Katzenhasser, ausgeschissen?

Erin Hunter
WARRIOR CATS
In die Wildnis

Warrior Cats – Into the Wild (2003); Übers. a. d. Englischen: Klaus Weimann, Umschlag & Artwork: Hauptmann und Kompanie Werbeagentur, Hanna Hörl; Beltz & Gelberg, 2008, Hardcover, 300 Seiten, ISBN 978 3 407 81041 0

Lustig, was man alles noch entdeckt, wenn man ins Impressum schaut, während man die Rezension vorbereitet. Erin Hunter ist ein Pseudonym für drei Autorinnen: Eine hat die Ideen, die anderen beiden die Arbeit. Oder dass alle drei Autorinnen Spaß an Katzen haben – erstaunlich. Oder dass das Buch in neuer Rechtschreibung – die Sprache ist nicht angegeben – veröffentlicht wird. Wer wirklich für das Titelbild mit den hochglanzaufgedruckten Katzenaugen wie auch für die beiden Karten vorne und hinten auf den Innenumschlagseiten verantwortlich zeichnet, erfährt man indes nicht. Naja, vielleicht Hanna Hörl. Oder Hauptmann, Herr oder Frau? Oder Kompanie, wer immer das ist.

Zur Sache. Das Buch macht es einem Rezensenten in jeder Beziehung einfach. Der Klappentext sagt: »›Folge deinem Herzen, junger Feuerpfote. Er hörte in seinem Inneren den Widerhall der Worte, die Löwenherz zu ihm gesprochen hatte. Das wird eines Tages aus dir einen starken Krieger machen.‹ – Seit uralten Zeiten leben tief verborgen im Wald vier wilde KatzenClans. Voller Sehnsucht nach Freiheit verlässt Hauskater Sammy seine Zweibeiner, um sich dem DonnerClan anzuschließen. Doch nicht alle Katzen trauen ihm, denn die Zeichen im Wald stehen auf Kampf. Der SchattenClan versucht, mehr Jagdrechte zu erzwingen und fordert die anderen Clans heraus. So kommt die Zeit, in der sich Sammy, der nun den Namen Feuerpfote trägt, beweisen muss …«
Und damit ist eigentlich alles Wichtige zusammengefasst. Nicht, dass das Buch selbst nicht facettenreicher wäre, aber wer bin ich, euch irgendwas von diesem ersten Band einer längeren Serie von Büchern zu verraten? Ich bin doch nicht blöd.
Das Buch selbst liest sich: toll. Es ist flüssig geschrieben. Es ist ordentlich übersetzt, ordentlich lektoriert und bis auf zwei oder drei winzige Fehler (mindestens ein »Sie« statt einem »sie«) makellos. Es gibt keinen auch nur Bruchteile einer Sekunde langen Hänger. Es gibt keine Längen, keine Handlungselemente, die man sich hätte sparen können, keine unnötigen Gewalttätigkeiten – was der Zielgruppe auch nicht angemessen wäre –, keine völlig die Handlung störenden Sex- oder sonstige Katzenknutschszenen. Nichts dergleichen.
Was es gibt, das ist eine spannende Geschichte einer Hauskatze, die in die Wildnis geht und mit den Vorurteilen geborener Wildkatzen zu tun bekommt. Es gibt Katzenkämpfe noch und nöcher. Es gibt eine Überläuferin, die sich als rettendes Element erweist – mehr als einmal. Es gibt eine fette – und wenn ich fett sage, dann meine ich fett – Intrige. Es gibt Machtkämpfe, es gibt ein Katzengefecht, es gibt einen unterlegenen Anführer, einen KatzenClan, der sich neu aufstellen muss, wie man heute so schön sagt, und vieles, vieles mehr.
Was es gibt, das ist ein tolles Buch. Als Zielgruppe würde ich Katzenfans aller Altersklassen ausmachen. Aber auch Jugendliche, vor allem Mädchen, naja, so ab 10, 12 Jahren, eher 12, denke ich. Bei Jungs, fürchte ich, funktionieren diese Wildkatzen nicht so gut, da wären größere Viecherln angesagter. Aber egal.

Wenn die Serie so weitergeht – diverse Folgebände sind ja schon längst auf dem Markt –, dann ist das eine hübsche Sorte Fantasy für Viecherfans. Zum kurzweiligen Lesevergnügen hat das vorliegende Buch jedenfalls alles gehabt, was man für ein kurzweiliges Lesevergnügen – mit der Betonung auf »kurzweilig« und »Vergnügen« – braucht. Und das sagt ein bekennender Katzenhasser :)

Apropos Hasser. Was ich hasse, das sind diese Marketingfuzzis, die meinen, dass man auf jedes Buch vorne irgendeinen Aufkleber draufmachen muss, und dann diese Produktionshansln, die nicht in der Lage sind, Aufkleber mit einem Klebstoff auszuwählen, den man entfernen kann, ohne das Cover zwangsläufig zu zerstören. Denn entfernen muss man den Aufkleber, den irgendein Titelbildpäderast mitten auf die – sorry: – »Katzenfresse« geklebt hat. Dieses ganze Volk kann froh sein, dass ich das Cover nicht gemacht habe –

Diese Rezension ist eine Vorabveröffentlichung aus MAGIRA – JAHRBUCH ZUR FANTASY, Ausgabe 2010, die Anfang August 2010 erscheinen wird. Weitere, jeweils aktuelle Informationen und Bestellmöglichkeiten finden sich auf www.magira-jahrbuch.de.

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