Still at Passau (Bad Füssing V)

Tag 3, immer noch

Da hatten Hans T. und Nicky B. lange Jahre gewohnt. Da waren wir oft gewesen, zahlreiche Wochenenden. Da hatten wir Fanzines gemacht. A & P (oder AP – Agent Provocateur). Da hatten wir auf einem XT McCracken gespielt. Da hatten wir Pizza vom Lieferdienst. Da bin ich das erste Mal in meinem Leben fremdgegangen. Und habe es gleich bereut. Da hatten wir eine tolle Zeit. Sogar meine Mutter und meine Schwester waren mal da. Von da aus waren wir ewig oft im »Landsknecht«, der irgendwann unsere Rezeptur einer »Goaß« übernahm (1/2 Liter Cola, 1/2 Liter Aventinus [ein Weizendoppelbock von Schneider] und Eckes Edelkirsch, das alles in einem Maßkrug), der Einfachheit halber. Das war die Zeit mit Ünver H., mit Hans T., mit Nicky B., Frank L. und anderen, die ich nicht vergesse.
Ich wollte einfach nur sehen, ob das Haus noch steht. Ob es noch da ist. Ob es Erinnerungen abbilden kann. Ja. Es steht noch. Es ist noch da. Und es funktioniert, sich zu erinnern. Hans T. ist seit Langem in München und Umgebung, Nicky B. ist längst in Hamburg. Ünver H. ist immer noch da, wo er hingehört, und Frank L. wohl auch. Meine Mutter und meine Schwester sind da, wo sie hingehören. Und ich … ich bin rumgekommen und auch da, wo ich sein will, für den Augenblick.

Die Brunngasse 17, das Haus.

In einem hübschen Café mit lauter Mädels als Bedienungen und einem niedlichen, an den entscheidenden Plätzen überdachten Innenhof gab es noch ein Weißbier, Cappuccino, was zu beißen. Unter anderen Umständen wäre ich da hocken geblieben und würde vielleicht heute noch da hocken. Das war so ein Ort wie der McDonalds in Rabat und die Bar auf der El Kazr. Sitzen bleiben.
Es ging dann noch auf die Veste, die ich fast nicht gefunden hätte, weil ich sie als »Veste Hacklberg« im Kopf hatte. Unter dem Namen hatten wir sie im EinhornClan (FOLLOW, FC e.V., www.follow.de) als einen Teil eines Ortes in NeuClanthon nicht nur beschrieben, sondern auch kartografiert. Tatsächlich heißt sie »Oberhaus« …
Cruising durch’s Museum – die Geschichte Passaus, dazu Burgen im Mittelalter. Im zweiten Teil war der Raum beeindruckend, in dem mehr als bildhaft dargestellt wurde, was es hieß, in einer Burg zu leben: zweierlei. Kälte. Dunkelheit. Danach ins Burgcafé, auf ein schnelles Weißbier. Und dann heim.

Das Abendessen gab’s im »Kirchawirt« in Bad Füssing, nachdem dreitausend andere Varianten zu Optionen degradiert oder abgehakt wurden. Klassische bayerische Küche in ebensolchem Ambiente, mit Zithermusik – und ebenso voll wie die Pizzeria am Tag davor, gleiches Handling der Reservierungsproblematik.
Das Essen war … moooah! :) Hase, Wildschwein, Zubehör. Das Weißbier war eindrucksvoll, die Brauerei habe ich vor lauter Begeisterung vergessen. Die Nachbarn am Tisch waren Vollidioten, aus irgendeinem nichtdialektfähigen Sprachraum Deutschlands, pseudoneureiche Angeber, dick, fett, unangenehm, dazwischen ihr Gast, eine Ungarin. Als die ihr Essen bekamen, war der erste Griffe nicht der zur Gabel und zum Messer, sondern zu Salz und Pfeffer. Es gibt Menschen, die sollte man von jeglicher ordentlicher Ernährung einfach ausschließen. (Draußen vorm Haus stand so ein oberschwuler Q7 mit Diplomatenkennzeichen. Einen Augenblick … Aber Diplomaten sind nicht so versch***en dumm!)

[to be continued tomorrow]

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