In klassischem Gewande

Paul Alfred Müller
FALSCHE MESONEN
Zukunftsroman aus dem Nachlass
DvR Dieter von Reeken, Lüneburg, 2013, Broschur (großformatig), 158 Seiten, ISBN 978 3 940679 77 2

VORBEMERKUNG
Paul Alfred Müller dürfte inzwischen auch unter seinem bürgerlichen Namen bekannt sein. Freder van Holk und Lok Myler sind es gleichermaßen.
Die Rechte am Werk des 1970 verstorbenen Autors, der einen Großteil seines Lebens hier in Murnau zubrachte, liegen heute bei Heinz J. Galle, einem bekannten Sammler und Literaturkenner auf dem fantastischen Sektor. Er hat bei diesem Buch – wie auch bei anderen Werken Müllers, die bei DvR erschienen und erscheinen – als Herausgeber fungiert und das Buch mit einem der üblichen fundierten Nachworte geziert.
Der Roman selbst war bisher nie veröffentlicht worden.

WORUM GEHT ES?
Die Geschichte hat klassischen Charakter, was deutsche SF der 30er, 40er Jahre angeht.
Ein Wissenschaftler experimentiert mit Halbleitern und stirbt dabei. Sein Bruder wirft einem anderen Wissenschaftler vor, den Tod verschuldet zu haben, und sinnt auf Rache.
Am Ende wird ein Irrtum aufgedeckt – und niemand wird der Sieger sein.

WAS GEFIEL?
Ich weiß es nicht. Spontan würde ich bestreiten, dass mir etwas an dem Buch überhaupt gefallen hat. Aber ich habe auch Hans-Dominik-Romane gerne gelesen, wenn auch vor vielen Jahren. Und in Müllers Geschichte, die Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre geschrieben wurde, besitzt genügend Elemente, die auch einen heutigen SF-Freund ansprechen, auch wenn zugegebenermaßen über allem eine etwas nostalgische Patina zu liegen scheint. Anders ausgedrückt: Der Roman ließe sich nicht als neuzeitlich verkaufen, keinesfalls. Man merkt einfach, wie alt er ist. Und dennoch –

WAS GEFIEL NICHT?
Eigentlich weiß ich auch das nicht. Es ist einerseits die Ambivalenz, die in der Lektüre steckte. Andererseits –
Ja, was mir wirklich nicht gefallen hat, ist die Unglaubwürdigkeit in der ganzen Handlung. Damals – noch in der Tradition seiner 30er- und 40er-Jahre-Werke à la »Sun Koh« und »Jan Mayen« – waren die Protagonisten solcher Romane gerne Einzelkämpfer. Sicher hatten sie einen Apparat hinter und unter sich, aber das waren gesichtslose Sklaven, nur ab und zu wurde einmal eine Figur ein wenig erhoben, meist sogar auf der Seite der Bösen, um die Identifikation mit den Guten angesichts einer vermeintlichen Übermacht zu erleichtern. Es gab da eben gerne diese Wissenschaftler, deren Wünsch und Sehnsucht nach endloser Macht, Ruhm und Reichtum, es gab Geld in rauen Mengen, ohne dass sich Autor oder gar Leser Gedanken darum machen mussten oder überhaupt konnten, woher es stammte, und wenn die Herkunft thematisiert wurde, dann waren es dubiose Quellen, geheime Organisationen, exotische Machthaber in ebenso exotischen Diktaturen.
Genau das steckt auch in Müllers »Falsche Mesonen«, und es erinnert mich vor allem an die ersten James-Bond-Filme.
Die ich nicht mag.

ZU EMPFEHLEN?
Für Müller-Fans, für Fans dieser Art von SF, für Sammler und für Leute, die Dieter von Reeken in seinem unermüdlichen Tun um die Erhaltung klassischer deutscher SF und Fantastik unterstützen wollen: Ja. Für alle anderen eher nicht.

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