Dummes kleines Weibervolk

Janice Hardy
DIE HEILERIN
(The Healing Wars: The Shifter, 2009)
Bastei Lübbe, Köln, März 2013, a. d. amer. Engl.: Frauke Meier, Taschenbuch, 286 Seiten, ISBN 978 3 404 20701 5

VORBEMERKUNG

Manchmal würde ich mir ein paar mehr Informationen zu einem Buch wünschen. Für manchen Leser mag es hübsch aussehen, vorne ein paar Zeilen über den Autor zu erfahren. Für mich wäre es wichtiger gewesen, zu wissen, ob das Buch zu einer Serie gehört …

WORUM GEHT ES?

Gevec ist ein kleines Land, bestehend aus lauter Inseln, das kürzlich von den Baseeri erobert und unterworfen wurde. Die Heiler von Gevec sind in einer Gilde organisiert, vorrangig junge Leute, die die Fähigkeit besitzen, Schmerz in sich aufzunehmen und an ein Element namens Pynvium – es bleibt unklar, ob es sich um Gestein oder Metall handelt – wieder abzugeben, bis dessen Kapazität erschöpft ist; nachfolgend wird das Pynvium zu Waffen aller Art verarbeitet, denn der Schmerz darin lässt sich natürlich wiederverwenden.
Nya ist keine Heilerin (auch wenn der Text auf der Buchrückseite es behauptet). Sie kann keine werden, denn sie ist zwar in der Lage, Schmerz aufzunehmen, aber nicht, ihn an Pynvium abzugeben. Stattdessen kann sie den Schmerz an andere Menschen abgeben – und das macht sie zu einer lebenden Waffe (da hat der Buchrückseitentext dann wieder recht).
Nyas Schwesterlein Tali ist in der Gilde – und verschwindet. Und andere seltsame Dinge ereignen sich, bis klar wird, dass es nicht nur kein Pynvium mehr gibt, sondern auch, dass der Erhabene, der Chef der Heilergilde, Böses plant. Und das geht ja nun gar nicht …

WIE IST DER STIL?

Eigentlich recht gut zu lesen, recht locker, leicht, einfach formuliert, nicht über die (sinnvollen) Maßen komplex und kompliziert.

WAS GEFIEL NICHT?

Die Figuren. Ich habe keine Informationen über die Zielgruppe dieses Buches, aber ich würde hier einmal mehr jugendliche Mädchen so zwischen 12 und 14, vielleicht auch 11 und 13 vermuten. Denn die hauptsächlich weiblichen Figuren – es gibt natürlich auch ein paar Männer, aber das sind eher nebensächlichere Nebenfiguren, nebensächlicher, als die weniger wichtigen weiblichen Nebenfiguren – sind … zickig, ja, genau das. Zu einem Textausschnitt, den ich noch zitieren werde, habe ich mir »ungehorsame Zickenweiber« notiert, und auch der Titel dieser Rezension zeigt, wie ich die Figuren empfunden habe.
Wenig gefallen hat mir auch der Eindruck, es handle sich um ein Buch aus einer Serie. Vorne im Buch werden zwei weitere Titel der Autorin erwähnt, aber es findet sich kein Hinweis auf einen möglichen Zusammenhang zu »Die Heilerin«. Das ist insofern unangenehm, als es zwei, drei Aspekte im Plot gibt, die angedeutet, aber nicht ausgeführt werden, man jedoch den Eindruck hat, dass sie wichtig genug wären, dass man sich vielleicht für die ganze Geschichte, die einem hier vorenthalten wird, interessieren sollte.

WAS GEFIEL?

Etwas herausragend Positives ist mir nicht aufgefallen.

EIN PAAR ZITATE GEFÄLLIG?

Die folgenden Zeilen leiten das zwölfte Kapitel ein (Seite 163 f.):

Höllenqualen rissen mir die Knie unter dem Körper weg. Ich brach neben Talis Pritsche zusammen. Messer rotierten in meiner Lunge, Nadeln bohrten sich in meinen Bauch. Schmerzen, für die ich nicht einmal Namen hatte, fraßen sich durch meine Gelenke. Ich stöhnte, und selbst das tat weh. Wie hatte Tali das nur so lange aushalten können?
»Oh nein, Nya, nein!« Tali glitt von ihrer Pritsche, ging neben mir in die Knie und bewegte sich so schwerfällig, als rechne sie damit, dass jede Bewegung schmerzen müsse. Aber das war nun mein Part.
»Lauf«, hauchte ich. »Beeil dich.«
»Warum hast du das getan? Du hättest es nicht tun dürfen.«
»Geh. Danello. Brauch. Dich.« Jedes Wort zog sich wie eine scharfe Klinge über meine Zunge.
Sie schlang die Arme um mich. »Ich lasse dich nicht allein.«
»Geh!«
»Nicht ohne dich.«
Die Vierlitzerin, die ich überwältigt hatte, mochte inzwischen wieder zu sich gekommen sein. Schon bald würde jemand sie finden – falls das nicht schon geschehen war. Ich biss die Zähne zusammen und sammelte so viel Schmerz, wie ich nur konnte, in dem Hohlraum zwischen Herz und Bauchraum. Der Schmerz ließ ein wenig nach, aber ich konnte ihn dort nicht lange festhalten. Meine Finger prickelten, drängten mich, den gesammelten Schmerz fortzupressen.
Wenn ich nur könnte.
»Tali, du musst gehen«, keuchte ich, hielt mich krampfhaft an den Worten fest. »Wenn sie dich schnappen, könnten sie dich töten.«
Zorn verfinsterte ihre Miene. »Das haben sie schon versucht.«
»Dann verschwinde, ehe sie’s noch einmal tun.«
»Ich lass dich nicht allein.«
Die Tür wurde geöffnet, und Tali schnappte keuchend nach Luft.
[…]

Bei so was – auch in Filmen – packt mich immer der Wunsch, jemanden (hier: Tali) über’s Knie zu legen und zu vertrimmen.

ZU EMPFEHLEN?

Nein.

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