in eine gemeinsame Richtung …

Viel kann man über den Roman nicht erzählen, was die Handlung angeht. Im Nachhinein fasziniert, dass die Handlung eigentlich weitgehend unbedeutend ist. Da ist nichts von den fantastischen Epen anderer Autoren zu finden, nichts, was den Keim zukünftigen Fantasykults in sich tragen würde. Die ganze Geschichte handelt recht zügig und ohne große Winkelzüge eine naheliegende und vorhersehbare Entwicklung von sieben jungen Menschen hin zu den »Sieben« ab. Die Autorin benutzt keine sehr aufwendige Sprache, sie arbeitet nicht mit bombastischen oder beeindruckenden Bildern, sie entwickelt nicht einmal besonders auffällige, aus dem allgemeinen Fantasysumpf herausragende Hauptfiguren – im Gegenteil, an der Rijana findet man zum Beispiel mitunter fürchterliche Klischees, die eher zu einem Prinzessinnenpüppchen denn zu einer Kriegerin zu passen scheinen –, keine ebensolchen Nebenfiguren, nicht einmal Lebewesen, die man in einer anderen Fantasywelt vielleicht nicht finden würde: Orks sind da, Zwerge, Elfen – und natürlich Menschen. Aber sonst? Nichts. Nichts Besonderes, nichts Herausragendes.
Man fragt sich während der Lektüre manchmal schon, wieso Aileen P. Roberts bei Goldmann Fantasy untergekommen ist, mit diesem Werk. Kann es am zweiten Band liegen – den ich noch nicht gelesen habe? Ich denke nicht. Was ich allerdings sicher weiß, ist, dass dieses Buch einen schönen Zeitvertreib darstellt. Denn auch wenn die Handlung nicht außergewöhnlich ist, wenn die Figuren nicht ausgefallen sind, wenn da nichts ist, was Kult wäre oder werden könnte, so bleibt doch eines:
Ich lese in der heutigen Zeit ungern Wälzer. Ich lese noch weniger gern mehrbändige Werke (über »Thondras Kinder« habe ich in einem Interview gelesen, dass das Buch aus technischen Gründen zweigeteilt wurde). Ich stehe eher auf Kurzgeschichtensammlungen, die meinem Leseverhalten aufgrund der Gestaltung meiner Tage entgegenkommen. Aber: Das Buch »Die Zeit der Sieben« liest sich gut. Es liest sich einfach gut. Die Sprache ist, wie gesagt, nicht sehr aufwendig, sie ist auch nicht schludrig – sie ist gut, glatt, rund, angenehm zu lesen. Nicht mehr, nicht weniger. Das ganze Buch lässt sich am treffendsten als fluffiges Vergnügen beschreiben. Zwar bleibt am Ende nicht viel hängen, jedenfalls nicht mehr, was man nicht auch auf sechzig, achtzig, vielleicht hundert Seiten hätte abhandeln können … naja, eher sechzig. Aber am Ende hat man ein angenehmes, kurzweiliges, schnelles und schnörkelloses Buch gelesen, über das man auf jeden Fall nicht meckern kann.

2 Replies to “Fluffiges Vergnügen”

  1. Danke für deinen Kommentar. – Meine Kritik sollte nicht heißen, daß mir der Roman nicht gefallen hat. Es war in der Tat unterhaltsam, das erwähnte ich ja auch. Ein »tolles Buch« ist bei mir zwar anders, aber das ist ja jedermanns eigene, ganz subjektive Einstufung. Und zwischen einem solchen »tollen Buch« und dem, was man besser nicht lesen sollte, gibt es ja sehr viel Raum für Abstufungen.
    Klischees, ja … Wenn ich so darüber nachdenke, ist ja eigentlich alles ein Klischee, sobald jemand zum zweiten Mal darüber geschrieben (oder auch nur gesprochen hat) :)
    Die Charakter sind gut, ja, kein Zweifel. Für mich haben sie Aspekte, die ich ein wenig … naja, unlogisch nicht, eher unpassend, komisch, ein wenig übertrieben finde. Gerade Ariac z.B., mit seinem ganzen Stolz, erscheint oft genug nicht wirklich selbstbewußt. Und Rijana … Aber vielleicht liegt das auch daran, daß junge Menschen so sind – und ich sackenalter Kerl das einfach nur nicht mehr weiß :))

  2. Habe Thondras Kinder gelesen und fand es sehr unterhaltsam. Gerade der Schreibstil hat mir gefallen, da er flüssig zu lesen war und Raum für die eigene Fantasie lässt.
    Was das Klischee angeht, ich gebe da nichts darauf, den wenn man Rezis liest, egal von welchen Buch, irgendeiner wirft dem Autor garantiert vor, sich irgendwelcher Klischees zu bedienen. Ich denke, man hat mehr vom Bücher lesen, wenn man sie einfach als eigenständiges Buch liest, anstatt ständig zu vergleichen, das nervt einfach.
    Ich fand Thondras Kinder toll, besonders da die Charaktere Ecken und Kanten haben wie zB Ariac, der stolze Steppenkrieger, Rijana, die eher ängstlich und nicht mit sonderlich viel Selbstbewusstsein gesegnet ist, oder Rudrinn, der mit seiner flapsigen Art Spaß in die Sache bringt. Wäre doch langweilig, wenn sie alle göttliche Überhelden wären, die alles platt machen.