Literarisches Halloween-Dinner im Café Weekend setzt Akzente

Monschau. Während in Monschaus Altstadt traditionell am letzten Oktoberwochenende die Geister spuken, sich zahlreiche Menschen mit Horrorkostümen verkleiden und schaurig-lustige Stadtführungen veranstalten, gab es in Wolfgang Kaevers »Café Weekend« eine andere Variation des Gruselfests: Die Besucher erlebten dort die letzten drei Jahre literarische Lesungen, die sich dem Unheimlichen widmeten. Corinna Griesbach, Autorin aus Monschau und Herausgeberin der Literaturzeitschrift HALLER, trug in der vergangenen Zeit vor allem aus eigenen Werken vor. Nun wollten sie und Gastronom Kaever neue Wege gehen: Die Idee eines Halloween-Dinners war schnell geboren: Im Eintrittspreis waren ein Essen, die Lesung und die neueste, mittlerweile neunte Ausgabe des HALLER mit ausgewählten Geschichten zum Thema »Halloween« enthalten.

Die Akteure des Halloween-Dinners (v.l.n.r.): Axel Bölling, Wolfgang Kaever, Daniel Fleuster, Corinna Griesbach, Fotokünstler Martin Schnell und Gerald Friese.

Zwei Autoren waren in das Eifelstädtchen angereist: Nicht allzu weit hatte es der Aachener Autor Axel Bölling, der sich bei der Inszenierung seiner Texte von Vorleser Daniel Fleuster unterstützen ließ. Neben Texten von Esther Schmidt und Michael Wenzel aus der neuesten HALLER-Ausgabe präsentierten sie mit Böllings »In der Gruft« eine interessante neue Spielart des Cthulhu-Mythos der großen Horror-Ikone H. P. Lovecraft. Geradezu lässig dahingeworfen und mit einigen bösen gesellschaftskritischen Seitenhieben kommt die Geschichte daher und endet – sehr typisch für die Erzählweise des Autors – mit einem Kracher im wahrsten Sinne des Wortes!
Gerald Friese, Autor, Schauspieler und Performer, war extra aus Stuttgart gekommen, um die Gäste mit seiner Darbietung zu verzaubern. Er fesselte durch seine Interpretation der Geschichten von Magda Reuter und Karin Jacob und präsentierte dann seinen eigenen, durchaus mit autobiografischen Bezügen durchwirkten Text »Das Beinhaus«, mit dem er seinen literarischen Anspruch unterstrich.

Brennt für die Literatur: Autor und Performer Gerald Friese.

Corinna Griesbach gibt den HALLER mittlerweile im fünften Jahr heraus. Die Monschauer Literaturzeitschrift versammelt ausgewählte Kurzgeschichten zu ausgeschriebenen Themen und erfreut sich einer immer größeren Beliebtheit. »Eigentlich ist der HALLER schon fast eine eigene Anthologie-Reihe«, so die Herausgeberin: »Das Ziel ist es, interessante Autoren zu veröffentlichen. Es gibt von ihnen so viele, die es wert sind, gelesen zu werden!«
In jeder Ausgabe werden neben Texten auch Bilder veröffentlicht; diesmal sind es Fotografien des Fotokünstlers Martin Schnell. Und so ist die Buchreihe ein seltenes Kleinod jenseits des großen Buchmarkts. »Wenn es sich auch um ein Eifeler Produkt handelt, stammen die Autoren doch aus dem gesamten deutschsprachigen Raum«, so Griesbach, »mit Eifelliteratur hat der HALLER eigentlich nichts zu tun.« Der für eine Literaturzeitschrift eher ungewöhnliche Name aber ist echt Eifel: Der Blick aus ihrem Arbeitszimmer fällt auf die bekannte Monschauer Ruine, deshalb wählte Corinna Griesbach den Namen für ihre Zeitschrift.
Ob es im nächsten Jahr wieder ein literarisches Halloween-Dinner geben wird? Wolfgang Kaever und Corinna Griesbach lassen sich nicht in die Karten schauen. Aber irgendetwas wird es schon sein müssen: »Die letzten Jahre haben ja gezeigt, dass die Kombination von unheimlicher Literatur und ›Happy Halloween‹ durchaus funktioniert«, so Kaever. Ein eigener Halloween-HALLER aber soll eine einmalige Sache bleiben. »Jeder HALLER erscheint zu einem eigenen Thema«, sagt Corinna Griesbach: »HALLER 10 wird das Thema ›Verborgene Fantasien‹ haben.« Dennoch: Die unheimliche Literatur hat in Monschau ihren Platz gefunden und wird wieder kommen – in welcher Form auch immer …
Bestellungen der neuesten HALLER-Ausgabe »Halloween« (Preis 5,00 EUR) unter www.literaturzeitschrift-haller.de oder telefonisch unter 02472/8025524 (Egl)

Lasen im Duett: Autor Axel Bölling und Vorleser Daniel Fleuster.

Fotos: H. Egerland

Kommentare sind geschlossen.