Gerd Frey
TÖDLICHE AUSSICHTEN
Kurzgeschichten (Dark Fiction)
Pandämonium Verlag, o. O., Juli 2013, Broschur, 252 Seiten, ISBN 978 3 9813482 8 6
VORBEMERKUNG
Gerd Frey kenne ich seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts. Als Briefpartner noch zu DDR-Zeiten, und seit vielen ANDROMEDA NACHRICHTEN-Ausgaben als Redakteur der Sparte »eGames«. Als Schriftsteller war er mir nie so deutlich aufgefallen, aber als er mir seine Kurzgeschichtensammlung »Tödliche Aussichten« anbot, war klar, dass ich nicht Nein sagen würde.
WORUM GEHT ES?
Fantastische Kurzgeschichten. Die Sammlung ist in fünf Kategorien aufgeteilt: magische, kosmische, dystopische, »phantastische« und satirische Geschichten.
In den magischen Geschichten zelebriert Gerd Frey seine Ansicht, wie Fantasy-Geschichten aussehen könnten – und nicht selten schimmert ein Stückchen Science Fiction durch. Die komischen Geschichten sind die eigentlichen SF-Geschichten, die dystopischen sind so dystopisch nicht, auch wenn Frey tapfer versucht, die Hintergründe immer ein wenig endzeitlich zu kolorieren. Die »phantastischen« Geschichten sind ziemlich genau das, was sie behaupten, zu sein – keine Hardcore-SF, aber eben erkennbar fantastisch. Die satirischen Geschichten am Ende sind im Grunde wiederum SF, mit schwer humoristischem Einschlag.
WIE IST DER STIL?
Fein. Ganz fein. Ich würde Gerd Frey als Kurzgeschichtenschreiber in die obere Mittelklasse einreihen, mit der Fähigkeit, die untere Oberklasse erkennbar anzureißen. Er weiß, was er tut, er weiß, wie das »Werkzeug« Kurzgeschichte funktioniert, wie man damit umgeht, was man damit erreichen kann, und man merkt ganz deutlich, dass er sich in diesem Metier sehr wohl fühlt. Im Großen und Ganzen funktionieren die Geschichten mit einem Gag am Ende, der ab beileibe nicht immer vorhersehbar ist – und selbst wenn mal eine Story dabei ist, bei der man sich denkt, dass hätte man ja schon geahnt, dann ist es eher ein: »Ha! Hab ich’s doch gewusst!« als ein gelangweiltes »War ja eh klar!«
WAS GEFIEL NICHT?
Das Buch.
Den Titel halte ich für unglücklich gewählt. Zwar heißt eine der Geschichten »Tödliche Aussicht«, aber im Zusammenspiel mit dem – von einem böse dreinblickenden Auge dominierten – Titelbild ergibt sich der irreführende Eindruck, es handle sich möglicherweise um Horrorgeschichten. Noch dazu, wo der Verlag sich Pandämonium nennt …
Aber vor allem vom handwerklichen Standpunkt ist das Buch nicht gelungen. Über das Bausparerformat DIN A5 kann man noch hinwegsehen. Die langweilige serifenlose Schrift möchte ich da schon weniger verkraften. Aber am wesentlichsten stört mich, dass der gut 250 Seiten umfassende Band 19,50 EUR kostet, was man günstiger hätte gestalten können, hätte man z. B. nicht einen Zeilenabstand von (gefühlt, nicht nachgemessen) 135 %, sondern die üblichen 120 % (ausgehend von der Schriftgröße) gewählt. Darüber hinaus hat der Layouter offensichtlich noch nie einen Blick in schön gemachte Bücher geworfen: kursive Überschriften, eingezogene erste Absätze, Schusterjungen, Hurenkinder, ein bisweilen fehlender Einsatz von Silbentrennungen (und damit die Vermutung erlaubend, dass hier einmal mehr Word als »Layoutprogramm« eingesetzt worden sein dürfte). Dazu ein bisweilen völlig abwesendes Korrektorat – manche Geschichten sind nahezu fehlerfrei, andere sollten offensichtlich als Abraumhalde für Tippfehler dienen und ersaufen förmlich in denselben.
WAS GEFIEL?
Die Geschichten und Gerds Schreibstil, wie oben erwähnt.
ZU EMPFEHLEN?
Ja.
NOCH WAS?
Zu empfehlen ist dem Pandämonium-Verlag allerdings auch, sich bezüglich der Herstellung gut aussehender Bücher schlau(er) zu machen. Über den Verlag ist wenig herauszufinden: Die auf Tobias Koenemann, Mainz, registrierte Domain pandaemonium-verlag.de weist im Impressum auf Uwe Siebert, Söhrewald, als verantwortlichen Verleger hin; ansonsten ist die Website im Aufbau befindlich (unklar, wie lange schon). An der ISBN ist erkennbar, dass hier seinerzeit ein 10er-Paket gekauft wurde, aber das heißt nichts; auch mein p.machinery hat mal klein angefangen.